Do. Apr 18th, 2024

Frau Maier ruft an bei PS-Travel, Check-IN:-Zentrale für Last-Minute-Flüge für ganz Deutschland

Check-IN: Check-IN:-Zentrale München – Guten Tag!
Maier: Grüß Gott Frau Check-IN. Maier mein Name.
Check-IN: Nein Frau Maier. Check-IN-Zentrale Flughafen München hier. Kovalev mein Name. Rita Kovalev.
Maier: Ach, sie heißen nicht Checkin.
Check-IN: Nein, ich heiße Kovalev. Rita Kovalev. Ich bin hier die Sachbearbeiterin für Last-Minute-Flüge und mache die gesamte Verwaltung und Buchhaltung.
Maier: Gut Frau Kovalev. Ich rufe sie an, weil ich habe mit Franzl gesprochen. Sie kennen meinen Franzl selbstverständlich nicht. Der Franzl ist nämlich mein Mann. Und der hat zu mir gesagt. Du Maria, ruf’ mal an bei denen von Check-IN und frag’ mal, sag’ mal, daß du unbedingt einen Last-Minute haben willst. Das ist nämlich billig.
Check-IN: Da sind sie schon richtig bei mir Frau Maier. Aber ich kann ihnen das jetzt nicht alles aufzählen was wir im Angebot haben. Sie können es aber nachlesen im Internet unter Check-IN.de.
Maier: Sie können mir aber schon ein paar Angebote sagen. Dafür sind sie doch angestellt bei Check-IN, oder?
Check-IN: Natürlich. Wir haben jeden Tag so und so viel Angebote. Aber Minute für Minute gehen hier die Angebote weg – deswegen heißt es auch “Last-Minute”.
Maier: Aber schauen sie mal. Bis jetzt waren wir immer beim Graus – bei unserem Reisebüro in Dollerhausen. Aber dieses Jahr wollen wir nicht mehr bei ihm buchen. In den letzten Jahren hat uns der immer beschissen.
Check-IN: Deswegen haben wir ja auch so einen großen Zulauf bei Last-Minute-Angeboten. Und ich sage ihnen – ich habe nicht so viel Zeit für sie. Bei uns geht alles Rapp-Zapp und los.
Maier: Gut, ich fasse mich kurz. Mein Franzl hat g’sagt, habe ich schon g’sagt, daß er g’sagt hat. Maria, du mußt bei denen anrufen und dich ein bißchen beraten lassen. Beim Graus war’s nämlich immer so – erst tolle Prospekte mit Superbildern von Hotels und wenn wir angekommen sind, war das in Wirklichkeit die letzte Baracke.
Check-IN: Bei uns läuft das so Frau Maier. Sie kommen am besten zu mir nach München an den Schalter, schauen sich die Angebote an und buchen sofort und ab geht’s zum Urlaubsort. Garantien geben wir keine, übernehmen wir keine. Es besteht keine Regreßpflicht, wir übernehmen keine Haftung, sondern buchen und fertig los! Und es gibt Menschen, die kommen über unsere Homepage über’s Internet, suchen sich eine Reise aus, bezahlen per Kontokarte und Check-IN los gehts!
Maier: Aha, aha. Mir ist im Grunde genommen total wurscht, ob das im Internet steht oder nicht. Wichtig ist für mich ein schöner Urlaubsort um einen gemütlichen Urlaub zu machen. Wir haben nämlich auch eine Freundin, mit der wir immer zusammen fliegen – die Mathilda. Und jedesmal wenn wir mit dem Graus was machen tut sich die Mathilda bei ihm beschweren. Ich habe mich auch beschwert…
Check-IN: Frau Maier, ich bitte sie – kommen sie zur Sache. Ich habe hier jeden Tag hunderte von Angebote… – haben sie vielleicht ein Fax-Gerät, dann kann ich ihnen die Liste zufaxen.
Maier: Lassen sie mich kurz erzählen, weil anders kommen wir zu gar nichts. Was habe ich jetzt gesagt, wo war ich stehen geblieben. Genau, daß meine Freundin sich beim Graus regelmäßig beschwert. Ich beschwere mich auch – und was glauben sie habe ich bis jetzt vom Graus bekommen – nichts, rein gar nichts. Aber die Mathilda, schauen sie, die hat einmal einen Fernseher und einmal einen Walkman bekommen. Okay, der Fernseher war schon etwas klein… naja, aber immerhin.
Check-IN: Gut Frau Maier, jetzt lasse ich mich darauf ein. Ich habe für sie Angebote, weil ich will, daß sie zufrieden sind. Wir haben zur Zeit Angebote für Tunesien – sehr schön – aber die gelten nur für Abflug HEUTE!
Maier: Heute geht’s nicht bei mir, weil der Franzl hat Spätschicht. Der ist Gemeinderat und die diskutieren beim Stranzl-Wirt über die Friedhofverschönerung. Ich kann ja nicht so einfach die politische Karriere von meinem Mann kaputtmachen. Und ich will ja nicht heute fliegen, sondern eigentlich im August
Check-IN: Ja, aber dann brauchen sie ja gar kein Last Minute.
Maier: Doch doch, weil der Franzl hat scho’ g’sagt, daß Last-Minute auch bis Dezember geht. Der hat nämlich einen Arbeitskollegen in der Gemeinde, der hat letztes Jahr auch so was gemacht, aber mit Beziehungen. Und deswegen rufe ich sie persönlich an, weil ich möchte schon gerne Beziehungen zu ihnen aufbauen.
