Eichstätt (upd) – Aus einfachen Hühnereiern echte Hingucker kreieren – dieser Ausgabe haben sich Kunststudierende der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) für das Projekt „Ei-Catcher“ gestellt. Passend zur Osterzeit sind die Objekte ab 25. März in den Schaufenstern der Eichstätter Universitätsgalerie (Marktplatz 18) einen Monat lang zu sehen. Die Werke kann man zusätzlich auch online betrachten.
An der KU war das Lehren und Lernen während der letzten Monate durch vielfältige Formen der digitalen Kommunikation geprägt. Für alle Beteiligten bedeutete dies eine Herausforderung, insbesondere für praxisbezogene Seminare auch im Bereich der Kunstpädagogik. Zwar lässt sich theoretisches Wissen auch vor dem Bildschirm vermitteln. Doch wie lassen sich Experimentieren, Konzipieren, Entwerfen und zwei- sowie dreidimensionalem Gestalten realisieren? „Normalerweise nutzen wir hierfür unterschiedliche Materialien, Werkzeuge sowie Maschinen. Doch die Läden und Baumärkte waren für viele Wochen geschlossen und auch der Betrieb in den universitären Ateliers war eingeschränkt“, schildert die Dozentin Petia Knebel. Dennoch sollte die Möglichkeit für die Studierenden bestehen, ihre gestalterischen Fähigkeiten weiter zu entwickeln und damit ein Fortkommen im Studienverlauf zu erlangen.
Für die sogenannten „Wochenaufgaben“ hat Knebel als Seminarleiterin unterschiedliche inhaltliche Schwerpunkte gesetzt, welche ausschließlich mit kostengünstigen, alltäglichen Materialien und großem Ideenreichtum innerhalb der Arbeitszeit von einer Woche umgesetzt werden konnten. Eine dieser Aufgaben bestand in den „Ei-Catchern“. Eine Schachtel aus Pappe dient hierbei als Ausstellungsraum, in dem das Thema Ei präsentiert wird. „Schachtel und Hühnerei sind kostengünstig und auch unter den Bedingungen der Pandemie zu bekommen. Dann waren Ideen für das Gestalten einer kleinen Wunderkammer gefragt, die Betrachterinnen und Betrachter staunen lassen“, so Knebel.
Die Ideenfindung startet genau an diesem Punkt mit einer Vielzahl an Fragestellungen: Was bezeichnet man als Ei? Wie ist der Aufbau, was sind die Bestandteile von einem Ei? Sind sich die Eier in Bezug auf Form, Größe, Farbe ähnlich? Was sind die Funktionen von Eiern? Die Studierenden machten sich gemeinsam an die Recherchearbeit und betrachteten zum Beispiel unterschiedliche Eier im Tierreich oder erlangten Erkenntnisse über die kulturelle Bedeutung von Eier im Verlauf der Jahrhunderte und in verschiedenen Kulturen. Auch Wortfelder, die inspirierend sein können, wurden gefunden: Eierschale, Eidotter, Eizelle, Eihülle, Eigelb, Eiweiß, Eierlikör, Eierkarton und Eieruhr. Redewendungen, in denen das Ei eine Rolle spielt, wurden gesammelt und aufgelistet: „Das Ei des Kolumbus“ (einfache, geniale verblüffende Lösung), „Das Gelbe vom Ei sein“ (der bessere Teil sein), „Wie ein rohes Ei behandeln“ (etwas sehr vorsichtig behandeln), „Wie aus dem Ei gepellt sein“ (sauber und frisch sein).
Petia Knebel erläutert: „Ein Blick in die Geschichte der Kunst verrät, dass es sogenannte Wunderkammern gab, das heißt Schränke oder Räume in denen ,wunderliche‘ Dinge gesammelt und gezeigt wurden. Diese Ausstellungsorte zeugten von dem Interesse an der Natur und der Kunst, einer Sammelleidenschaft und auch dem Reichtum der Besitzenden. Gerade im Zeitalter der Renaissance und des Barocks wurden Objekte unterschiedlicher Herkunft und Bestimmung zusammen präsentiert. Erst im 19. Jahrhundert entstanden spezialisierte Museen.“
Die Studierenden hatten eine Woche Zeit, sich zum Thema „Ei“-Catcher Gedanken zu machen und diese innerhalb einer Schachtel, gleich kleinen „Wunderkammern“, zu präsentieren und die Ideen in kurzen Statements zu beschreiben. Das Spektrum der entstandenen Objekte zeigt die Kreativität der Studentinnen und Studenten, um simples Ausgangsmaterial in Kunst zu verwandeln. So lässt etwa Julia Meininger für ihr Werk „Kleiner Kosmos“ ein seitlich geöffnetes Ei in einer Sternewolke schweben, das Miniatur-Planeten in sich trägt.
„In den kleinen Dingen steckt oftmals viel mehr, als man zunächst vermuten möchte“, schreibt Meininger dazu. Anna Hees wiederum assoziierte das gestellte Thema mit Begriffen wir „fragil“ und „zerbrechlich“ – der Zustand aller Lebewesen besonders in den ersten Lebenswochen. Das Werk bildet in drei Abschnitten die Entwicklung eines Kindes von der 6. bis zur 16. Schwangerschaftswoche ab. Die farbigen Darstellungen auf den Oberflächen der drei Eier orientieren sich an den atemberaubenden Fotografien des schwedischen Fotografen Lennart Nilsson. Gemalt auf die Eierschalen, wird die Zerbrechlichkeit des Lebens hervorgehoben.
Diese und weitere Werke sind bis Ende April in den Schaufenstern der Universitätsgalerie (Marktplatz 18, Eichstätt) sowie online unter www.ku.de/ppf/kunst/aktuelles zu sehen. – Katja Ossiander, KU Eichstätt-Ingolstadt