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Eva Zwack

Apr 1, 2009

Schauspielerin + Kulturpreisträgerin der Stadt Neuburg

Autorin, waschechte Neuburgerin, Gründerin des Neuburger Boulevardtheaters, spielt derzeit „Die Frau, die aus dem Rahmen fiel…“ im Theater des Studienseminars in Neuburg.

Wie sind Sie zum Theater gekommen?

Von 1986- 2004 war ich Mitglied beim Neuburger Volkstheater e.V. In dieser Zeit war ich acht Jahre 2. Vorsitzende, machte bei einigen Stücken Regie, leitete das Jugendtheater, spielte in den Frühjahrsstücken mit und im „Bayerischen Jedermann dreimal die Rolle der Werke und sechsmal die Rolle der Mutter. Daneben hatte ich die Möglichkeit, mich mit professionellen Leuten in Schauspiel, Regie u.a. fortzubilden. 1998 ergab sich die Gelegenheit, mich generell professionell ausbilden zu können.

Sie hatten eine 3-jährige Schauspielausbildung in Wien, Berlin, Köln und München.

Ich war auch Schülerin von Lehrern des Actors Studio in New York, von John Costopoulos und Susan Batson. Sie coacht Nicole Kidman und Juliette Binoche. Mit Batson arbeite ich auch heute noch zusammen.

Das sieht und spürt man! Sie können alle Facetten von Gefühlen brillant umsetzen und tun dies meistens in außergewöhnlichen Frauenrollen. Das liegt Ihnen anscheinend?

Ja, mein Hauptthema sind Frauenschicksale. Egal ob ich in „Die geliebte Stimme“ eine verlassene Frau spiele oder in „Hallo Spatzl“, eine alternde Lady, die mit ihrem jugendlichen Liebhaber verreist. In „Madame de Toilette“ ist es eine Frau, die sich nach dem Tod ihres Mannes nicht traut, dessen Laden weiter zu führen, obwohl sie diesen eigentlich selbst geführt hat, und lieber die öffentliche Toilette putzt. Ich versuche immer, Frauenschicksale ein bisschen sozialkritisch zu beleuchten, zwar in humorvoller Form, aber so, dass man anschließend darüber nachdenkt. Ich spiele eigentlich immer Frauen, die sich letztendlich durchsetzen oder zumindest den Versuch starten, sich durchzusetzen.

Im Moment stehen Sie als Maria Leopoldine auf der Bühne?

Ja! Sie ist die interessanteste bayerische Kurfürstin. Ihr verdanken wir, dass wir Bayern sind und dies, obwohl sie die Enkeltochter der österreichischen Kaiserin Maria Theresia war! Sie fasziniert mich, weil sie sich über alles hinweg gesetzt hat. Das konnte sie aber wohl nur bewerkstelligen, weil sie einen hohen Rang hatte. Ohne diesen wäre sie damals wahrscheinlich auch untergebuttert worden. Ihre politische Einstellung ihren Untertanen gegenüber wünschte ich heutigen Politikern.

Es ist das vierte Theaterstück, das Sie verfasst haben?

Ja! Durch das Buch von Frau Krauss-Meyl wurde ich auf Maria Leopoldine aufmerksam und machte mir meine Gedanken, warum diese bayerische Kurfürstin so umtriebig war. Ich kam dabei zu dem Schluss, dass die Heirat mit dem alten Kurfürsten und das Geschehen um das uneheliche Kind sie zur Rebellin gemacht hat, bzw. sie ihr Leben in die Hand genommen hat. Sie lernte das Bierbrauen, half auf den Feldern, fuhr auf Viehmärkte und Versteigerungen, verkaufte die Ernte und kaufte das Saatgut, befasste sich mit Aktien … Es ist hier nicht aufzuzählen, was diese Frau alles geleistet hat. Ich versuchte dem historischen Rahmen gerecht zu werden.

Können Sie den Inhalt des Stückes kurz schildern?

