Di. Dez 3rd, 2024

Berlin – Nach dem Ende der Evakuierungsmission der Bundeswehr sind nach Schätzung des Auswärtigen Amts noch immer mehr als 10.000 Menschen in Afghanistan, die eine Aufnahmegarantie in Deutschland haben. Darunter auch rund 300 deutsche Staatsbürger.

Das Auswärtigen Amt geht davon aus, dass sich noch mehr als 10.000 Menschen in Afghanistan befinden, die eine Aufnahmegarantie in Deutschland haben. Wie ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Freitag in Berlin bestätigte, sind darunter auch noch rund 300 deutsche Staatsbürger. Der weitaus größere Teil sind Afghanen – ehemalige Ortskräfte und Personen, denen Deutschland wegen ihrer individuellen Gefährdung etwa durch ein Engagement für Demokratie und Menschenrechte die Ausnahme zugesagt hat.

Genauer Aufenthaltsort unbekannt
Wo sich diese Menschen in Afghanistan genau aufhalten, konnte der Sprecher nicht beantworten. Am Donnerstag hatte die Bundeswehr nach einem elftägigen Evakuierungseinsatz in Kabul ihre Soldatinnen und Soldaten aus Sicherheitsgründen abgezogen. Auch noch verbliebene Bundespolizisten und Botschaftsmitarbeiter wurden ausgeflogen. Für Zurückgebliebene gibt es damit keine Chance mehr, mithilfe der Bundeswehr aus dem Land gebracht zu werden.

Bundesregierung will mit Nachbarländern verhandeln
Die Bundesregierung verspricht diesen Menschen nun, sich um andere Möglichkeiten der Ausreise nach Deutschland zu bemühen. Sie hofft nach Aussage von Außenminister Heiko Maas (SPD) zum Einen, dass der Flughafen in Kabul zivil weiterbetrieben werden kann. Zum Anderen strebt sie an, dass Menschen, die eine Flucht in die Nachbarstaaten Afghanistans schaffen, von dort ausreisen können.

Maas plant ab Sonntag eine Reise in die Region, um darüber mit den Nachbarländern zu verhandeln. Gespräche mit dem Ziel verbindlicher Zusagen zugunsten der gefährdeten Menschen gibt es auch mit den Taliban.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte bereits betont, man werde „diejenigen, die nicht in Sicherheit gebracht werden konnten“, nicht vergessen. „Wir werden uns weiter um ihre Ausreise bemühen“, versicherte Merkel mit Verweis auf die laufenden Gespräche zwischen Diplomaten des Auswärtigen Amts und den radikalislamischen Taliban. Diese hatten zugesagt, dass Ausreisen auch nach dem 31. August möglich sein sollen.

Deutsche Evakuierungsmission beendet
Die Bundeswehr hatte ihre Evakuierungsflüge fast zeitgleich zu dem verheerenden Doppelanschlag am Flughafen von Kabul mit über 80 Toten beendet. Der Abflug der letzten deutschen Maschinen fand unmittelbar nach den Explosionen statt.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) ist noch am Donnerstagabend nach Taschkent in Usbekistan geflogen, wo die Truppe ihr logistisches Drehkreuz für die Mission hat. Begleitet wurde sie vom Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, wie das Verteidigungsministerium am Freitag auf Twitter mitteilte.

Über 5.000 Personen ausgeflogen
Nach Angaben der Ministerin wurden 5.347 Menschen aus mindestens 45 Ländern evakuiert, darunter rund 500 Deutsche und mehr als 4.000 Afghanen. Nun haben alle deutschen Soldaten, Diplomaten und Polizisten das Land verlassen. Von Usbekistan aus kehren die A400M der Bundeswehr nach Deutschland zurück. Ihre Ankunft ist gegen 16.00 Uhr auf dem niedersächsischen Fliegerhorst Wunstorf geplant. Begleitet werden dürften sie demnach von Kramp-Karrenbauer.

Neun Bundespolizisten sind bereits von ihrem Einsatz in Afghanistan nach Deutschland zurückgekehrt. Sie landeten am Freitagmorgen in Berlin.

UN rechnen mit bis zu 500.000 Flüchtlingen
Die Vereinten Nationen rechnen nach der Machtübernahme der Taliban allein bis Jahresende mit bis zu einer halben Million weiterer afghanischer Flüchtlinge. „Wir bereiten uns auf etwa 500.000 neue Flüchtlinge in der Region vor“, sagte die stellvertretende UN-Flüchtlingskommissarin Kelly Clements vor Reportern. Bislang sei jedoch noch keine massive Fluchtbewegung zu verzeichnen. – BR

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