Neuburg / Bergen – Der musikalische Leiter des Neuburger Liederkranzes, Martin Göbel und die Flötistin Nicola Göbel gehen mit der Wahl der französischen Komponisten Gabriel Fauré, Cécile Chaminade und Francis Poulenc fürs 35. Baringer Kirchenkonzert einmal ganz neue Wege.Am Sonntag, dem 27.10.2024 um 17 Uhr werden das Requiem von Fauré, ein Concertino von Chaminade und Poulencs „Gloria“ im Baringer Münster aufgeführt werden.
Der Chor des Liederkranzes, das Orchester Dieter Sauer, ergänzt durch Neuburger Musiker, werden erklingen. Flötistin Nicola Göbel, Michael Beck an der Orge, Beate Fürbacher mit der Harfe, die Gesangssolisten Doris Döllinger (Sopran), eine geschätzte Regensburger Konzertsängerin und Daniel Sauer (Bariton), bekannt als Meisterschüler in Wien, werden brillieren.
Carcassonne ist die Heimat von Fauré. Schon früh spielte er Harmonium, mit acht Jahren bereits perfekt Klavier. An der Pariser Schule für Kirchenmusik wurde er als Neunjähriger aufgenommen. Dort kümmerte sich der zehn Jahre ältere Camille Saint-Saëns um den jungen Fauré. Zeitlebens blieben sie Freunde. Trotz Beeinflussung durch deutsche und französische Romantik kennzeichnet Fauré eine dichterisch gefärbte, stark diatonisch gebundene Tonsprache auf Grundlage reicher Harmonik. Die Komposition seines Requiems – sein einziges größeres Werk mit religiösem Text – vollendete er im Alter von 42 Jahren zwischen dem Tod seines Vaters und dem seiner Mutter. Diese Ereignisse sollen jedoch nicht Auslöser der Komposition gewesen sein. Bei Faurés Beerdigung wurde sein Requiem auch gespielt.
Es weicht vielfach von traditionellen Totenmessen ab. Fauré ließ die dramatisierende Darstellung des „Dies irae“ weg, beschränkte sich auf die Vertonung des „Pie Jesu“. Dagegen addierte er das „In paradisum“, das traditionell bei der Überführung des Leichnams von Kirche zum Friedhof erklingt. Ein friedvolles Bild des Todes zu zeichnen, war ihm wichtig. In vielen Passagen gehen düstere Moll-Klänge von Chor und Orchester in stimmungsvolle Dur-Akkorde über, lassen tröstend das Himmelreich erstrahlen.
Chaminade wurde in eine reiche Familie hineingeboren. Trotz ihrer Musikalität durfte sie nicht ans Pariser Konservatorium, entschied ihr Vater. Zum Glück hatte Cécile in George Bizet einen fachkundigen Fürsprecher. Als Achtjährige schrieb sie Musik für ihre Puppen, komponierte in der Folgezeit für Orchester, schuf eine komische Oper, vor allem aber Klavierstücke und Lieder. Fast ausschließlich Gedichte von Frauen vertonte sie dabei. Zu Lebzeiten vor allem in den USA und England sehr beliebt, geriet Chaminade in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts weitgehend in Vergessenheit. Lediglich ihr „Concertino für Flöte und Orchester“ op. 107 wird regelmäßig gespielt, so auch im Baringer Kirchenkonzert.
Stravinsky, Chevalier und Vaudeville beeinflussten Poulenc nach dem Ersten Weltkrieg und so stieß er zu einer „Les Six“ genannten Gruppe junger Komponisten, deren Mitglieder den Impressionismus zugunsten Einfachheit und Klarheit ablehnten. Einiges vom Stil der „Les Six“ findet man in Poulencs musikalischen Arbeit wieder. Er übernahm Techniken der Dadaisten, ließ sich von eingängigen Melodien beeinflussen. Charmante Unkultiviertheit erschien ihm wichtiger als tiefe Gefühle der Romantik. Außer Opern schrieb Poulenc Konzerte für Orgel, Cembalo, Klavier, weiterhin Messen, sowie zahlreiche kammermusikalische Werke. Mozart und Saint-Saën waren hierbei immer wieder seine Vorbilder. Der Unfalltod eines Freundes brachte ihn zum katholischen Glauben und er komponierte eine Reihe geistlicher Stücke, unter anderem das „Gloria“. – Brigitte Clemens
INFO: 35. Baringer Kirchenkonzert des Neuburger Liederkranzes am Sonntag, dem 27. Oktober 2024 um 17 Uhr.