Bundesweit 1,3 Millionen Betroffene – Gefahr des vermehrten Alkoholkonsums an WeihnachtenIngolstadt – Die Zahl der Rauschtrinker in Bayern ist weiter angestiegen, aber nicht so stark wie in vielen anderen Bundesländern.
Aktuellen Daten der KKH Kaufmännische Krankenkasse zufolge wurden im vergangenen Jahr im Süden rund 33 Prozent mehr Versicherte wegen einer Abhängigkeit, Entzugserscheinungen, eines akuten Rausches oder psychischer Probleme aufgrund von Alkohol ärztlich behandelt als noch zehn Jahre zuvor. Damit liegt Bayern unter dem bundesdurchschnittlichen Plus von 37 Prozent. Den größten Anstieg registriert die KKH mit 68 Prozent in Sachsen-Anhalt, das geringste Plus von 18 Prozent in Hamburg.
Bundesweit haben zuletzt rund 28.000 KKH-Versicherte einen exzessiven Alkoholkonsum an den Tag gelegt. Hochgerechnet auf die gesamte Bevölkerung sind das 1,3 Millionen Menschen. In Bayern sind demnach etwa 185.000 Frauen und Männer betroffen. Die Dunkelziffer dürfte allerdings weitaus höher sein, denn die Krankenkassendaten erfassen nur ärztlich diagnostizierte Fälle.
Durch die Corona-Krise hat sich die Situation noch einmal zugespitzt: So hat eine von der KKH beauftragte forsa-Umfrage bereits gezeigt, dass fast ein Viertel der regelmäßigen Alkoholkonsumenten seit der Pandemie häufiger zur Flasche greifen. Auch zur Weihnachtszeit und an Silvester steigt der Alkoholkonsum für gewöhnlich an, denn die Verlockung durch Glühwein, Punsch & Co. ist groß. Vor allem Menschen, die bereits reichlich Alkohol trinken, laufen in diesen Wochen Gefahr, einmal mehr über die Stränge zu schlagen und in der Folge noch mehr Hochprozentiges zu konsumieren, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Außerdem ist bei Ex-Süchtigen das Risiko für Rückfälle in der Weihnachtszeit, aber auch in Krisenzeiten größer.
„Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn gesunde Menschen hin und wieder ein Glas Rotwein zum Essen oder ein kleines Bier trinken, gerade auch an den Feiertagen“, sagt Josef Hollinger vom KKH-Servicezentrum in Ingolstadt. Allerdings sei es wichtig, die Grenzen im Blick zu behalten. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bewegen sich gesunde Frauen bereits bei mehr als 0,3 Liter Bier und gesunde Männer bei mehr als 0,6 Liter Bier pro Tag in einem gesundheitlich riskanten Bereich. „Egal, ob Mann oder Frau: Mindestens zwei Tage in der Woche sollten alkoholfrei sein“, betont Hollinger.
Gesundheitsschädlicher Alkoholkonsum gilt als Mitverursacher für zahlreiche Krankheiten, unter anderem Bluthochdruck, Übergewicht, Leberzirrhose und Krebs. Vor allem Rauschtrinken ist besonders riskant, weil es darüber hinaus akute Schäden wie Alkoholvergiftungen und Verletzungen zum Beispiel durch Stürze sowie Gewalt nach sich ziehen kann. Das Robert Koch-Institut spricht von Rauschtrinken, wenn Betroffene mindestens einmal im Monat sechs oder mehr alkoholische Getränke bei einer Gelegenheit, beispielsweise bei einer Feier, konsumieren. – KKH