Do. Apr 18th, 2024

Chefarzt der Inneren Abteilung an der Klinik Eichstätt & Initiator des 1. Eichstätter Jugend-Gesundheitstages

Seit dem 1. April 2003 leitet Dr. med. Thomas Wertgen die Innere Abteilung der Klinik Eichstätt. Zuvor praktizierte er in Trier, hat dort auch einen wesentlichen Teil seiner Ausbildung durchlaufen und war anschließend in Österreich (Vorarlberg und Niederösterreich) tätig. Den Weg nach Eichstätt fand der 48-Jährige durch eine ungewöhnlich konzipierte Stellenanzeige, mit der ein Nachfolger für Dr. Jakob gesucht wurde. Erste Kontakte wurden geknüpft, interessante Gespräche geführt und die Chefarzt-Stelle angenommen.

Und sind Sie zufrieden?

„Ja, es war eine gute Wahl, nicht nur für mich, sondern auch für meine Familie. Wir fühlen uns hier alle sehr wohl!“ Drei Kinder hat Dr. Wertgen: Der Sohn wird 17, die jüngere Tochter 13. Die ältere ist 19 und studiert in Wien Medizin.

Hat der Arztberuf also schon Tradition in der Familie?

„Nein“, meint er lachend, „alle anderen haben ‚etwas Vernünftiges’ gelernt. Mein Antrieb, Arzt zu werden, war die Chance, Menschen in schwierigen Situationen helfen zu können, wobei ich mir denke, dass dies heute durch die Vielfalt der medizinischen Möglichkeiten sehr gut geht. Darüber hinaus hat die Medizin meines Erachtens einen noch viel höheren Anspruch, nämlich den Menschen im ganzheitlichen Aspekt zu sehen und das ist die tägliche Herausforderung, vor der wir heute stehen.“

Als Internist schneiden, schnippeln Sie an den Patienten herum?

„Nein, nein! Ganz im Gegenteil!“ Wir befassen uns mit den inneren Organen wie Herz, Lunge, Nieren, Bauchbereich und behandeln diese. Mein persönlicher Schwerpunkt sind eher Magen-Darm-Erkrankungen und die Endokrinologie, also Hormon- und Stoffwechselerkrankungen wie Zucker oder Fettstoffwechselstörungen – die klassischen, internistischen Erkrankungen eben.

Wenn Sie nochmals von vorne anfangen könnten, würden Sie wieder denselben Beruf ergreifen?

„Zum jetzigen Zeitpunkt: ja, weil er sehr vielfältig ist. Es gibt zwar so viele schöne Dinge auf der Welt, denen ich mich gerne widmen würde und wofür meine Freizeit jedoch viel zu knapp ist – aber trotzdem würde ich es wieder tun.

Welche Hobbys haben Sie?

„Mein schönstes und angenehmstes Hobby ist: mit meiner Frau zusammen „quer zu denken“. Wir reden sehr viel miteinander. Was wir uns schon seit langer Zeit vorgenommen und jetzt umgesetzt haben, ist das Tanzen. Wir gehen wieder in einen Tanzsportclub. Außerdem spielen wir ein wenig Tennis und fahren gelegentlich Rad. Wir laden gerne Leute ein und freuen uns selbst über jede Einladung, die wir bekommen. Mit Menschen in Kontakt zu sein, ist für mich einfach wichtig.

Was halten Sie von der jetzigen Situation im Gesundheitswesen?

„Sie ist sehr problematisch. Durch die Konstellation der Gesetze werden wir in unserem ärztlichen Wirken in einen relativ engen Rahmen gepresst. Einerseits ist es von Vorteil, wenn alles standardisiert ist und damit ein gewisser qualitativer Gleichstand geschaffen wird, nur verhindert es auch Flexibilität und ein Stück der Individualität bei der Behandlung. Durch das – auf das Krankenhaus bezogene – neue Abrechnungssystem bekommen wir verschiedene Abläufe nicht mehr vergütet, obwohl sie erforderlich sind und zurecht erbracht werden.

Kann man als Patient dann überhaupt noch qualitativ hochwertige Leistungen erwarten?

„Ja, aber es wird zunehmend schwieriger, weil die Verweildauer im Krankenhaus immer kürzer wird. Immer mehr muss in kürzerer Zeit am Patienten durchgeführt werden. Das macht es auch problematischer. Was in Zukunft kommen wird, sind Wartelisten, weil bestimmte Leistungen zurückgestellt werden müssen. Das beginnt hier in Deutschland langsam; in anderen Ländern ist dies schon viel länger der Fall. Wir wollen keine „britischen Verhältnisse“. Dort haben sie eine Wartezeit von 3 – 4 Wochen im Schnitt auf bestimmte Standard-Untersuchungen, allerdings auch Wartelisten für Dialyse, also für künstliche Blutwäsche bei Nierenschwäche oder Wartelisten für Herzoperationen.

Ein Herzkranker kann doch nicht ein paar Monate auf seine Operation warten! Dann könnte er ja schon gestorben sein, bis er dran kommt?

„Das passiert aber in Groß-Britannien! In Deutschland kriegt man auch mit 80 Jahren noch einen Herzkatheder oder eine Herzklammeroperation. In Schweden in diesem Alter schon lange nicht mehr! Das ist sehr traurig, aber europäische Realität – nur in Deutschland zum Glück noch nicht! Solche Wartelisten wären im Gesundheitswesen die größte Qualitätseinbuße, die wir haben könnten….

Von der Politik zurück zu Ihnen. Als Arzt sollten Sie Vorbild für Ihre Patienten sein. Passen Sie beim Essen auf oder gibt es zwischendurch auch mal Schweinshaxe?

„Wir achten sehr auf gesunde, abwechslungsreiche Ernährung, übertreiben es aber nicht. Alles, was zu streng ist, also z.B. eine Diät, halte ich für eine Art von Körperverletzung. Wir leben bewusst und genussvoll, grillen z.B. Gemüse, aber eine Wurst darf auch schon mal auf dem Rost liegen.“

Was wünschen Sie sich für Ihre persönliche Zukunft?

„Gesundheit, dass ich flexibel und kreativ bleibe und bereit, mich immer wieder auf Neues einzulassen. Das ist das wahre Leben, was für mich ganz viel mit Bewegung zu hat, mit „in-Kontakt-sein“ mit möglichst vielfältigen Dingen, sich mit Philosophie zu beschäftigen, Sport zu treiben, irgendein fremdes Land, eine fremde Kultur zu entdecken….. Solche Dinge hätte ich gern auch in Zukunft. Was ich wirklich total gerne einmal wäre: ein liebevoller Opa! Aber das hat noch etwas Zeit!“, erklärt er augenzwinkernd. „Mein allergrößter Wunsch für die Zukunft ist jedoch: mit meiner Frau gemeinsam alt werden zu können…..“

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