Marktgemeinde Pöttmes1. Bürgermeister Franz SchindelePöttmes (Lkr. Aichach-Friedberg) liegt am Rande des Donaumooses und grenzt direkt an den Lkr. ND-SOB.
Zur Marktgemeinde gehören neben dem Hauptort selbst die Ortsteile Ebenried, Echsheim, Grimolzhausen, Gundelsdorf, Handzell, Immendorf, Kühnhausen, Osterzhausen, Reicherstein, Schnellmannskreuth, Schorn und Wiesenbach. Pöttmes (6.500 Einwohner) bildet zusammen mit der Gemeinde Baar (1.200 Einwohner) eine Verwaltungsgemeinschaft.
Herr Bürgermeister Schindele, Pöttmes kann auf eine 1.500-jährige Geschichte zurückblicken?
Ja. Der Ort wurde im 6. Jhd. gegründet und trug den Namen Petinmos, hergeleitet vom Sippenältesten Peto und dem angrenzenden Donaumoos. 1280 erwarb Hiltprant von Gumppenberg die Vogtei über das Dorf, das nun Bettmos genannt wurde. Seit dieser Zeit ist die Geschichte Pöttmes’ mit der freiherrlichen Familie von Gumppenberg verbunden. 1324 wurde Pöttmes das Marktrecht verliehen mit Sitz und Stimme im Bayerischen Landtag. In dieser Zeit besaß Pöttmes schon die hohe Gerichtsbarkeit.
Zeitzeugen der Geschichte sind wohl die beiden Markttore und das Schloss?
Das Schloss ist 300 Jahre alt. Vorher hatten die Gumppenbergs ihren Sitz in einer großen Burganlage auf dem Gumppenberg, die aber im Schwedenkrieg (30-jähr. Krieg 1618-48) niederbrannte und nicht mehr aufgebaut wurde.
Am Marktplatz sind ja große Sanierungsmaßnahmen geplant bzw. im Gange?
Wir bauen gerade ein altes Brauereigebäude um, das wir vom Baron von Gumppenberg gekauft haben. Dort wird das neue Rathaus untergebracht. Im August dieses Jahres wird es von der Verwaltung bezogen und im September soll die Einweihungsfeier für die Öffentlichkeit stattfinden. Dieses große Projekt wird uns knapp 4 Mio Euro kosten! Anschließend wird im Westteil des Brauereigebäudes eine Gastronomie entstehen, wofür wir einen langfristigen Pachtvertrag mit der Brauerei Kühbach geschlossen haben. Auch der Marktplatz selbst soll nach historischem Vorbild umgestaltet werden. Dies ist aber nur möglich, weil wir durch die Städtebauförderung der Regierung von Schwaben unterstützt werden.
Haben Sie angesichts der Finanzkrise und der befürchteten wirtschaftlichen Verschlechterung keine Sorge, sich mit diesen großen Projekten finanziell zu übernehmen?
Die Wirtschaftskrise wird sicherlich auch die Kommunen treffen und unsere Verschuldung wird etwas nach oben gehen. Wir können uns diese Sanierungsmaßnahmen nur erlauben, weil wir von einem guten Fundament mit guten wirtschaftlichen Daten starten und über die Städtebauförderung Zuschüsse bekommen.
Wie hoch ist die Pro-Kopf-Verschuldung in Pöttmes?
Wir sind finanziell gut aufgestellt und haben eine relativ niedrige Pro-Kopf-Verschuldung von 88 Euro. Diese werden wir zwar nicht halten können, weil wir große Baumaßnahmen vor uns haben. Wir werden aber aufpassen, dass wir uns nicht so hoch verschulden und die Baumaßnahmen dementsprechend zeitlich so einplanen, dass es passt. Das Rathaus haben wir schon jetzt zur Hälfte bezahlt.
Sind im Bereich Kanalisation und Abwasserbeseitigung auch größere Investitionen notwendig?
Wir haben bereits einen hohen Grad der Erschließung hinsichtlich Kanalisation und Kläranlagen. In Osterzhausen ist jedoch die alte Kläranlage nicht mehr funktionstüchtig und muss erneuert werden. Die Ortschaft Pertenau muss an die Kanalisation in Pöttmes angeschlossen werden, in Grimolzhausen die 50 Jahre alte Kanalisation erneuert und vergrößert werden, da sie schadhaft ist und auch das Oberflächenwasser nicht mehr ganz aufnehmen kann.
Wie viel wird das Ganze kosten?
Wenn man alle drei Projekte im Bereich der Entwässerung zusammen nimmt, liegt das Investitionsvolumen bei zwei bis drei Millionen Euro. Alle Maßnahmen zusammen werden wir jedoch nicht in einem Jahr durchziehen können.
Pöttmes hat sich in den letzten Jahren zu einer kleinen „Stadt“ entwickelt.
Wir sind ein Kleinzentrum mit 6.500 Einwohnern und haben ein großes Einzugsgebiet, das sich bis Königsmoos und Ehekirchen erstreckt. Das sieht man schon daran, dass wir 5 allgemeine Ärzte haben, eine Internistin, 2 Zahnärzte, 2 Apotheken, 4 Supermärkte und Aldi zeigt auch Interesse.
