Neuburg – Ich bin Tochter und Mutter und als beides identifiziere ich mich stark. Meine Kinder haben für mich die mit Abstand höchste Priorität im Leben, und gerade an Tagen, an denen ich außer Haus arbeiten gehe, die natürlich trotzdem schön sind, gibt es nichts Schöneres, als abends nach Hause zu kommen und sie wiederzusehen. Auch habe ich ein enges Verhältnis zu meinen Eltern. Ich weiß, dass ich immer auf sie zählen kann, und ich sehe sie regelmäßig, sonst würde ich sie zu sehr vermissen.
Ich denke, dass ich mit diesen Gefühlen nicht alleine bin, gerade die intensive Liebe zu den eigenen Kindern kommt mir sehr mehrheitsfähig vor. Und doch scheint mir, als würden solche Gefühle in der veröffentlichten Meinung der Medien und sozialen Medien als nicht mehr zeitgemäß, unfeministisch und abnormal dargestellt. Das bereitet mir Unbehagen, denn gibt uns eine intakte Familie und die einzigartige Liebe, die man daraus schöpft, nicht Selbstwertgefühl, Sicherheit und Halt in der Welt?
Die breit in den Medien veröffentlichten Forderungen danach, den Mutter- und Vatertag abzuschaffen oder mindestens in einen „Elterntag“ umzubenennen, kamen mir geradezu feindselig vor, zum Beispiel wenn von der Verharmlosung „absurd sexistischer Elternbilder“ (Desirée Waterstradt) durch den Muttertag die Rede war.
Womöglich haben Sie auch mitbekommen, dass ein Artikel der Tagesschau vor einiger Zeit den Begriff „Mutter“ ausgerechnet in einem Artikel über Sonderurlaub nach der Geburt eines Babys vermieden hat. Stattdessen stand da: Die „gebärende Person“. Wie dämlich ist das, diesen gerade in diesem Kontext eindeutigen Begriff zu meiden? Eine Frau, die ein Baby geboren hat (und nur eine Frau ist dazu imstande), ist zur Mutter geworden. Dafür braucht man doch keine Synonyme. Doch der Artikel hatte für viel Ärger gesorgt und schließlich wurde das Wort „Mutter“ doch verwendet.
Aber es gibt noch mehr, was mich irritiert, und vieles davon kommt aus der feministischen Bewegung. Der Deutschlandfunk Kultur hat gerade wieder einen Beitrag über das Verhältnis von Müttern und Töchtern veröffentlicht und hat dabei auch nicht vergessen, sich ausgiebig der französischen Feministin Élisabeth Badinter zu widmen, die schon seit Jahrzehnten dafür bekannt ist, Mutterliebe als inneres Gefühl zu leugnen und als soziales Konstrukt einer männerdominierten Gesellschaft und die Bindungstheorie als Märchen hinzustellen. Ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse des Babys kämpft sie gegen das Stillen, weil es den Säugling zum „Komplizen des Mannes“ mache und der Frau ihre Freiheit nehme. Andere feministisch geprägte Frauen verkünden öffentlich, Kleinkindeltern müssten das Ziel haben, sich durch Krippen und Nannys überflüssiger zu machen und dabei das schlechte Gewissen zu ignorieren (Hazel Brugger). Zudem kursieren abwertende Begriffe wie „Helikopter-Eltern“ durch die Medien, und häufig werden „Eltern-Taxis“ scharf kritisiert, doch Forderungen danach, die stark autozentrierte Infrastruktur sicherer für radelnde Kinder zu machen, höre ich keine.
Und kennen Sie die Bewegung „Regretting Motherhood“? Im Social Media bereuen Frauen ihre Mutterschaft öffentlich und teilweise lästern sie geradezu über ihre Kinder („Ich bin immer froh, wenn ich sie nicht sehen muss“, „Ich hasse es, Mutter zu sein. Mein zweijähriges Kind ist aggressiv“ etc.). Online werden diese Frauen oft für ihren Mut und ihre Ehrlichkeit gefeiert. Ich finde, sie brauchen professionelle Familienhilfe. Zu ihrem eigenen Wohl und vor allem zum Wohl ihrer unwillkommenen Kinder. Wie, wenn nicht aggressiv, soll ein emotional abgelehntes Kleinkind sich verhalten?
Ein sicher gebundenes Kind, das von seinen Eltern Liebe und Zuwendung erfährt und bestenfalls auch im Erwachsenenalter auf sie zählen kann, hat weniger Unsicherheiten und Ängste, stattdessen mehr Selbstbewusstsein und Resilienz. Das dürfte psychologisch kein Geheimnis sein. Möchte man solche Menschen überhaupt haben? Oder ist, wie das Oppositionsmedium NachDenkSeiten schreibt, wirtschaftlich und politisch eher ein „bindungsloser, leicht zu lenkender Einzelmensch“ erwünscht und die woken und feministischen Forderungen danach, Müttern und Vätern ihre Bedeutung zu nehmen, kommen da gerade recht…? Elsa, brennessel