Fr. Mrz 29th, 2024

Initiator und Organisator des Töpfermarktes

..der Neuburger Fastenwoche, Mitbegründer des Verkehrsvereins ND, Seniorenbeirat, Ex-Stadtrat

Herr Seebauer, Sie haben sich in und für Neuburg ziemlich engagiert und tun dies immer noch. Sind Sie ein gebürtiger Neuburger?

Nein! Ich kam in Peißenberg/Obb. zur Welt, bin aber aus ganzem Herzen ein Neuburger!

Wann und wie sind Sie in die Ottheinrichstadt gekommen?

Mit 6 Monaten! Ich wurde als „lediges Kind“ geboren. Das war damals eine ziemliche Schande. Deshalb zog meine Mutter zu ihrer Schwester nach Peißenberg. Dort wurde ich geboren. Mit 6 Monaten kam ich nach Neuburg zu meiner Großmutter und bin seitdem in Neuburg.

Was haben Sie früher beruflich gemacht?

Nach dem Krieg hatte ich eine Firma für Ölfeuerung gegründet. Das war ein sehr gutes Geschäft, denn jeder wollte weg von der Kohle und lieber bequem mit Öl heizen. Außerdem war Öl damals ja billig. Zur Ölbefeuerung mit Ölöfen, Ölbrenner usw. kam später der Saunabereich hinzu. Die Nachfrage danach vermehrte sich derart, dass dies später der Hauptbereich des Geschäftes wurde.

Dann hatten Sie genug und wollten in Rente gehen?

Irgendwann ist meine Tochter nachgerückt. Die jungen Leute brauchen ja auch ihre Entfaltungsmöglichkeiten. Darum habe ich das Geschäft an meine Tochter übergeben.

Gibt es Ihre Firma immer noch?

Nein! Meine Tochter ist sehr früh gestorben. Man hat den Betrieb dann immer weiter vergrößern wollen und sich an eine große Firma drangehängt, die dann Pleite gegangen ist. Und unsere Firma war dann auch weg.

Sie sind in Neuburg sehr engagiert. Was verdient für Sie das Prädikat „etwas Besonderes“?

Die Stadt an sich ist etwas Besonderes aufgrund ihrer Geschichte, des schönen Umfeldes von Neuburg und der schönen Donau, die durch unsere Stadt fließt.

Neuburg profitiert aber ziemlich wenig von der Donau oder?

Es braucht lange Zeit, um etwas umzusetzen und zu etablieren. Wir haben das Donauschwimmen im Winter, das europaweit bekannt ist. Ebenso das Donauschwimmen im Sommer. Die Donau rückt also auch bei uns schon etwas mehr ins Rampenlicht.

Ingolstadt will jetzt die Donau etwas mehr in das Stadtgeschehen mit einbinden.

Wenn das in Ingolstadt erfolgreich klappt, wird Neuburg sicherlich auch nachziehen. Wir hatten z.B. vor kurzem die Einweihung des neuen Stegs beim Ruderclub. Das ist zwar nur ein kleiner Schritt. Aber ich habe gelernt, dass man nicht mit großen Schritten etwas verändern kann, sondern dass man viele kleine dazu braucht.

Was gefällt Ihnen besonders in Neuburg?

Die Überschaubarkeit dieser Stadt. Man weiß noch, wer was macht. Man kann zu dieser Person hingehen und bitten, einem zu helfen oder dieses und jenes zu tun.

Und was gefällt Ihnen nicht?

Mit gefällt fast alles. Ansonsten versuche ich, es zu ändern! Nicht meckern und schimpfen, sondern versuchen, diese Dinge zu verändern. Das ist meine Lebensphilosophie und ich war damit in meinem Leben schon oft erfolgreich.

Sie sind in verschiedenen Bereichen in Neuburg sehr aktiv.

Mit meinen Aufgaben, die ich mir selbst gestellt habe, bin ich ziemlich ausgelastet. Ich bin u.a. im Seniorenbeirat. Das ist eine sehr umfangreiche Aufgabe. Wir haben Veränderungen in unserer Gesellschaft, die viele noch gar nicht mitbekommen. Ich habe mal feststellen lassen, wie viele Senioren das Stadtgebiet von Neuburg umfasst.

