Oder für alle Nicht-Lateiner auf gut deutsch: Lasst uns trinken! Und zwar in unseren schönen bayerischen Biergärten, die nun wieder geöffnet haben.Neuburg – Können Sie sich noch daran erinnern, wie Herr Aiwanger so ziemlich vor einem Jahr recht umständlich die Abstandsregeln für Biergärten erklärt hat? „Wenn sechs bis acht Leute, jeder mit seinem Kumpel kommt, dann kann der sich natürlich jeweils mit seinem Kumpel, der seine Bezugsperson ist, an einen Tisch setzen und mit 1,50 Abstand – dann sitzt der nächste Kumpel mit seinem Kumpel, aber die können nicht 6 mal 2 an einem Tisch sitzen, weil ja nicht mal die ersten Sechse an einem Tisch sitzen dürfen…“ usw. Das Video ist immer noch auf Youtube und sorgte bereits damals für Heiterkeit. Gott sei Dank scheint dieser Spuk nun endgültig vorbei.
Dieses Frühjahr können wir wieder uneingeschränkt nach Lust und Laune unsere Biergärten besuchen, um uns an einem kühlen Bier im Schatten einer Kastanie zu erfreuen. Die Kastanienbäume in Biergärten haben übrigens eine lange Tradition. Sie wurden zum Kühlen der Bierkeller genutzt, da sie Schatten und Feuchtigkeit spenden, und ihr flaches Wurzelwerk nicht in Verdacht stand, dem Mauerwerk eines darunter liegenden Gewölbes zu schaden. Seit 210 Jahren übrigens dürfen wir uns in Biergärten tummeln. Ein Erlass des bayerischen Königs Maximilian I. aus dem Jahr 1812 erlaubte den bayerischen Brauern ihr Märzenbier im Freien auszuschenken, um es „in minuti zu verschleißen“, also sofort zu trinken, was kein Problem sein dürfte. Um andere Wirte nicht zu verärgern, durften allerdings keine Speisen dazu gereicht werden. Da die Leute ihr Bier jedoch ungern auf nüchternen Magen trinken, brachten sie ihre Brotzeit kurzerhand mit, ein Brauch, der zum Teil auch heute noch lebendig ist. Und was gibt es auch Besseres als ein Brot oder eine Brezn mit Schnittlauch und Radi und dazu ein Helles unter unserem weiß-blauen Himmel?
Auch die Kinder lieben Ausflüge in den Biergarten, gibt es dort doch zumeist Sandkästen und Spielgeräte. Sie sind also beschäftigt, während die Erwachsenen miteinander ratschen, den Leuten zuschauen und nach bewährter bayerischer Art leben und leben lassen können. Denn wo findet man das gute Leben, wenn nicht an solchen Treffpunkten im Freien? Das hat man übrigens bereits seit langem auch außerhalb von Bayern begriffen. Nicht von ungefähr erfreut man sich mittlerweile deutschlandweit an einem gemütlichen Zusammensein in Biergärten. In diesem Sinne – wohl bekomms! – Christiane Maria Borrmann, brennessel Magazin