Do. Mrz 28th, 2024

Wenn am Mittwoch um 11.10 Uhr der Mallorca Shuttle „AB 9142“ von Ber­lin-Tegel nach Palma de Mallorca startet, ist das kein Flug wie jeder an­dere. Denn vor genau 25 Jahren, am 28. April 1979, hob zum ersten Mal ein Jet von Air Berlin zur Lieblingsinsel der Deutschen ab. Die vierstrah­lige Boeing 707 war vom „Berliner Flug-ring“ (BFR) gechartert worden und hatte 178 Gäste an Bord. Gesteuert wurde sie von Kim Lundgren, dem Präsidenten der amerikanischen „Air Berlin Inc.“

Weil nach dem verlorenen II. Weltkrieg nur Flugzeuge der Siegermächte die alte deutsche Reichshauptstadt anfliegen durften, hatte der ehemalige Pan-Am-Pilot Kim Lundgren seine neu gegründete Firma in seiner Heimat, dem US-Bundesstaat Oregon, ins Handelsregister eintragen lassen. Da­her trug die Boeing 707 auch ein US-Kennzeichen. Air Berlin war damals eine 100-prozentige Tochter des amerikanischen Lelco-Konzerns, der Kims Vater Leonard Lundgren gehörte.

1981 wurde die Boeing 707 durch eine zweistrahlige B 737 ersetzt, 1986 kam eine zweite Maschine hinzu. In den ersten zehn Jahren ihres Beste­hens beförderte die amerikanische Air Berlin insgesamt 1,5 Millionen Pas­sagiere zu Zielen rund ums Mittelmeer und in die USA. Mallorca blieb die wichtigste Destination.

Mit der deutschen Vereinigung verloren die Alliierten ihre Sonderrechte in Berlin. Kim Lundgren stand vor der Alternative, sich deutsche Mehrheits­Gesellschafter zu suchen oder seine Firma zu schließen. In dieser unge­mütlichen Lage traf er Joachim Hunold, der bis dahin Marketing- und Ver­triebs-Direktor der LTU war, damals Deutschlands größte Ferienflug Ge­sellschaft. Am 16. April 1991 wurde die „Air Berlin GmbH & Co. Luftverkehrs KG“ gegründet. Hunold wurde alleiniger Geschäftsführer und übernahm zunächst den größten Teil des Gesellschaftskapitals. Bald fand er neue Partner und Geldgeber: die Brüder Severin und Rudolf Schulte aus Sundern, Mitinhaber der Haushaltsgerätefabrik Severin; den ehema­ligen stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Bank für Gemeinwirt­schaft (BfG) Hans-Joachim Knieps, und den früheren LTU-Geschäftsführer Werner Huehn. Diese Männer der ersten Stunde sind heute noch an Bord; auch Kim Lundgren, inzwischen 61 Jahre alt, der 26 Prozent der Geschäftsanteile hält.

Unter Joachim Hunolds Leitung nahm die neue Air Berlin einen rasanten Aufschwung. 1992, das Unternehmen besaß damals zwei Boeing 737-400, wurden 400.000 Gäste befördert. 2003 waren es bereits 9,6 Millio­nen. Air Berlin ist damit Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft. Für das laufende Jahr peilt die Airline 11,6 Millionen Gäste und mehr als eine Milliarde Euro Umsatz an. Das erfolgreich abgeschlossene erste Quartal 2004 gibt Anlass zu der Hoffnung, dass diese Ziele erreicht werden.

Air Berlin beschäftigt derzeit 2.200 Mitarbeiter und hält 45 Flugzeuge in der Luft. In Palma de Mallorca, Europas wichtigstem Ferienflughafen, wurde die Berliner Airline 2003 mit 2,9 Millionen beförderten Passagieren absoluter Marktführer. Zu diesem Erfolg trug vor allem der 1998 einge­führte Mallorca Shuttle bei, der zwölf deutsche Städte mindestens einmal täglich mit der Balearen-Insel verbindet. Dazu startet Air Berlin noch von fünf weiteren deutschen Airports nach Palma – insgesamt 222 mal in der Woche. In ganz Spanien sind die Berliner heute die größte ausländische Airline.

Mit dem Ende 2002 eingeführten City Shuttle, der acht deutsche Airports mit europäischen Metropolen wie London, Rom, Mailand, Zürich, Wien, Barcelona und Budapest verbindet, gelang Air Berlin ein weiterer Wachs­tums Sprung. Die Gesellschaft wurde auf Anhieb zum größten deutschen Low-Cost-Carrier und zur Nr. 3 in Europa. Das Geschäftsmodell von Air Berlin gilt heute als Vorbild für die Branche. Über den Erfolg vergisst man jedoch nicht die Kontinuität: Shane Lundgren (43), der Sohn des Firmen­gründers, fliegt jetzt als Kapitän bei Air Berlin.

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