Fr. Mrz 29th, 2024

Die „Europäische Fuggerstraße“ wächst – jetzt mit einem UNESCO-Welterbe und Quecksilber in Spanien
Die Quecksilberstadt Almadén ist der jüngste Partner der Kulturreiseroute zu Bergbauorten

Augsburg/pm. –  Selten schaffen es Unternehmen, sich wie die US-Konzerne Microsoft, Apple, Google oder Amazon als globale Marktmacht zu positionieren. Doch genau das ist schon vor rund 500 Jahren einem Montankonzern mit Sitz in Augsburg – dem Handelshaus Jakob Fuggers „des Reichen“ – gelungen: Die Augsburger Gesellschaft produzierte um 1500 einen Großteil des in Europa verkauften Kupfers.

In dieser Epoche begannen die Globalisierung und die europäische Expansion: Kupfer wurde in großen Mengen für den Schiffsbau, für Kanonen, als Ware im Gewürzhandel mit Indien und als Zahlungsmittel beim Sklavenhandel in Afrika gebraucht. Aber auch mit Silber und Gold, Blei, Zinn, Zink und Eisen machten die Fugger Geschäfte, die weite Teile Westeuropas umspannten. Seit 2019 führt deshalb die „Europäische Fuggerstraße“ als Kulturreiseroute von der Fuggerstadt Augsburg in Bergbauorte des Fugger’schen Montankonzerns – in die Karpaten, in den österreichischen und den italienischen Teil Tirols und ins Oberallgäu. Fast am längsten aber verdiente der Montankonzern der Fugger an spanischem Quecksilber. Das flüssige Metall wurde in Amerika zum Scheiden von Gold benötigt, in Europa wurde damit vergoldet und Spiegel wurden produziert. Als um 1500 die „Franzosenkrankheit“ – die Syphilis – Europa verseuchte, galt Quecksilber als Heilmittel. Das Quecksilber der Fugger kam aus dem spanischen Bergbaustädtchen Almadén in Kastilien. Die dortigen Gruben beutete die Firma von 1525 bis 1645 aus – unterbrochen nur von ein paar Perioden, in denen die Augsburger Welser die Pacht des Bergwerks innehatten. Die aus Quecksilbererz erzeugte Farbe Zinnober wurde bis nach Indien exportiert.

Mit dem Quecksilberbergwerk von Almadén hat sich mittlerweile ein Partner aus einem fünften europäischen Land der transnationalen Tourismuskooperation angeschlossen. Die Kulturreiseroute führt somit von der Welterbe-Stadt Augsburg auch in die Welterbe-Stadt Almadén, wo die Quecksilbergruben und der Bergbauort seit 2012 zum UNESCO-Welterbe zählen. Stationen der „Europäischen Fuggerstraße“ sind außerdem Bad Hindelang im Oberallgäu, Schwaz und Hall in Österreich, Sterzing in Italien und Banská Bystrica (deutsch: Neusohl) in der Slowakei. Übrigens: Auch das bayerische UNESCO-Welterbe „Augsburger Wassermanagement-System“ hat seinen Ursprung im Bergbau der Frühen Neuzeit: Aus den Erzgruben kam die maschinelle Wasserhebung in die Fuggerstadt am Lech. Mit Gewinnen, die Jakob Fugger „der Reiche“ und die Seinen aus dem Montangeschäft zogen, wurde auch die Fuggerei bezahlt, die wohl bekannteste Augsburger Sehenswürdigkeit. Bis heute leben in der 1521 von Jakob Fugger gestifteten Sozialsiedlung rund 150 bedürftige – ausschließlich katholische – Augsburger Bürgerinnen und Bürger für eine Jahres(kalt-)miete von 0,88 Euro. Als ideelle Gegenleistung sollen Fuggereibewohner zudem täglich drei Gebete für den Stifter und seine Familie sprechen. – Candida Sisto

Mehr zur Europäischen Fuggerstraße und ihren Stationen in Bayern, Österreich, Italien, der Slowakei und jetzt auch Spanien unter: www.fuggerstrasse.eu

Mehr zum „Fugger und Welser Erlebnismuseum“ in Augsburg unter:
www.fugger-und-welser-museum.de

Mehr zu den Fuggern und zur Augsburger Fuggerei: www.fugger.de

 

 

Bilder:
Almaden Mine, Thomas Baumgartner
Praesentation Fuggerstrasse, Martin Kluger

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