Fr. Mrz 29th, 2024

„Der Wächter auf dem Turm“

Das wissen nicht viele. Der Titel Bischof kommt aus dem Lateinischen und bedeutet: “Der Wächter auf dem Turm”. Das und viel mehr lernt der Laie, wenn er mit dem Bischof der Diözese Eichstätt zusammentrifft. Bischof Mixa ist seit 1996 mit dieser Aufgabe betraut und für unsere Weihnachtsausgabe natürlich ‘unser Kopf im Dezember’.

Bischof werden ist nicht schwer…

“Die Position des Bischofs habe ich mir nicht herausgesucht – ich wurde dazu berufen. Hierzu werden Vorschläge zu einer Bischofsberufung von Priestern oder Laienchristen gemacht, die hernach vom Nuntius, dem Abgesandten des Papstes, eingehend geprüft werden. Dieser sondiert die unterschiedlichen Eingaben und Beurteilungen, schickt das alles nach Rom. Hier gelangt es in die Kongregation der Bischofsernennung. Ein Kreis von Kardinälen und Bischöfen bestimmt den Ponens, der die Kandidaten anhand der vorliegenden Informationen vorstellt. So wurde auch ich zum Nuntius eingeladen, der mich fragte, ob ich die Position des Diözesanbischofs übernehmen möchte, was ich damals bejahte und Anfang 1996 mein neues Aufgabengebiet übernahm.

Einer solchen Berufung muss naturgemäß ein ‘beruflicher’ Werdegang vorausgehen. Ich war 20 1/2 Jahre lang Stadtpfarrer in Schrobenhausen und 21 Jahre lang Regionaldekan für die Region Altbayern mit den beiden Landkreisen Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen. Dazu möchte ich gerne anfügen, dass die Erfahrungen, die ich in meiner Funktion als Stadtpfarrer und Regionaldekan insbesondere in der Seelsorge machen konnte, mir heute in Eichstätt viel nützen. Dafür bin ich sehr dankbar.”

Drei große Aufgabenbereiche…

“Meine Arbeit als Bischof basiert auf drei Aufgabengebiete. Eine dieser Aufgaben ist es, mich in missionarischer und bekennender Weise für den Wert unseres Glaubens einzusetzen. Ich suche das Gespräch mit Kindern, Jugendlichen und unterschiedlichen Erwachsenengruppen. Außerdem führe ich regelmäßig Visitationen in unseren 287 Pfarreien des Bistums durch. Diese dauern in der Regel jeweils ein bis zwei Tage. Auch hier steht das Gespräch mit den Pfarrern und den verschiedenen Gruppierungen im Vordergrund. Oberste Prämisse bei meinen Besuchen und Gottesdiensten ist es, die Gläubigen in ihrem Glauben und in ihrer Lebensbewältigung zu bestärken.

Die zweite große Aufgabe, die mich punktuell stark fordert, ist die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt. Sie ist die einzige Katholische Universität im deutschsprachigen Raum mit insgesamt sieben Fakultäten. Als Diözesanbischof und magnus cancellarius bin ich u.a. für das Gelingen des universitären Lebens verantwortlich und kümmere mich um Fragen zur Verbesserung der Infrastruktur in der Universität und trage somit zur insgesamten Verbesserung der Gegebenheiten bei.

Schön ist es natürlich, dass die Universität in den nationalen Bewertungen ein so hohes Ranking einnimmt und dass diese Daten auf unabhängigen Untersuchungen, zu Neudeutsch Evaluationen, basieren. So verwundert es nicht, dass mit 4.800 Personen auch für das Studienjahr ‘04/’05 ein Zuwachs an Studenten erzielt wurde. Die größte Herausforderung ist jedoch die Umsetzung der Sparmaßnahmen, die uns in diesen Zeiten so stark beschäftigt, ohne dabei an Qualität und Quantität der studienspezifischen Gewerke zu verlieren.

Der dritte Aufgabenbereich für mich als Bischof ist seit 4 1/2 Jahren meine Tätigkeit als Militärbischof in der katholischen Militärseelsorge bei der Bundeswehr. Hierbei werde ich z.B noch im November einige Standorte im Raum Düsseldorf besuchen. Außerdem habe ich in dieser Funktion bereits mehrere Auslandsaufenthalte in Krisenregionen hinter mir. U.a. war ich in einem Feldlager in Kabul und schlief dort sogar zusammen mit den Soldaten in deren Unterkünfte.

Die Besuche und Gespräche mit den Soldaten erfüllen mich mit großer Dankbarkeit, denn nur ein knapp ein Drittel der deutschen Truppen sind katholisch. Jedoch suchen auch evangelische und konfessionslose Soldaten das Gespräch, was mich sehr freut. In diesen Gesprächen diskutieren wir über Fragen nach dem Sinn des Lebens wie über die Bedeutung von Krieg und Frieden gerade vor dem Hintergrund ethischer Beurteilungen. Der Umgang mit der Politik zu diesem Thema gestaltet sich häufig als schwierig. Als Militärbischof treffe ich natürlich mit den Bundestagsabgeordneten und auch mit Vertretern des Verteidigungsministeriums zusammen und es gibt mit diesen Personen einen regen Austausch über sehr vielfältige Themen, die sich um das Militär spannen.

Jedoch habe ich manchmal den Eindruck, dass die Probleme der Soldaten in der Öffentlichkeit nicht ernst genommen werden. Insbesondere geht es hier um Einstellungen zum Krieg oder zur Rechtfertigung eines selben. In diesem Zuge habe ich mich bereits desöfteren gegen einen Krieg der USA ohne UN-Mandat ausgesprochen. Der Angriff auf den Irak war unrechtmäßig, was dann auch die Beweislage klar erbrachte. Genauso war ich gegen ein flächendeckendes Bombardement in Afghanistan, bei dem auf einen Schlag mehrere Menschen ums Leben kamen, wie z.B. bei dem Terroranschlag auf das World Trade Center. Vor allem aber traf dieses Bombardement auch Frauen Kinder und alte wie gebrechliche Menschen!”

Wie kommt der Bischof mit dem Bistum Eichstätt klar?

“In Eichstätt habe ich es ja mit vier Volksstämmen zu tun. Da sind die Schwaben, die Altbayern, die Oberpfälzer und die Oberbayern. Das sind vier Volksstämme mit unterschiedlicher Geschichte und daraus resultierend auch unterschiedlichen Mentalitäten. Dazu kommt, dass es keinesfalls so ist, dass in diesen Gebieten ausschließlich Katholiken beheimatet sind. Teilweise haben wir Dörfer, z.B. in Mittelfranken, die nahezu rein protestantisch sind und umgekehrt. Im Süden Nürnbergs gibt es Gebiete des Bistums, in denen ein sehr hoher Ausländeranteil von um die 50 % zu Buche schlägt. Es macht also keinen Sinn hier nur rein katholisch zu denken und zu handeln, sondern viel eher zu versuchen, Volksgruppen miteinander ins Gespräch zu bringen und somit für einen Ausgleich unter den Menschen zu sorgen. In Eichstätt selbst fühle ich mich sehr wohl und habe viele neue Freunde und Helfer gefunden. Bei meiner wenigen Freizeit, die ich habe, bin ich gerne mit meinem Hund an der Altmühl spazieren und genieße die wunderbare Natur des Altmühltals. Doch auch Schrobenhausen bin ich sehr verbunden und fragt man mich nach Heimatgefühlen, so sehe ich die gesamte Region mit seinen wunderbaren Einzigartigkeiten als Heimat an.”

Weihnachtsgruß von Bischof Mixa

“Ein Weihnachtsgruß gerade in der Weise sollte uns in der gegenwärtigen Zeit schon vom Inhalt her bedeutend sein, dass wir bei aller Toleranz als Christen gegenüber anderen Kulturen und anderen Religionen die eigene Überzeugung nicht verleugnen. Wir sollten nicht in einen Toleranztaumel verfallen. Denn schließlich ist es im Gegensatz zu anderen Weltreligionen die Aussage, dass Gott als Schöpfer des gesamten Universums in der Sprache der Liebe nicht in einer für uns unerreichbaren Distanz geblieben ist, sondern dass Gott durch die Menschwerdung seines Sohnes sich radikal auf die Seite von uns Menschen gestellt hat. Und das gerade vor dem Hintergrund von Leid, Krankheit und Krieg sich Gott durch die Menschwerdung seines Sohnes buchstäblich mit dem Dreck dieser Erde, mit unserem Blut und unseren Tränen unwiderruflich verbunden hat. Das Kind in der Krippe ist das sehr menschliche Herz Gottes, das in einem jeden von uns schlägt. Es soll uns eine Stütze sein und verkündet die Botschaft, dass wir niemals allein sind und dass wir von Gott in unseren menschlichen Höhen und Tiefen getragen sind. Denn am Ende eines Lebens steht nicht Tod und Leid, sondern viel eher die Hoffnung und die Gewißheit, dass unsere innerste Sehnsucht nach Friede, Beheimatung und Liebe im Glauben an Gott erfüllt wird.”

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