Do. Dez 12th, 2024

Für unsere Gemeindepräsentation haben wir diesmal Johann Wenger, 1. Bürgermeister der Gemeinde Brunnen interviewt. Die Gemeinde Brunnen liegt am Randes des tertiären Hügellandes zum Donaumoos und besteht aus den ehemals selbständigen Gemeinden Brunnen und Hohenried mit weiteren 9 Ortsteilen, Weilern und Einzelhöfen.

Brunnen ist landwirtschaftlich geprägt, wobei Kartoffel-, Spargel- und auch Hopfenanbau das Landschaftsbild prägen. Im Juni 2006 wurde in der Gemeinde die modernste und ökologischste Tontauben-Schießanlage Bayerns eröffnet.

Wie hat sich Brunnen in den letzten 10 Jahren einwohnermäßig entwickelt?
2005 konnten wir die 1.600-Einwohner-Schwelle erreichen. Wir bieten immer wieder gemeindeeigene Bauplätze der nachwachsenden Jugend an und haben dadurch ein stetiges, sanftes Wachsen der Gemeinde.

Was kostet der qm Bauland?
Wir haben drei verschiedene Preise bei den gemeindlichen Grundstücken. 58 Euro + Erschließung für Gemeindebürger, die hier bauen und in diesem Haus wohnen wollen. 68 Euro + Erschließung für Gemeindebürger, die ein Haus zum Vermieten bauen wollen und wir haben einen freien Markt: Je nach Haushaltslage und Verfügbarkeit verkaufen wir sporadisch Bauplätze auch an Fremde für 80/90 Euro erschlossen.

Wie sieht es wirtschaftlich in ihrer Gemeinde aus?
Wir sind eine Gemeinde mit sehr wenig eigenem Gewerbesteueraufkommen. Im letzten Haushaltsjahr waren wir bei 140.000 Euro Gewerbesteuer. Das ist wenig, wenn man es mit anderen Gemeinden ähnlicher Einwohnerzahl vergleicht, die zwischen 300.000 und 1 Mio Euro Gewerbesteuereinnahmen haben.

Was ist der Grund dafür?
Das seit Jahrzehnten gewachsene Gewerbevolumen ist einfach nicht größer und Gewerbeansiedlungen waren bis vor acht Jahren nicht möglich. Wir haben in Brunnen erstmals in meiner Amtszeit ein Gewerbegebiet ausgewiesen – nur: Seitdem es zur Verfügung steht, braucht es keiner! Vorher sind uns einige Gewerbetreibende abgewandert und seit dieser Zeit ist die Nachfrage nach Gewerbefläche sehr bescheiden bei uns.

Wie sieht es finanziell aus?
Die Pro-Kopf-Verschuldung variiert, wird derzeit zwischen 500 bis 600 Euro liegen. Es ist viel! Für mich ist das die obere Grenze!

Wie haben Sie es geschafft auf diese Summe zu kommen?
Wir hatten langfristig geplant, die Grundschule in Brunnen in einer Bauzeit zwischen 4 und 6 Jahren zu sanieren und dann im letzten Jahr zwei Bauabschnitte zusammengefasst. Das waren dann doch zusammen 400.000 Euro. Dafür haben wir zur Zwischenfinanzierung auch Geld aufgenommen. 41 % Förderung/Zuschüsse sind uns für heuer zugesagt, aber noch nicht eingetroffen.

Wie ist der aktuelle Stand bei den Kindergärten?
Das Kindergarten-Thema war ja mit ein Grund, dass ich vor 11 Jahren als Bürgermeister antreten musste. Jetzt haben wir in den beiden Hauptorten Brunnen und Hohenried je einen gemeindlichen Kindergarten und sind 100%ig versorgt. In dem 1-gruppigen Kiga in Hohenried haben wir heuer erstmals nur 14/15 Kinder, in Brunnen sind es 35. Durch das neue Spargesetz (Umstellung der Förderung auf die Buchungszeiten) haben wir ein größeres Defizit, als es sein müsste, weil wir in Hohenried den Kigabetrieb auch mit nur 15 Kindern aufrechterhalten wollen.