Check-IN: Da sind sie völlig falsch informiert. Wir haben nur Last-Minute für heute, morgen und vielleicht noch ein paar für nächste Woche und aus! Das sind Angebote für Flugzeuge, die nicht ganz ausgebucht sind oder wo kurzfristig Fluggäste die Reise abgesagt haben. Die Plätze werden frei, ich bekomme das in den PC, sie buchen die Reise LAST-MINUTE und checke sie ein – fertig.
Maier: Der Franzl hat g’sagt, ruf bei Check-IN an, erkundige dich für August – und wenn das nicht geht, dann vielleicht sogar Pfingsten, aber versprechen kann ich ihnen das nicht. Da muß ich erst nochmal mit ihm reden, wenn er von der Gemeinderatssitzung kommt – habe ich ihnen ja schon erzählt…
Check-IN: Frau Maier, wir sind kein Reisebüro!
Maier: Ja, aber sie verkaufen Reisen, oder? Also sind sie doch eine Art Reisebüro, oder verkaufen sie die Reisen schwarz?
Check-IN: Gut, wenn sie jetzt für Pfingsten sagen, dann kommen sie in drei Wochen und dann gibt es wieder viele Angebote und da ist dann bestimmt auch was für sie dabei! Was ich ihnen auf jeden Fall sagen kann, ist, daß die meisten Plätze immer für Ägypten, Tunesien, Mallorca, Spanien, Costa-Rica, Griechenland, Jamaica und kanarische Inseln frei sind.
Maier: Wissen sie Frau Kovalev, ich will nicht so lange fliegen, erstens! So um die zwei Stunden schaffe ich schon…
Check-IN: Dann kommt Mallorca in Frage für sie.
Maier: Nein Mallorca will ich auf gar keinen Fall. Wir haben schon gehört, mit Ballermann und so und der Franzl mag überhaupt keinen Ballermann. Der Franzl hat schon g’sagt, daß ein Bier auf Mallorca 10 Mark kostet. Und er müßte dann 100 Dosen Gepäck mitnehmen. Und dann kommen noch die Fahrräder dazu.
Check-IN: Frau Maier, ich kann ihnen nicht sagen, wieviel daß alles überall privat für sie kostet. Da müssen sie sich woanders erkundigen. Am besten über Reiseprospekte, die kosten ja nichts, die sind gratis. Dann suchen sie sich einen Ort aus, ich sage ihnen dann, ob das möglich ist und wir machen einen Last-Minute, und fertig!
Maier: Sie müssen zu mir nicht so blöd reden, weil ich weiß schon, wohin ich möchte… Ich möchte irgendwo hin, wo schön Sonne ist und kein Regen, Sandstrand aber auch ein paar Felsen, wo es billig ist…
Check-IN: Das können sie ja alles im Prospekt lesen. Ich habe hier kein Info-Material – ich habe hier nur meine Listen… – und jetzt ist meine Geduld langsam zu Ende – ich habe schon 10 mal länger mit ihnen gesprochen als mit allen anderen Kunden. Ich habe hier 5 Telefone stehen und die Drähte laufen heiß!
Maier: Aber was soll ich mit Prospekten? In den Prospekten steht doch genau die Unrealität!
Check-IN: Das ist eben heutzutage bei Reisen so. Schauen sie doch einmal Fernsehen. Tolle Werbung für irgendeinen Käse und wenn sie die Packung aufreißen, stinkt’s ganz gewaltig! Wir sind hier ein Last-Minute-Büro und sonst gar nichts, Frau Maier. Rufen sie mich doch zu Pfingsten oder sonst wann an, ich schaue dann, was ich für sie tun kann.
Maier: Das stelle ich mir jetzt gar nicht so schlimm vor, wenn man da so rumstochert.
Check-IN: Das ist eben heutzutage bei Reisen so. Schauen sie doch einmal Fernsehen. Tolle Werbung für irgendeinen Käse und wenn sie die Packung aufreißen, stinkt’s ganz gewaltig! Wir sind hier ein Last-Minute-Büro und sonst gar nichts, Frau Maier. Rufen sie mich doch zu Pfingsten oder sonst wann an, ich schaue dann, was ich für sie tun kann.
Maier: Jetzt eine andere Frage Frau Kovalev. Dürfen wir auch die Fahrräder mitnehmen?
Check-IN: Mit Gepäck habe ich überhaupt nichts zu tun.
Maier: Ja, aber bei der Bahn kann man sein Fahrrad mitnehmen…
Check-IN: Um so etwas kümmere ich mich nicht. Und an den Zielorten gibt es jede Menge Fahrrad-Verleih-Geschäfte.
Maier: Aber wissen sie, der Franzl mag nur sein eigenes Fahrrad – das ist eine Spezialanfertigung wegen seinem Rücken. Der hat nämlich schon einmal einen Bandscheibenvorfall gehabt und dann hat er umschulen müssen.
Check-IN: Frau Maier, jetzt reißt mir der Geduldsfaden. Ich kümmere mich jetzt um meine anderen Kunden, weil die brauchen dringend für heute, morgen oder übermorgen eine Reise. Das ist mir wichtiger als der Rücken ihres Mannes oder sonst irgendetwas.
Maier: Das ist ja eine Unverschämtheit wie sie über meinen Mann sprechen. Der hatte nämlich damals wirkliche Schmerzen, davon können sie sich überhaupt keine Vorstellungen machen. Und anrufen tue ich sie auch nicht mehr – nicht heute, nicht morgen und überhaupt nie… – da geh’ ich lieber wieder in mein Reisebüro. Auf Wiederhören!

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