Do. Mrz 28th, 2024

1. Kommandant d. Freiwillige Feuerwehr Neuburg

Seit wann sind Sie in Ihrem Amt?

Ich bin seit ca. 1 ½ Jahren 1. Kommandant, davor war ich 12 Jahre lang stellvertretender Kommandant.

Wie lange sind Sie schon bei der Feuerwehr? Wie hat sich das Ganze entwickelt?

Vor über 30 Jahren ging zur Feuerwehr, machte die Grundausbildung, danach die Ausbildung zum Atemschutzträger. Damals gab es nur wenige AT-Träger, weshalb ich bei ziemlich vielen Einsätzen im Innenangriff mit dabei war. Dann wurde ich Gruppenführer und wieder etwas später Schiedsrichter (Prüfer) bei der Abnahme von FW – Leistungsprüfungen im Landkreis. Vor 14 Jahren wurde ich zum 2. Kommandanten gewählt, vor 1 ½ Jahren zum ersten.

Welche Aufgaben hat ein Kommandant?

Viele! (lacht) Ein Kommandant trägt die Hauptverantwortung über Mannschaft und Gerät bei Einsätzen und Übungen und die Verantwortung gegenüber Behörden und Organisationen. In Zusammenarbeit mit der Bauaufsichtsbehörde berät er Architekten in Bezug auf den vorbeugenden Brandschutz bei Neu- und Umbauten von größeren Objekten. Zu meinen Aufgaben gehört auch die Planung der Ausbildung von Aktiven – sie ist ja die Grundlage. Wir haben im Moment ca. 70 Aktive. Ich bin auch zuständig für die Fahrzeug- und Gerätebeschaffung, muss hierbei die finanzielle Abwicklung mit der Stadt regeln und dafür Sorge tragen, dass alles an Gerätschaft und im Gerätehaus in Ordnung ist.

Bei einer so großen Feuerwehr wie in ND ist sicherlich ganz schön viel zu tun?

Die ganze Instandhaltung könnten wir als Freiwillige Feuerwehr nicht gewährleisten. Die Hauptarbeit dazu wird von zwei hauptamtlichen Gerätewarten erledigt. Einer davon ist unser 2. Kommandant Markus Rieß. Die Gerätewarte sind Angestellte der Stadt Neuburg, könnten also auch im Bauhof arbeiten. Ihren Feuerwehr-Einsatzdienst verrichten sie aber auch ehrenamtlich, nicht hauptberuflich. Sie kümmern sich darum, dass nach einem Einsatz die Geräte wieder repariert und gewaschen werden.

Wie viele Fahrzeuge befinden sich in Ihrem Fuhrpark?

Wir haben zwei klassische Löschzüge. Ein Löschzug besteht aus einem Einsatzleitfahrzeug, einer Drehleiter, einem Löschgruppenfahrzeug und einem Tanklöschfahrzeug oder zweitem Löschfahrzeug. Die zwei Löschzüge bestehen also aus 6 Großfahrzeugen und zwei zusätzlichen Sonderfahrzeugen (Schlauch- und Rüstwagen).

Was kostet denn so ein Fahrzeug?

Das kommt darauf an, was drin ist: ein HLF kostet ca. 350.000 Euro, die Drehleiter rund 500.000 Euro.

Sind Sie auch für Katastrophen ausgerüstet?

Wir alleine könnten keine Katastrophe bewältigen. Da braucht man andere Einheiten dazu. Bei Hochwasser z.B. müssen die einen den Damm bauen, andere die Keller auspumpen, die nächsten irgendwelche eingestürzte Sachen oder was das Wasser weg- oder angespült hat, beseitigen. Es gibt Verletzte und man braucht den Rettungsdienst dazu. Wir als Feuerwehr sind dann nur ein Glied in der Rettungskette. Aber bei Groß- oder Industriebränden – wie schon gehabt – schaffen wir es allein.

Dann brauchen Sie in Neuburg keine zweite Einheit dazu?

Wenn wir z.B. eine zweite Drehleiter benötigen würden, dann kann schon sein, dass wir aus Rain, Schrobenhausen oder Ingolstadt eine zweite Drehleiter anfordern oder wenn wir ein Sonderfahrzeug für Gefahrgut benötigen. Was wir haben, ist eine Strahlenschutzausrüstung, sowie Chemie-Vollschutzanzüge. Dann haben wir Ölwehrgeräte, einen fahrbaren Ölabscheider, ein Fahrzeug als fahrbare Einsatzzentrale mit Funk, Telefon, Computer, Datenblättern von Objekten und Einsatzplänen, einen Schlauchwagen mit 2.000m B-Schläuchen für längere Wegstrecken zwischen Brandort und Wasserzugang usw.

Freiwillige Feuerwehr, das heißt alles wird ehrenamtlich gemacht?

Ja, aber die Leistung einer Freiwilligen Feuerwehr ist mit der einer Berufsfeuerwehr gleichzusetzen, bei den Gerätschaften als auch bei der Mannschaft. Die Leute müssen genauso geschult sein und mit den Geräten umgehen können wie bei einer Berufsfeuerwehr.

Warum hat Neuburg keine hauptberufliche Feuerwehr?

