Politikwissenschaftler Klaus Stüwe im Interview zu Joe BidenEichstätt, (upd) – „Die Hypothek, die Donald Trump seinem Nachfolger hinterlassen hat, ist groß“, betont der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Klaus Stüwe, der an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) den Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft innehat. In einem aktuellen Interview mit dem Sankt Michaelsbund äußert er sich zu den konkreten Themen und Herausforderungen, die der neue US-Präsident vorrangig angehen wird, und zur Frage, was von Donald Trump noch zu erwarten ist.
„Die USA befinden sich in einer krisenhaften Situation, die es in dieser Größenordnung vielleicht zuletzt im Zweiten Weltkrieg gab. Eigentlich sind es zwei Krisen, die von der Biden-Administration überwunden werden müssen: zum einen die Corona-Pandemie, die bereits über 400.000 Tote forderte, und zum anderen die tiefe politische Polarisierung, die das Land erfasst hat“, so Stüwe. Biden nehme die Pandemie ernst, wie seine ersten Aktionen im Amt gezeigt hätten. Zudem kennzeichne ihn ein versöhnlicher politischer Stil und die Bereitschaft, auf andere zuzugehen. Ziel müsse es nun sein, den Millionen Menschen, die in den vergangenen Monaten ihre Job verloren haben, Perspektiven zu bieten. Die Ernennung von Kamala Harris als Vizepräsidentin sei außerdem ein wichtiges Signal, um einem nach wie vor in vielen Bereichen vorhandenen Rassismus zu begegnen.
„Auch unter einem Präsidenten Biden werden die USA nicht aufhören, eigene außenpolitische Interessen zu haben. Zum Teil unterscheiden sich diese weiterhin von den Interessen Deutschlands“, so Stüwe. Dennoch werde sich im transatlantischen Verhältnis vieles zum Besseren verändern. Unabgestimmte Aktionen oder eine Brüskierung von Verbündeten wie bei Trump werde es mit Biden sicher nicht mehr geben.
Was Prognosen zum künftigen Verhalten von Bidens Amtsvorgänger angeht, habe Stüwe aufgehört, solche abzugeben. Man solle nicht übersehen, dass 75 Millionen US-Bürgern für Donald Trump gestimmt hätten. „Es kann sein, dass er dieses politische Kapital nutzt, um auch in Zukunft Unruhe zu stiften. Vor allem für seine bisherige Partei, die Republikaner, würde dies zur Zerreißprobe werden.“
Das ausführliche Interview mit Professor Stüwe findet sich online unter https://mk-online.de/meldung/es-gibt-viel-zu-reparieren.html – Constantin Schulte Strathaus, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt