Fr. Mrz 29th, 2024

Leiter der Volkshochschule SOB

..der Neuburger Fastenwoche, Mitbegründer des Verkehrsvereins ND, Seniorenbeirat, Ex-Stadtrat

Sie sind seit fast 20 Jahren Leiter der Volkshochschule Schrobenhausen. Wie sieht Ihre Arbeit aus?

Ich bin für die Programmplanung verantwortlich. Eine meiner Aufgaben ist, jeweils das neue Semester zu planen und die Themen auszuwählen, wobei wir gewisse Einschränkungen und Auflagen haben. Das Bayerische Erwachsenenbildungsgesetz macht uns ziemlich detaillierte Vorgaben, in welchen Bereichen wir Kurse anbieten dürfen. Ich suche dafür die Dozenten, wähle Themen aus und plane gemeinsam mit meinen Kolleginnen, wann wo welcher Kurs stattfindet. Dann wird das Programmheft erstellt.

Inzwischen ist auch unser Internetauftritt (www.vhs-sob.de) sehr bedeutsam geworden. Fast 40 % aller Kursbuchungen bekommen wir inzwischen per Internet. Das wird immer wichtiger. Bis vor zwei Jahren waren es konstant 10 %. Dann ist es sprungartig nach oben gegangen. Nun ist es wichtig, dass wir unsere Internetseite tagesaktuell gestalten.

Wie finanziert sich die Volkshochschule?

Haupteinnahmequelle sind die Kursgebühren. Rund 70 % des Etats erwirtschaften wir damit. Von der Stadt Schrobenhausen erhalten wir einen Zuschuss in Höhe von 20 %. Die restlichen 10 % kommen vom Landkreis und der Regierung von Oberbayern. Insgesamt ist es mit den Zuschüssen in den letzten Jahren immer schwieriger geworden. Der Staat spart wie überall.

Sind Sie ein gebürtiger Schrobenhausener?

Ja, zufällig. Mein Vater wurde seinerzeit hierher versetzt. Ich bin hier geboren, aufgewachsen und nach dem Studium wieder nach Schrobenhausen zurückgekehrt.

Was haben Sie studiert?

Im Hauptfach Kommunikationswissenschaften. Anschließend war ich ziemlich lange als freiberuflicher Journalist tätig, bei der Schrobenhausener Zeitung und auch einige Jahre bei der Neuburger Rundschau. So habe ich in den 70er Jahren Neuburg kennen und schätzen gelernt. Es bestand meinerseits schon immer eine enge Verbundenheit zu Neuburg und Schrobenhausen. Als gewisser Ausgleich hat mich auch stets der Rest der Welt fasziniert. So war ich mal Südosteuropa-Redakteur einer Fachzeitschrift für Eisenbahngeschichte.

Dann sind Sie in Schrobenhausen sesshaft geworden?

Ja. Und vor 10 Jahren habe ich – das klingt jetzt vielleicht ein wenig pathetisch, ist aber wirklich so – das Glück gefunden, das ich mir immer gewünscht habe. Meine Frau Anne De Wachter stammt aus Wallonien, dem französisch-sprachigen Belgien. Wir sind noch nicht allzu lange verheiratet. Meine Familie hat eine sehr, sehr große Bedeutung für mich. Eigentlich ist es das Wichtigste für mich.

Sie haben sich auch ziemlich im Bereich Kultur engagiert?

Seit seiner Gründung im Jahre 1978 war ich beim Kunstverein Schrobenhausen in verschiedenen Positionen tätig, auch einige Jahre als Vorsitzender. Eine Arbeit , die mir sehr gut gefallen hat, weil es immer wieder eine Herausforderung war, bei uns auf dem Land ein bisschen künstlerische Akzente zu setzen, nicht als Künstler, sondern als Kunstfunktionär. Im Laufe der Jahre habe ich mich für alle möglichen Dinge engagiert.

Auch im Bereich Computer und Internet?

Ich war Vorsitzender eines Vereins, der vor 12 Jahren den ersten Internetzugang nach Schrobenhausen gebracht hat! Das war schon eine spannende Herausforderung, hier den ersten Server zu installieren, über den man sich ins Internet einwählen konnte. Vorher war dies nur über München zum Telefontarif „Ferngespräch“ möglich. Da kostete eine einzige Internetstunde 39,80 DM, war also unbezahlbar. Heute ist es ganz selbstverständlich, vor dem Computer zu sitzen und online zu sein. Es gibt ja 1000 Möglichkeiten, um schnell und preisgünstig ins Internet zu kommen. Das ist schon eine faszinierende Entwicklung.

