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Museum für alle: Neue inklusive Elemente im Fugger und Welser Erlebnismuseum – und eine inklusive Führung am 9. April 2023
Das Fugger und Welser Erlebnismuseum ist ein Vorreiter in Sachen Barrierefreiheit und Inklusion

Augsburg/PM – Das Fugger und Welser Erlebnismuseum ist ein Vorreiter in Sachen barrierefreiesKulturerlebnis. Seit der Verleihung des Signets „Bayern barrierefrei“ im Jahr 2017 baut das von der Regio Augsburg Tourismus GmbH initiierte und betreute Haus seine barrierefreien, inklusiven Angebote stetig aus. Johannes Hintersberger, MdL, stellte jetzt die neuesten Fortschritte in diesem Prozess vor.

Das Fugger und Welser Erlebnismuseum sei „ein Kleinod, eine Perle – die aber noch nicht alle Menschen auf dem Schirm haben“, so Johannes Hintersberger, MdL, der unlängst im Augsburger Wieselhaus begrüßte, als dort die neuesten inklusiven Elemente des Museums vorgestellt wurden. Hintersberger erinnerte daran, wie er – damals noch in seiner Funktion als Sozialstaatssekretär – dem von der Regio Augsburg Tourismus GmbH betreuten Museum im Jahr 2017 nach dem Einbau des Aufzugs das Siegel „Bayern barrierefrei“ verliehen hatte. Damit sei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung gemacht worden. Aber Barrierefreiheit beziehungsweise Inklusion sei, so Hintersberger, kein Ziel das man irgendwann erreicht, sondern ein stetiger Prozess und das Museum sei ein „lernendes System. Es gibt immer wieder neue Herausforderungen in diesem Bereich – aber auch zum Glück immer wieder neue Erkenntnisse und neue technische Möglichkeiten, und die werden hier beispielhaft eingesetzt.“

Konkrete Neuerungen im Fugger und Welser Erlebnismuseum sind beispielsweise die Angebote an Menschen mit eingeschränktem Hörvermögen: Bernd Schneider, der Vorsitzende des Landesverbands Bayern der Gehörlosen e.V., hatte die Regioberaten und begleitet. Nun konnte er die neuen Untertitelungen der „lebenden Bilder“ im Museum einweihen: Mittels eines der Stoffsäckchen mit eingebautem RFID-Chip, die im Museum aus Auslöser für etliche interaktive individuelle Elemente dienen, aufgerufen, ermöglichen es die Untertitel nun gehörlosen oder schlecht hörenden Personen, die Dialoge der Figuren in den „lebenden Bildern“ im Museum mitzuverfolgen. Dieses Angebot zu erarbeiten, habe etwa zwei Jahre lang gedauert und sei sehr aufwändig gewesen, betonte Tourismusdirektor Götz Beck – eine Übersetzung in Gebärdensprache sei leider derzeit nichtfinanzierbar, wie Museumsleiterin Wiebke Schreier bedauerte. Darüber hinaus wird derzeit daran gearbeitet, Menschen mit Hörhilfen die Möglichkeit zu geben, die Hörtexte direkt über ihr Hörgerät oder Implantat über eine App abspielen zu können.

Auch für Menschen mit Sehbehinderung hält das Museum jetzt neue Angebote bereit: Gemeinsam mit ihrer Inklusionsberaterin Claudia Böhme hat die Regio Augsburg Tourismus GmbH ein Konzept entwickelt, das bislang nur textlich oder bildlich vermittelten Informationen nun auch auditiv oder haptisch zugänglich macht – abrufbar beispielsweise über tastbar angebrachte QR-Codes. Zusätzlich gibt es jetzt Begleithefte in Brailleschrift und in einfacher Sprache, die auf Rückfrage im Museum für die Dauer des Besuchs gereicht werden. Audio- undVideobeiträge stehen auch in schriftlicher Form zur Verfügung und ein Audioguide begleitet die Gäste durch die Ausstellung. Damit versucht man im Fugger und Welser Erlebnismuseum, einem selbstgesteckten Ziel wieder ein Stück näherzukommen: das Haus, aber ganz besonders auch die Geschichte(n), die es erzählt, für so viele Menschen wie möglich erlebbar zu machen.

Beim Konzept „Storytelling“, das im Museum vorherrscht, werden die Besucher*innen über möglichst viele Sinne angesprochen – auch über den Tastsinn: Taschen, die Museumsinhalte haptisch transportieren (darin enthalten: u.a. Gewürze, Textilien, Repliken von Exponaten), werden bei Bedarf für Menschen mit einer Sehbehinderung ausgegeben.

Mit diesem Angebot ist laut Bernd Schneider, der auch Mitglied des Augsburger Behindertenbeirats ist, das Fugger und Welser Erlebnismuseum inzwischen ein Vorreiter der Augsburger Museumslandschaft in Sachen Barrierefreiheit und ein Vorbild für andere Häuser. Deshalb soll das inklusive Museumskonzept auch auf Einladung von Claudia Nickl, der Vorsitzenden des Augsburger Behindertenbeirats, in der nächsten Gesamtsitzung des städtischen Gremiums vorgestellt und seinen Mitgliedern die Möglichkeit zu einer Führung durch das Haus gegeben werden. Für die wichtigen Impulse und Ideen und die engagierte Unterstützung durch Menschen wie Bernd Schneider, Claudia Böhme und Claudia Nickl dankte Johannes Hintersberger ausdrücklich – und machte deutlich, dass letztendlich alle Museumsgäste davon profitieren, wenn man versucht, das Angebot an unterschiedlichsten Bedürfnissen auszurichten und die Inhalte auf unterschiedlichste Weise zu vermitteln. Denn: „Teilhabe aller ist nur dann möglich, wenn Barrieren erkannt werden und sich die Gesellschaft auf den Weg macht, diese abzuschaffen“, wie Museumsleiterin Wiebke Schreier betont. – Candida Sisto

 

 

Bild: Dennis Barth

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