Eichstätt, 7. Februar 2025 (upd). Wenn es heißt „Chiefs gegen Eagles“ (Häuptlinge gegen Adler), dann wissen auch viele deutsche Sportfans, worum es geht: das Finale der US-amerikanischen Football-Liga. Der Superbowl steht an diesem Sonntag an. Was es mit solch anschaulichen Titeln wie denen der Mannschaften aus Kansas City und Philadelphia auf sich hat, kann Prof. Dr. Sebastian Kürschner von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) erklären. Der Sprachwissenschaftler hat sich mit Mannschaftsnamen im Sport beschäftigt.
Nicht nur in der amerikanischen, auch in der deutschen Sportwelt kommt in der Teambenennung zum Ortsnamen häufig ein plastischer Beiname. Und das nicht nur im Football, sondern in verschiedensten Mannschaftssportarten. So lässt sich der Name leichter merken und es kann eine zusätzliche Botschaft vermittelt werden, erklärt Prof. Dr. Sebastian Kürschner, Inhaber des Lehrstuhls für Deutsche Sprachwissenschaft an der KU. Durch die Beinamen würden positive Attribute auf die Mannschaften übertragen: „Wir haben es entsprechend besonders oft mit großen, starken Tieren wie Wildkatzen oder Bullen und kriegerischen, heldenhaften Gestalten wie Riesen zu tun, die Aggressivität oder Überlegenheit signalisieren.“ Auch Himmelskörper wie „Galaxy“ oder Wetterphänomene wie „Twister“ finden sich häufig als Teamnamen.
Während in den USA Football-Teams ganz offiziell etwa „Seattle Seahawks“, „Chicago Bears“ oder „Tennessee Titans“ heißen, sind in Deutschland zwar auch Mannschaftsnamen wie „Starnberg Argonauts“, „Passau Pirates“ oder „Schwäbisch Hall Unicorns“ vertreten – allerdings sind dies nicht immer die offiziellen Namen. Der amtlich eingetragene und damit offizielle Name solcher Mannschaften ist vielmehr häufig der des Vereins, zu dem sie gehören. So sind die „Starnberg Argonauts“ offiziell schlicht die Football-Abteilung des TSV 1880 Starnberg.
Kürschner bezeichnet solche Namen als Vermarktungsnamen. „Diese Namen werden gezielt als Teile eines Marketingkonzepts genutzt. Daher sind sie meist auch auf Englisch gehalten“, erklärt der Sprachwissenschaftler. Besonders typisch seien Vermarktungsnamen in Sportbereichen, die weniger mediale Aufmerksamkeit bekommen, insbesondere jüngeren Trend-Sportarten wie Football oder Floorball, aber auch im Basketball. Die Mannschaften werden nicht primär als Repräsentant eines Vereins betrachtet, sondern als Einzelprodukt in den Fokus gerückt. Der Aufbau der Namen ist dabei auffällig gestaltet, indem der Ortsname häufig unabgeleitet vor dem Beinamen steht. Beim „Starnberger Museum“ etwa würde der Ortsname mit „-er“ abgeleitet, bei den „Starnberg Argonauts“ nicht – ein Muster, das auch im Shoppingbereich bekannt ist, wie bei den „Regensburg Arcaden“.
Im Fußball, dem unangefochtenen Spitzenreiter hinsichtlich medialer Aufmerksamkeit, finden sich solche modernen Vermarktungsnamen bemerkenswerterweise fast gar nicht. „Wir haben es im Fußball meist mit alten Vereinsnamen zu tun, häufig einer Abkürzung wie VfB oder VfL zusammen mit dem Ortsnamen, die eher schlicht wirken – der Name spielt aber angesichts der Popularität der Sportart keine zentrale Rolle mehr, um die Mannschaft bekannt zu machen“, erläutert Sebastian Kürschner. Fußballteams „erben“ daher schlicht den Namen des übergeordneten Vereins und treten als seine Repräsentanten auf. Typisch für Traditionssportarten wie insbesondere Fußball oder auch Handball sei es, dass sich durch die starke Fankultur Spitznamen etablieren, die weniger eine Marketingfunktion erfüllen, als Zuneigung und Nähe ausdrücken. „Solche Mannschaftsspitznamen transportieren zumindest teilweise die Tradition der Vereine“, sagt der KU-Professor und verweist auf Bezeichnungen wie „Werkself“ (Bayer Leverkusen) oder „Clubberer“ (1. FC Nürnberg). Tierbezeichnungen sind auch unter den Spitznamen stark vertreten. Es zeigen sich hier ebenfalls besonders erwünschte Assoziationen wie Kraft und Aggressivität, aber zusätzlich spielen Traditionsbezüge eine große Rolle. So finden sich „Löwen“ (z.B. TSV 1860 München) und „Adler“ (z.B. Eintracht Frankfurt), traditionelle Wappentiere von Vereinen. Aber auch Begleitumstände können zur Prägung von Spitznamen führen: Der Spitzname der Gladbacher „Fohlen“ rührt aus den 1970ern und bezieht sich auf die damals durch junge Spieler geprägte Mannschaft.
Bemerkenswert sind aus Kürschners Sicht auch Sportarten wie Volleyball und Eishockey, wo sich Vermarktungs- und Spitznamen relativ die Waage halten. „Das verweist auf einen Umbruch von klassischer Vereinsrepräsentanz zu modernen Marketingstrukturen in diesen Bereichen.“ – Dr. Christian Klenk, KU Eichstätt-Ingolstadt