Do. Mrz 28th, 2024

In Zeiten stagnierender Wirtschaft, angespannter kommunaler Finanzlage, negativer Schlagzeilen aus Politik und Gewerbe, wollte brennessel wissen, mit welchen Visionen und vor allem mit welchem Alltagsgeschäft so ein Landrat von Neuburg-Schrobenhausen zu tun hat. Was viele Leser und auch zum Teil wir nicht genau wissen: Wie wird man Landrat und was macht der eigentlich… – das wollen wir mit diesem Interview klären.

Das Amt des Landrats

..hat eine zentrale Funktion und ist das Amt für alle Themen, die den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen betreffen, wie z.B. Naturschutz, Wirtschaftsförderung, Schulwesen, Abfallwirtschaft, Sicherheit, Recht/Ordnung, Krankenversorgung etc. Der Landrat wie auch das Landratsamt wird tätig, wenn die Zuständigkeiten über die Grenzen der Gemeinden hinausgehen. Sich selbst bezeichnet Dr. Keßler als guter Freund und Berater aller Bürgermeister des Landkreises, wenn es um Fragen wirtschaftlicher, kultureller oder sozialer Natur geht. Als Leiter der Unteren Staatsbehörde und Leiter der Selbstverwaltungskörperschaft Landkreis und Vorsitzender des Kreistages übt Keßler jedoch eine Doppelfunktion aus – dieser Umstand macht das Arbeiten nicht immer einfach – Kompromisse sind wohl an der Tagesordnung. Am Beispiel des Schulwesens wird es deutlich: Die Städte und Gemeinden sind zuständig für Kindergärten, Grund- und Hauptschulen, das Landratsamt bzw. der Landkreis für Gymnasien, Real- und Förderschulen. Deshalb verwundert nicht, wenn des Landrats erste Aussage lautete: “Wir sind das zentrale Amt für den Landkreis. Der Landrat wird alle sechs Jahre gewählt und Dr. Keßler befindet sich mittlerweile in seiner vierten Amtszeit – das macht nach Adam Riese 19 Jahre. Da steht nächstes Jahr ein rundes Jubiläum ins Haus.

..über Steckenpferde

Hat sich Dr. Richard Keßler in der jüngsten Vergangenheit mit Projekten wie dem Gründerzentrum Kreut und der Konversion der Tilly-Kaserne, das zur Förderung junger Unternehmer ins Leben gerufen wurde und überdurchschnittlich gut belegt ist, der Umweltbildungsstätte Haus im Moos und des Modellprojektes Geriatrie mit 100 Betten hervorgetan, so ist das ‘Auenprojekt’ eines der neuen Steckenpferde. Die Renaturierung des Auwaldes zwischen Ingolstadt und Neuburg ist bundesweit eines der größten Umweltschutzvorhaben. Alles in allem sollen in das Auenprojekt etwa neun Mio. Euro investiert werden, die vor allem vom Freistaat Bayern und der EU kommen. Die sukzessive Umsetzung dieses Projektes ist nicht zuletzt auf die Hartnäckigkeit des Neuburger Landrats zurückzuführen, der seit 1995 für das Auenprojekt kämpft. Dieses besteht aus zwei Teilen: Für die Staustufe Bergheim soll ein neuer Umgehungsbach geschaffen werden. Das Gewässer fließt auf der Südseite durch den Auwald und mündet auf Höhe der Alten Donau bei Weichering wieder in den Fluss. Die Naturschützer können sich in Zukunft über neue Lebensräume einer Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten freuen. Der zweite Akzent liegt bei der Hochwasser-Prävention. Ab einer bestimmten Hochwassermenge soll an einem Überlaufwehr Donauwasser ausgeleitet werden. Besiedelte Gebiete werden so in Zukunft vor Hochwasserschäden verschont bleiben. Das ‘Auenprojekt’ ist ein weiterer Beweis dafür, dass es sich lohnt hartnäckig langfristige Ziele zu verfolgen. Denn so sieht Keßler seine Aufgabe – und nur darin liegt der Erfolg und in gleicher Weise auch die Vision des Landrats ‘Verantwortung für die Heimat zu leben; nachhaltige Politik für die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises umzusetzen’.

Laufende Konzeptionen

..sind das Donaumoosprojekt ‘Haus im Moos’ und das Donauentwicklungskonzept, die eigenständige Fachoberschule, die sich im 2. Jahr seit Gründung befindet, die Neuordnung des Berufsschulwesens mit Schaffung von Kompetenzzentren und der bevorstehende Abschluss der Schlosssanierung, die ihren Höhepunkt in der 2005 stattfindenden Landesausstellung des Freistaates Bayern zur Gründung des Fürstentums Pfalz-Neuburg erlebt.

Wir hoffen, dass brennessel ein bisschen Klarheit über die Aufgabengebiete und die Funktion eines Landrates vermitteln konnte. Wir bedanken uns bei Landrat Dr. Richard Keßler für die Zeit, die er uns trotz seines überquellenden Terminkalenders zur Verfügung stellte.

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