Weil das nicht finanzierbar ist! Sonst müssten alle Bürger wohl noch ein bisschen mehr Steuern zahlen, als sie bis jetzt schon zahlen. Für eine hauptberufliche Feuerwehr müsste man einen Schichtbetrieb aufrechterhalten. Rechnen Sie mal: 21 Mann auf einem Zug mal 3 Schichten, dann darf aber noch keiner Urlaub haben oder krank sein. Und wenn ein Großbrand ist, dann reichen die 20 Mann von der Berufsfeuerwehr auch nicht. Die Stadt Ingolstadt hat eine Berufsfeuerwehr mit 90 Mann und zusätzlich noch freiwillige Feuerwehrkräfte, sogar in der Hauptwache!

Aber in den Großstädten gibt es doch überall Berufsfeuerwehren?

Nein, sogar München hat auch eine Freiwillige Feuerwehr! Es gibt überall Freiwillige Feuerwehren. Was der Bürger nicht weiß: Es besteht eine Feuerwehrdienstpflicht für jeden Bürger. Wenn keine FFW zustande kommt, dann kann der Bürgermeister Personen zum Feuerwehrdienst verpflichten, genauso wie man auch zum Militärdienst einberufen werden kann. Dann müssen diese verpflichtend das tun, was wir jetzt freiwillig machen! Und wenn sie sich weigern, müssen sie Strafe zahlen. Die Aktiven der Freiwilligen Feuerwehr nehmen also den Bürgern diese Verpflichtung ab. Die Kommunen selbst müssen die technischen Geräte stellen und dafür sorgen, dass eine Truppe da ist, die den Feuerwehrdienst leistet.

Wie viele Einsätze haben Sie pro Jahr?

2007 waren es 350 Einsätze, mit vielen schweren Verkehrsunfällen, auch mit tödlichem Ausgang. Heuer waren es ca. 300, davon verhältnismäßig viele Brände. Wir leisteten auch Unterstützung bei Großbränden in Rennertshofen, Hatzenhofen und Attenfeld. Heuer hatten wir eigentlich genauso viele Einsätze, jedoch weniger Fehlalarme, die von Brandmeldeanlagen ausgelöst wurden. (Weitere Infos zu den Einsätzen unter www.neusob.de/feuerwehr/schau.htm)

Fehlalarm – d.h. die komplette Mannschaft fährt hin und es war überhaupt nichts?

Ja, das kommt immer wieder vor.

Und wer zahlt dann die ganze Aktion?

Den Sprit die Stadt Neuburg. Wenn ein Verursacher da ist, der grob fahrlässig gehandelt hat, dann wird ihm das in Rechnung gestellt. Wenn z.B. jemand mutwillig einen Rauch- oder Feuermelder eindrückt, dann zahlt er eine Strafe und die Unkosten. Für Fehlalarmierungen durch Brandmeldeanlagen wie Rauchmelder, braucht nur jemand mit Zigarette darunter zu stehen oder es ist ein technischer Defekt und schon geht das Ding los, meldet den Alarm an die Leitstelle, die drückt auf den Knopf und dann fährt die FFW los.

Wie lange dauert es vom Alarm bis das erste Fahrzeug losfährt?

Ca. 5 min.

Stehen einige Aktive ständig in Alarmbereitschaft, weil das so schnell geht?

Jeder Aktive hat einen Funkpiepser und wenn Alarm ausgelöst wird, geht dieses Ding los. Das Ganze ist aufgeteilt in 8 Schleifen, d.h. wir können die Einheiten je nach Bedarf zusammenstellen, je nachdem wie viele Fahrzeuge man braucht. Eine Einheit ist eine kleine Schleife, bei einem Großbrand brauchen wir 8 Schleifen, also das ganze Programm. Wir differenzieren auch zwischen Tag und Nacht. Tagsüber sind weniger Aktive erreichbar, da braucht man zusätzliche Schleifen, damit man genügend Leute zusammenbringt.

Wenn man das Equipment der heutigen Feuerwehr mit dem Löschwesen von früher vergleicht – der Unterschied ist gewaltig.

Das stimmt! Wir haben noch alte Feuerwehrspritzen aus den Jahren 1749 und 1758, sowie Löscheimer. Die musste früher jeder Haushalt bereithalten. Wenn Alarm gegeben wurde, mussten die Leute mit ihrem Löscheimer kommen und eine Kette bilden. Dann wurde aus einem Bach oder Weiher Wasser entnommen und per Eimer von einem zum anderen weiter gereicht bis zum Brandherd.

Wann wurde die Freiwillige Feuerwehr Neuburg gegründet?

1862. Gründer war Nikolaus Pfahler. Er war auch Initiator des Turn- und Sportvereins 1862 Neuburg. Aus der Turnerschaft heraus hat er die FFW gebildet.

Was war der größte Brand in der Geschichte der FFW Neuburg?

1998 der Brand im Industriepark Neuburg, auf dem ehemaligen Eternitgelände in der Augsburger Straße.

Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft?

Ich hoffe, dass es so bleibt wie es ist: dass wir immer genügend Nachwuchs haben, dass immer wieder junge Leute da sind, die sich um den Feuerschutz und das Feuerwehrwesen annehmen, dass die Freiwilligkeit erhalten bleibt und auch die Geselligkeit nicht vergessen wird.

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