Wie sieht es im Bereich Gewerbe aus?
Wir haben eine Wirtschaftsstruktur mit sehr vielen Handwerks- und kleineren Betrieben und wenigen mittelständischen Unternehmen. Großbetriebe gibt es bei uns keine. Es hat aber auch seine Vorteile, wenn die wirtschaftliche Entwicklung eines Orts nicht von einem Großbetrieb geprägt wird. „Wenn Audi hustet, hat die Region Ingolstadt Grippe“, heißt es nicht umsonst. Eine große, breite Streuung mit vielen kleinen Betrieben wie in Pöttmes minimiert auch das Risiko. Wir haben aufgrund dessen zwar keine hohen Gewerbesteuereinnahmen, sie liegen aber immer ziemlich konstant bei 900.000 Euro bis knapp 1 Mio Euro. Unsere größte Einnahmequelle ist die Einkommenssteuer mit etwas über 2 Mio Euro.
Wo sehen Sie die Pluspunkte der Marktgemeinde Pöttmes?
Wir haben eine absolut wunderschöne Naturlandschaft mit sehr vielen Freizeitmöglichkeiten, wie z.B. am Mandlachsee bei Handzell. Wir sind eine sehr familienfreundliche Gemeinde mit einer ganz tollen Infrastruktur. Wir haben eine Kinderkrippe für Kinder ab1 Jahr, 4 Kindergärten in unserer Gemeinde, einen Kiga-Bus, der die Kleinen von den Ortsteilen zu den Kindergärten transportiert. Die Grundschüler unserer Grund- und Hauptschule können an der Nachmittagsbetreuung in den Kindergärten teilnehmen. Die Hauptschüler haben die Möglichkeit im Rahmen einer offenen Ganztagsschule die Nachmittagsbetreuung an der Schule wahrzunehmen. Damit können wir punkten.
Und wo hapert es?
Wir haben keine große Erschließungsstruktur, also keine Autobahn und keinen Bahnanschluss, aber dafür diese „weichen“ Standartfaktoren, wie vorher erwähnt. Außerdem beleben 75 Vereine in unserem Gemeindegebiet das örtliche Freizeitangebot.
Was wird der jüngeren Generation geboten?
Wir haben keinen öffentlichen Jugendtreff, aber einige private. Die Jugendlichen können sich in den Vereinen integrieren. Unser Jugendreferent beabsichtigt im Frühjahr ein Jugendparlament mit den Jugendlichen zu bilden, um sie stärker in die politischen Entscheidungen mit einzubinden und ihnen ein Sprachrohr zu geben, wo sie ihre Wünsche äußern können.
Was bereitet Ihnen kommunalpolitisch Kopfschmerzen?
Natürlich gibt es auch Probleme wie z.B. beim Geh-/Radweg von Grimolzhausen nach Sandizell. Eine Stellungnahme vom Staatl. Straßenbauamt bereitete uns große Probleme. Umplanungen und in Folge dessen auch neue Grundstücksverhandlungen waren notwendig, die sich als schwierig erwiesen. Aber ich bin optimistisch und hoffe, dass wir nach den Änderungen doch noch bauen können.
Sie haben letztes Jahr den langjährigen Bürgermeister Johann Schmuttermeier abgelöst, sind also ziemlich neu im Amt. Was haben Sie vorher gemacht?
Ich bin Garten- und Landschaftsbautechniker und war bei der Stadt Augsburg angestellt. 25 Jahre lang war ich im Amt für Grünanlagen- und Naturschutz tätig, war zuständig für das „öffentliche Grün“ und habe 20 Mitarbeiter geleitet. Es war ein schönes und angenehmes Arbeiten in Augsburg und ich habe deshalb auch mit etwas Wehmut meinen Arbeitsplatz gewechselt, als ich überraschend zum Bürgermeister gewählt wurde. Jetzt bin ich aber froh, dass ich hier Bürgermeister sein darf, denn es ist eine wunderschöne Gemeinde mit angenehmen Leuten. Es ist auch eine spannende Aufgabe, die mir bisher Spaß macht und ich hoffe, dass ich Einiges positiv für Pöttmes bewegen kann.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Gesundheit, denn nur dann ist man auch leistungsfähig und kann gut arbeiten. Weiterhin eine harmonische und sachliche Zusammenarbeit in der Gemeindeverwaltung und im Gemeinderat. Dass meine politische Arbeit nie von persönlichen oder parteipolitischen Schwierigkeiten getrübt wird. Dass der Gemeinschaftssinn zwischen dem Kernort und den Ortsteilen weiter wächst und die Gemeinde ihre positive Entwicklung festigt.
Was möchten Sie unseren Lesern mitteilen?
Es lohnt sich, politisch aktiv zu sein. Man sollte sich als Bürger nicht nur auf den Zuschauerrängen bewegen, sondern sich aktiv als Spieler einmischen und für die Gemeinde einsetzen. Wir sitzen alle in einem Boot, können nur gemeinsam etwas erreichen und da sind auch die Bürger gefragt. Unsere Demokratie kann nur dann leben, wenn sich auch die Gesellschaft für das politische Leben interessiert. Politik geht jeden an!