Es sind 7.000! Wenn Sie sich diese Menge vorstellen, und was da zu verändern ist! Denn alte Leute haben andere Bedürfnisse und andere Wünsche als junge. Wenn man auf diese Wünsche eingeht, kann man wirtschaftlich auch wieder Fuß fassen. Aber man muss drauf eingehen, auch aus ethischen Gründen den Älteren gegenüber. Denn diese Generation hat nach dem Krieg das Land mit Sparsamkeit, viel Arbeit und Begeisterung wieder aufgebaut!

Sie engagieren sich auch beim Töpfermarkt und bei weiteren Aktionen?

Ich war damals im Stadtrat, hab den Verkehrsverein gegründet und immer überlegt, wie man Menschen nach Neuburg locken könnte. Und vor 29 Jahren hab ich gedacht, die Töpferei wäre etwas. Das hat mich damals selbst interessiert. Neben Dießen waren wir die zweite Stadt in Bayern, die einen Töpfermarkt installiert hat. Und der ist nun seit 29 Jahren sehr erfolgreich!

Wie viele Besucher erwarten Sie?

Ca. 10.000 bis 15.000 Leute, je nach Wetterlage. Und das in nur 2 Tagen! Das ist eine gute Sache, auf die man schon ein bisschen stolz sein kann. Es kommen sehr viele auswärtige Besucher, die nebenbei auch das Schlossmuseum und die Flämische Staatsgalerie besuchen, in Neuburg essen oder Kaffee trinken.

Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft?

Nachdem ich jetzt 80 Jahre alt geworden bin, ist mein großer Wunsch, dass ich weiterhin gesund bleibe und aktiv sein kann.

Welche Ziele haben Sie?

Keine. Ich bin jeden Tag dankbar, dass ich noch das leisten kann, was ich leiste.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Arbeiten! Ansonsten mache ich sehr viel mit dem Fahrrad. Das ist eine wunderbare Sache auch für ältere Leute, denn der Körper ist dabei in Bewegung.

Hatten Sie in der Richtung nicht auch etwas gemacht?

Ja. Ich war Mitbegründer des Donau-Radwanderweges und habe vor zwei Jahren als Hauptdarsteller in einen Film über die Bayerische Bierstraße mitgewirkt. Der ist auf Bayern 3 gekommen. Was möglich ist, mache ich mit dem Rad.

Was essen Sie am liebsten?

Ich mag die einfache Küche. Auch das müssen wir wieder lernen: Mit weniger zufrieden zu sein. Man hört doch täglich, dass die Menschen zu viel und zu fett essen, weil das Angebot so groß und vielfältig ist. Aber wenn man auf seine Gesundheit achten will, darf man nur mäßig und einfach essen. Für mich – Sie wissen, ich habe auch die Kartoffelwoche in Neuburg ins Leben gerufen – sind die Erdäpfel eine wunderbare, gesunde, schmackhafte und kalorienarme Nahrung. Kartoffeln esse ich gerne.

Sie sind auch Mitbegründer der „Neuburger Fastenwoche“, die seit über einem Jahrzehnt stattfindet.

Das ist für mich auch eine ganz wichtige Sache. Früher war die Fastenzeit überall bekannt. Um diese immer wieder in Erinnerung zu rufen, organisieren wir gemeinsam mit verschiedenen Leuten die Neuburger Fastenwoche. Eine Woche lang nichts essen, den Körper entschlacken und entgiften. Das tut ihm gut.

Haben Sie noch weitere Ideen, die Sie verwirklichen wollen?

Ja. Wir haben völlig neue Aufgabenstellungen für die Zukunft. Die Bevölkerungsstruktur und somit auch die Einkaufsgewohnheiten und Wohnbedürfnisse werden sich ganz gewaltig ändern. Wir müssen zukünftig anders bauen! Ich bin gerade dabei, ein Mehrgenerationen-Wohnhaus zu gestalten und durchzusetzen, damit Jung und Alt wieder lernen, wie sie sich ergänzen und gegenseitig helfen können. Denn das hat man verlernt. Wir wollen auch ein „Senioren-Siegel“ einführen und damit Geschäfte auszeichnen, die mit einem seniorenfreundlichen Service, den älteren Mitbürgern das Einkaufen erleichtern.

Was wünschen Sie unseren Lesern?

Einen wunderschönen Neuburger Herbst mit herrlichem Wetter und einen schönen Töpfermarkt!

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