Welche Ziele haben Sie für die Zukunft?

Meine Ehrenämter habe ich etwas zurückgeschraubt. Zum einen, weil mich die Arbeit bei der VHS sehr ausfüllt und aufgrund unserer finanziellen Lage versuchen wir, das ehrenamtlich zu machen, war wir uns sonst nicht mehr leisten könnten. Dafür investiere ich einiges von meiner Freizeit. Zum anderen habe ich mich aus einigen Bereichen zurückgezogen, da man ja nicht jünger wird und ich es nicht für gut halte, wenn man zu lange in einem Bereich aktiv ist. Durch jüngere Leute mit neuen Ideen und Vorstellungen ergeben sich wieder neue Impulse.

Ich finde es sehr schlimm, wenn man den richtigen Zeitpunkt für den Rückzug nicht findet. Auf kommunalpolitischer Ebene – ich war ja 12 Jahre im Stadtrat – habe ich Leute erlebt, die nicht den richtigen Zeitpunkt zum Aufhören fanden und zum Schluss fast zur Karikatur ihrer selbst geworden sind. Daher sag ich mir: Lieber ein bisschen zu früh aufhören, den Weg für neue Leute und neue Ideen freigeben und etwas kürzer treten. Das heißt nicht, dass ich mich jetzt im Sommer in den Garten und im Winter aufs Sofa lege. Es gibt noch viele Dinge, die mich reizen.

Was zum Beispiel?

Etwas, das meine Frau – sie arbeitet als Übersetzerin – und ich sehr gerne machen: reisen! Wir beide sind sehr überzeugte Europäer und es gibt so viele schöne, spannende und interessante europäische Länder, die wir noch gerne kennen lernen möchten – und wenn es nur für ein verlängertes Wochenende ist, um irgendwo eine Ausstellung anzuschauen. Dann ist es zuhause wieder umso schöner. Ich halte es für sehr wichtig, dass man trotz aller Identifikation zu seiner Heimatregion nicht vergessen sollte, dass die Welt größer ist. Manche Leute verhalten sich so, als ob die eigene Stadt der ganze Kosmos wäre, eine Scheibe und dahinter ist die Welt zu Ende. Ich finde, das tut auf die Dauer nicht gut.

Welche Planungen oder Ziele haben Sie für die VHS?

Ein Schwerpunkt ist zurzeit „Energie sparen“ und „ökologisch verantwortungsbewusstes Verhalten“. Wir machen das ja schon länger, aber jetzt ist aufgrund der Energiepreise die Nachfrage nach Veranstaltungen dieser Art deutlich größer. Wir haben immer wieder die Erfahrung gemacht, dass es sehr schwer ist, das Verhalten eines Erwachsenen zu verändern.

Deshalb beschäftigen wir uns auch theoretisch mit der Frage: „Wie bringt man erwachsene Menschen dazu, dass sie das, was sie vom Verstand her einsehen – nämlich dass die Ressourcen dieser Welt nicht unendlich sind – im Alltagsverhalten auch umsetzen?“ Mit anderen Volkshochschulen aus Italien, Griechenland und Zypern haben wir in den letzten drei Jahren versucht, dazu pädagogische Konzepte zu erarbeiten. Nun planen wir ein neues Projekt mit Partnern aus Spanien und Frankreich. Da geht es um die gleiche Frage, aber um das Thema „Wasser“.

Was wünschen Sie sich persönlich für die Zukunft?

Diese Frage ist sehr schnell beantwortet. Wenn ich das Glück habe, die gesundheitliche Grundlage zu behalten für all die spannenden Dinge, die mich interessieren, bin ich wunschlos glücklich. Gesundheit ist das Allerwichtigste!

Möchten Sie unseren Lesern noch etwas mitteilen?

Ich bin ein großer Anhänger von Medienvielfalt. Es freut mich, dass die Brennessel als deutlich hörbare Stimme bei uns im Landkreis vorhanden ist und ich wünsche den Brennessel-Lesern, dass es diese gute und lesenswerte Stimme noch viele Jahre gibt!

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