Vor fünfzig Jahren kam Maria Leopoldine nach München. König Ludwig dankt ihr, dass die Wittelsbacher in Bayern herrschen. Dieses Ereignis nimmt sie zum Anlass, um in einem fiktiven Gespräch mit der Großmutter (sie hat nur ein Bild von ihr), der Kaiserin Maria Theresia, abzurechnen. Sie wurde aus politischen Gründen gezwungen, den 52 Jahre älteren Kurfürsten Karl Theodor zu heiraten, damit dieser einen legitimen Nachfolger bekommen sollte. Als Kurfürsten-Witwe wurde sie gezwungen, ihr lediges Kind in Laibach zur Welt zu bringen und darüber ihr Leben lang zu schweigen. Unterhaltsam, verständlich und immer mit einem Hauch Ironie wird eine Brücke gebaut zwischen der trotzigen und teilweise überforderten 19-Jährigen bis hin zur emanzipierten Frau mit ausgeprägtem Geschäftssinn, wechselnden Liebhabern, unbeschreiblichem Reichtum und viel Macht am Hofe, die oft genug gegen die Etikette verstößt. Schauen Sie sich doch einfach eine Aufführung im Theater des Studienseminars an (Termine: 27.+28.3./2.+3.4., Karten gibt es im Bücherturm ND oder an der Abendkasse)!

Hatten Sie auch die Regie?

Bei diesem Stück übernahm meine Tochter Stephanie Geier die Regie.

Welche Stücke haben Sie noch im Rahmen des 2001 von Ihnen gegründeten Neuburger Boulevardtheater gespielt?

Neben den oben erwähnten die „Teure Edna“ v. S.Miller, „Chanel No.Sex“ v. P. Badan, „Die Schneeköniginnen“ v. K. Specht, „Shirley Valentine“ oder „Die Hl. Johanna der Einbauküche“ v. W. Russel, „info@marlene-hilft.de“ sowie jetzt „Maria Leopoldine – Die Frau, die aus dem Rahmen fiel“.

Was planen Sie als nächstes?

Ich würde gerne ein 2-Personen-Stück machen, habe auch schon ein tolles Stück, aber da kann ich noch nicht viel darüber verraten, da ich noch in Verhandlungen stecke. Es wäre jedenfalls für das 10-jährige Bestehen des Neuburger Boulevardtheaters etwas ganz Besonderes.

Sie wurden 2008 mit dem Neuburger Kulturpreis ausgezeichnet?

Das ist schon eine große Ehre für mich und eine Anerkennung für das, was ich bisher getan habe. Ich freue mich sehr darüber.

Haben Sie auch weitere Preise bekommen?

Nein! Aber ich habe mich auch noch nie irgendwo mit einem Stück beworben. Vielleicht sollte ich das mal tun, um die überregionale Presse auf mich aufmerksam zu machen.

Nun zu Ihnen privat. Kochen Sie gerne?

Ja, aber nur, wenn ich viel Zeit habe und meine Familie erwarte. Für mich selbst ist Essen nicht wichtig. Wenn ich die Wahl habe auszugehen, dann lieber ins Theater oder in ein Jazzkonzert. Und wenn ich schon eingeladen werde, dann lieber zu einer bayerischen Brotzeit als zu Kaffee und Kuchen.

Wie schaut es mit Sport aus?

Ehrlich gesagt: Da bin ich zu faul dazu. Jogging oder ähnliches? Nein, danke! Ich habe mir zwar ein Trampolin gekauft, aber außer vielen guten Vorsätzen bin ich nicht wirklich konsequent, auch wenn mir meine Enkelkinder zeigen, wie toll man darauf springen kann! Das Fahrrad bleibt unbenützt, weil es heimwärts immer den Berg aufwärts geht.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Gesundheit! Und dass sich vielleicht mal ein überregionaler Journalist in eine meiner Aufführungen nach Neuburg verirrt und ich dadurch die Chance habe, öfter auswärts zu spielen. Dass ich mit meinen Stücken Denkanstöße geben kann. Dass unsere Gesellschaft nicht nur an Konsum und Äußerlichkeiten denkt, sondern lernt, auf die anderen Rücksicht zu nehmen und hinzuschauen: Wer lebt neben mir? Wie lebt er neben mir? Wir reden viel von der Not in anderen Ländern und sehen oft nicht, dass diese im eigenen Land sehr groß ist.

Ihre Wünsche an und für unsere Leser?

Dass sie sich an meinen Theaterstücken erfreuen, Gesundheit und dass sie die schönen Dinge des Lebens sehen können. Dazu braucht man nicht Geld, sondern eine gewisse Bescheidenheit und Demut.

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