Mo. Sep 16th, 2024

Bereits seit 2017 ist Cannabis in Deutschland als Medizin zugelassen. Die vom Bundeskabinett im August beschlossene Legalisierung von Hanf dürfte der medizinischen Nutzung der schon im Altertum von vielen Völkern verwendeten Heilpflanze einen enormen Schub verleihen, denn bislang ist Cannabis lediglich in Ausnahmefällen zugelassen.

Es muss eine besonders schwere Erkrankung vorliegen und andere Therapien müssen ausgeschöpft sein, bevor Ärzte Patienten Cannabis auf Rezept verschreiben dürfen. Durch die Zulassung von Cannabis können weitere Betroffene diverser Erkrankungen von der Heilwirkung der Hanfpflanze profitieren. Eine Selbsttherapie wird möglich.

Heilwirkung durch Cannabinoide
Die Heilwirkung von Cannabis geht vor allem auf seine Cannabinoide zurück. Dabei handelt es sich um eine heterogene Gruppe verschiedener Wirkstoffe der Hanfpflanze. Gekennzeichnet sind sie dadurch, dass sie keinen Stickstoff enthalten und deshalb biologisch keine Alkaloide sind, und dass sie eine Affinität zu den Cannabinoid-Rezeptoren im Organismus aufweisen.

Bislang sind etwa 70 Cannabinoide der Hanfpflanze bekannt. Jedes Jahr werden neue Cannabinoide entdeckt und manche Forscher vermuten sogar, die Hanfpflanze könnte rund 200 Cannabinoide in sich tragen. Diese Cannabinoide sind die Grundlage dafür, dass Hanf für medizinische Zwecke eingesetzt werden kann.

Hanfsamen mit Entourage-Effekt
Von pharmakologischem Interesse sind ebenfalls die sekundären Pflanzenstoffe der Terpene und Flavonoide. Ihre Wirkung für den Pflanzenschutz und ihre Entwicklung sind komplexer, als die grobe Unterteilung von Terpenen als Duftstoffe und Flavonoide als Farbstoffe vermuten lässt. Doch wir möchten zu diesem Detail nicht weiter in die Tiefe gehen.

Anwender sollten beachten, dass der Erwerb von Hanfpflanzen zur Pflanzenzüchtung den entscheidenden Vorteil mit sich bringt, dass all diese Wirkstoffe zusammenspielen und den medizinisch bedeutsamen Entourage-Effekt hervorbringen. Dies wäre bei synthetischen Isolaten bestimmter Cannabinoide nicht der Fall.

Medizinalhanf mit und ohne psychotrope Wirkung
Obwohl Terpene und Flavonoide ihren Teil zum Gesamtpaket beitragen, können sich nur Cannabinoide als Liganden an die Cannabinoid-Rezeptoren heften und eine biochemische Reaktion auslösen. Die Interaktion geschieht nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip. Cannabinoide besitzen dadurch mit Blick auf die potenzielle Heilwirkung als Inhaltsstoffe der Hanfpflanze ein Alleinstellungsmerkmal.

Von den bislang etwa 70 bekannten Cannabinoiden der Hanfpflanze ragen CBD und THC heraus, weil diese mit Abstand den stärksten Wirkungseffekt aufweisen. Wer Hanfsamen mit psychoaktiver Wirkung bestellen möchte, sollte sich auf Abkömmlinge der Cannabis Sativa konzentrieren, während alle, die eine mögliche Heilwirkung ohne Bewusstseinsveränderung anstreben, mit Hanfsamen der Cannabis Indica besser bedient sind.

Interaktion mit dem ECS
Nach Auslösen der biochemischen Reaktion kommt es zu einer Aktivierung (THC) oder Hemmung (CBD) des endogenen (körpereigenen) Cannabinoid-Systems des Menschen (ECS). Das ECS ist sein größtes Kommunikationssystem, das sich über das zentrale Nervensystem (ZNS), Teile des peripheren Nervensystems (PNS) sowie sämtliche Organe erstreckt. Ebenso durchdringt es das Bindegewebe, die Drüsen und die Haut.

Entsprechend vielfältig ist die Wirkung dieses Bionetzwerkes für den Organismus. Zu seinen Aufgaben gehören unter anderem die folgenden:

– Körpertemperatur
– Schlaf-Wach-Rhythmus
– Wärmeregulation
– Stoffwechsel und Appetit
– Zellkommunikation und Zellproliferation Immunsystem
– Motorik und Muskelkontrolle
– Angst- und Stressbewältigung
– Aufmerksamkeit, Lernen und Gedächtnis
– Linderung chronischer Schmerzen

Wann Hanfsamen helfen können
Zum Verständnis von Medizinalhanf ist es wichtig, zu verstehen, dass sich der Mensch von Natur aus ausreichend mit körpereigenen Cannabinoiden versorgen kann. Die Bildung geschieht über verschiedene Fette wie Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren sowie Linolsäuren, die sich gut über natürliche Nahrung aufnehmen lassen. Medizinisch ist bekannt, dass der Mensch in Angst- und Stresssituationen besonders vieler Cannabinoide bedarf. In anderen Fällen können Krankheiten entstehen, weil die Fähigkeit zur Synthetisierung natürlicher Endocannabinoide gestört ist.

Liegt keine Mangelsituation an Endocannabinoiden vor, ist die Homöostase und damit das natürliche Gleichgewicht des ECS bereits hergestellt. Eine Zuführung von außen durch pflanzliche Cannabinoide (Phytocannabinoide) kann sich jetzt als störend erweisen.

Es empfiehlt sich deshalb für die Selbsttherapie ein bewusster Umgang mit Medizinalhanf, der eine Möglichkeit sein kann, verschiedene Leiden wie Entzündungen, Krämpfe, Angst, Stress, Schlaflosigkeit und viele mehr durch eine Wiederherstellung der Homöostase zu lindern oder gar zu überwinden. Eine Garantie auf Heilung besteht nicht. Es ist immer nur ein Versuch. – Hakima

MT: Wie lässt sich Medizinalhanf optimal nutzen?
MD: Die Cannabis-Legalisierung erweitert die Perspektiven für Medizinalhanf. Erläuterung der Wirkung mit vielen Tipps zur Anwendung.

 

Bildquelle: Joshua Lanzarani auf Unsplash.com – https://unsplash.com/de/fotos/Vct0oBHNmv4

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