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Neuburger Schlossfest von Freitag, 27. Juni – Sonntag, 29. Juni 2003 und von Freitag, 4. Juli – Sonntag, 6. Juli 2003

Man kann es sich kaum vorstellen. Es gibt im Raum Neuburg Menschen, die zwei Jahre lang nur auf ein Ziel hintrainieren, üben, sich wöchentlich treffen, proben, ..und zu Schluss von nichts anderes reden.. Und wenn der ganze „Spuk“ vorbei ist, soll es sogar Mitwirkende geben, die gar nicht verstehen, dass wir das Jahr 2003 schreiben und nicht wie nahezu zwei Wochen erfahren, die Zeit um 1500 – 1550. Die Rede ist vom Neuburger Schlossfest und seinen vielen Aktiven. Rudolph Nießner, Markvoigt und Schlossfest-Organisator hat die Veranstaltung auch dieses Mal bestens im Griff.

Das Schlossfest-Programm
Die Auflistung der einzelnen Veranstaltungen sprengen unweigerlich den Rahmen eines Monatsmagazins. Denn was aufzuzählen wäre stellt ein bürgerliches Lebensspektakel mit allß seinen Facetten und Besonderheiten dar, dass in imposanter Manier in vielen kleinen Aktionen und einem festen Spielplan den interessierten Besuchern vorgespielt und vermittelt wird. Ob Historischer Jahrmarkt in der Altstadt, Tanz und Scherz bei Hofe und Steckenreitertanz im Schlosshof oder die Bauernhochzeit zu Zeiten Ottheinrichs im Schlosshof, um nur ein paar zu nennen, haben täglich mehrmals ihre Veranstaltungszeiten und sind individuell frequentierbar. Natürlich sind der Festumzug am zweiten Sonntag um 11 Uhr und das Feuertheater, das vor zwei Jahren zum 25jährigen Jubiläum des Schlossfestes wegen Donaukai-Arbeiten leider ausfiel, am zweiten Samstag um 22.45 Uhr, mit die absoluten Höhepunkte des diesjährigen bunten Treibens.

Während des Schlossfestes zeigen auf dem Markt verschiedene Musik- und Gauklergruppen ihre Künste. Die Neuburger Spielleut treten mit ihren Sängern und Schweglern auf allen Plätzen und Bühnen der Altstadt auf, ebenso wie die Gruppe „Kurzweyl und Narretei“. Die Landsknechte lagern vor dem Schloss, die Stadtwachen werden für die notwendige Ordnung sorgen. Fanfarenzüge aus Enzkofen, Heidelberg, Waldkirch und Gerlinde bevölkern das Schlossfest ebenso wie Fahnenschwinger, Germans Gaukler, die Danserey aus Landshut, Lutzelot, der Hofnarr Fritz und vieles mehr…

Sonderveranstaltungen
Es ist mittlerweile zur Tradition geworden, dass mehrere Sonderveranstaltungen das arrivierte Schlossfestprogramm begleiten. In diesem Schlossfestjahr bietet die Kirchengemeinschaft St. Peter eine Vesper in der Peterskirche an beiden Wochenenden täglich um 17 und um 21 Uhr an. Tradition hat auch das Fest für die Mitwirkenden und für die Altstadtbewohner. Ca. 1000 Gäste werden am Dienstag zwischen den beiden Wochenenden erwartet und verköstigt. Dies soll eine kleine Geste und ein Dankeschön für die Lärm- und Mobilitätsbelastung während der Festwochen darstellen. Bei letzterem müssen schließlich alle Autos aus der Altstadt entfernt und innerstädtisch untergestellt werden. Großzügiger weise werden während dieser Zeit Parkplätze kostenfrei zugewiesen. Einen Tag darauf, am Mittwoch, findet ein Kindernachmittag um 15 Uhr im Stadttheater statt. Aufgeführt wird u.a. ein Kindertheater. Dieser Mittwoch klingt hernach mit einem Hofkonzert im Rittersaal und den Tänzen des Ottheinrichs Fröhlichem Gesinde ab 20 Uhr aus. Die HERZOG-GEORG-SPENDE findet am Vorplatz St. Peter jeweils am Sonntag statt. Die Besonderheit daran ist, dass der innere Rat der Herzogs- und Residenzstadt Neuburg Spend brote und Röcke an Almosenempfänger und Kinder verteilt werden.

..zur Geschichte
Ottheinrich – Pfalzgraf 1502 – 1559 Der Landshuter Fürstenhochzeit 1475 zwischen Herzog Georg dem Reichen und der polnischen Königstochter Jadwiga verdankt das Herzogtum „Pfalz Neuburg“ seine Existenz, wurde es doch wegen der beiden Enkel Georg des Reichen, Ottheinrich 1502 und Phillip 1503 im Zuge des Landhuter Erbfolgekrieges 1505 geschaffen. Als Regierungssitz und fürstliche Residenz bestimmte der Vormund und Onkel der beiden Knaben, Pfalzgraf und Herzog Friedrich von der Pfalz, Neuburg a.d. Donau und verlieh der Stadt das bekannte Steckenreiterwappen. 1527 begann der kunst- und rachtliebende Pfalzgraf Ottheinrich mit dem Rundstubenbau, 1532 mit dem Südflügel, 1534 mit dem Nordflügel mit Rittersaal und Rüstkammer und 1537 mit dem Westflügel des Neuburger Schlosses mit Schlosskapelle und einem riesigen Festsaal. Ab 1530 baute er für seine Ehefrau Susanna das Jagd- und Lustschloss Grünau. Dem auf weiten Reisen gebildete, geistig außerordentlich regen Fürsten Ottheinrich verdankt Neuburg nicht nur die dominierende Schlossanlage in der Altstadt, unter seiner Regierung erreichte das kulturelle Leben in Neuburg seinen Höhepunkt. So beschloss er eine Hofkapelle zu gründen und machte damit die Musik zu tragenden Element. Auf Grund seines finanziellen Ruins erklärte der inzwischen reformierte Fürst 1544 seinen Regierungsverzicht und ging nach Heidelberg, später wurde er von Kaiser Karl V. nach Weinheim verbannt. 1552 kehrte er nach Neuburg zurück, 1556 wurde er Kurfürst in Heidelberg, der Ottheinrichs bau des Heidelberger Schlosses erinnert an ihn. 1559 starb Ottheinrich in Heidelberg. Er liegt in der dortigen Hl. Geist-Kirche begraben.

Neuburger Steckenreitertanz
Mit der Idee zur 450-Jahrfeier der „Jungen Pfalz“ Neuburg das Wappen der steckenpferdreitenden Prinzen mit den Rossballetten in Verbindung zu bringen, gab Paul Winter der Regisseurin Senta Maria den Entwurf für ein Kindertanzspiel, dessen Inhalt, Musik und Choreographie mit der Architektur des Neuburger Schlosshofes eng verwachsen sind. Dr. Fritz von Philipp, dem großartigen Neuburger Mäzen und Förderer ist es zu verdanken, dass der Steckenreitertanz der Mittelpunkt des Schlossfestes ist.

Das Fest und seine Wirkung…
Das Schlossfest ist zu einem nicht wegzudenkenden Wirtschafts- und Marketingfaktor für die Stadt Neuburg geworden. Alle zwei Jahre finden um die 100.000 Besucher den Weg in die Ottheinrich Stadt, und das weitgehend wetterunabhängig. Das Faszinierende an dem Fest ist wohl die Tatsache, dass die Altstadt einen bewusst gestalteten renaissanceträchtigen Charakter vermittelt. Fast alle Renaissancebauten sind sukzessive in den letzten Jahrzehnten renoviert, ausgebaut und saniert worden. Es wurde seitens der Stadtverantwortlichen dafür Sorge getragen, dass nicht zu viele Geschäfte sich in der Altstadt ansiedeln, um die
mittelalterliche Optik auch in den unteren Etagen zu erhalten. Der Umstand, dass während der Schlossfestzeit die Altstadt „autofrei“ ist, bietet einen zusätzlichen Anreiz.

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