Fangen Sie beim Thema „Schule“ auch gleich zum Weinen an?
Wir haben das Problem, dass die Gemeinde Brunnen zwei Schulverbänden angehört. Die Schüler aus Hohenried gehen von Kl. 1-9 nach Hohenwart, wo wir als Trägergemeinde mit gebaut haben und in der Pflicht stehen.

Die Schüler der Altgemeinde Brunnen gehören zum Schulverband Berg im Gau-Brunnen-Langenmosen. Wir haben in Brunnen eine Schule mit 4 Grundschulklassen. Nun soll die Teilhauptschule in Berg im Gau zwar noch eine gewisse Zeit dort stattfinden, aber organisatorisch nach Schrobenhausen angegliedert werden, d.h. In der mittleren Zukunft müssen die Hauptschüler nach Schrobenhausen.

Bei der Schulreform wurde der soziale Aspekt nicht berücksichtigt: Unsere kleineren Schulstandorte sind überschaubarer, persönlicher und sicherer, denn es gibt weniger Probleme als auf den Schulhöfen der zentralen Schulen. Wir halten diese derzeitige politische Vorstellung für total falsch und werden alles dran setzen, dass es so bleibt wie es ist, denn sonst haben wir in Brunnen und Langenmosen jeweils 4 Grundschulklassen und in Berg im Gau eine leere Schule. Da können Sie sich vorstellen, was das für ein Kampf wird, bis sich die drei Gemeinden wieder verständigen, wie ihre Schulhäuser genutzt werden…..

Welche Baumaßnahmen wurden in den letzten Jahren getätigt bzw. welche sind in Planung?
Die beiden Friedhöfe wurden saniert und erweitert. Die sind sehr schön geworden. Im Straßenwesen waren wir bei den Investitionen immer gut dabei, haben z.B. in Brunnen die 1. Radwegeanbindung zwischen ND-SOB geschaffen. Was massiv kommen wird, sind die 40 – 50 Jahre alten Kanäle. Im nächsten Jahr muss in Hohenried den Oxydationsteichen ein Absetzbecken und ein sog. Rechen vorangestellt werden, um aus dem Abwasserstrom die Beimengungen rauszufiltern. Einen genauen Kostenvoranschlag haben wir noch nicht, aber es wird schon an 1 Mio hinkommen.

Wie sieht es freizeitmäßig in Brunnen aus?
Wir haben ein funktionierendes Vereinswesen mit vielen ehrenamtlich Tätigen, die auch für die Jugend etwas organisieren. Es wurde auch ein kleines Sportzentrum geschaffen für Fußball, Tennis, Stockschießen und Schießsport. Unser Schützenverein hat es in diesem und letzten Jahr ganz schön krachen lassen; hat im Vereinsheim hochmoderne Schießstände mit Digitalanzeige des Ergebnisses errichtet und die neue Wurfscheibenarena mitfinanziert!

Auf dieses Vorzeigeprojekt kann die Gemeinde sehr stolz sein!
Wir haben uns dafür stark gemacht, weil dies eine Attraktion ist, die weit über die Gemeindegrenze hinaus bekannt wird. In Rekord-bauzeit von nur 12 Monaten ist hier im Rahmen des EU-Förderpojekts „Leader-Plus“ die topmodernste und ökologischste Tontauben-Schießanlage Bayerns entstanden, die von den „Sportschützen Brunnen“ betrieben und sehr rege angenommen wird. Mit 5 Trap-Wurfmaschinen finden Sportschützen als auch Jäger ideale Voraussetzungen in der Arena vor.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft ihrer Gemeinde?
Die Lösung des Schulproblems zu unseren Gunsten, dass sich der eine oder andere Gewerbebetrieb bei uns ansiedelt und wir die Grundstücke für die Erweiterung von Baugebieten bekommen.

Sie sind 60 Jahre alt, seit 10 Jahren Bürgermeister, denken Sie bald an Ruhestand?
Ich bin in einem Alter, wo sehr viele darauf hinarbeiten, aber ich kann es mir noch nicht vorstellen. Auch wenn ich mal nicht mehr Bürgermeister bin, Arbeit hätte ich trotzdem genügend, denn ich bin Landwirt und betreibe ein kleines Geschäft.

Was wünschen Sie unseren Lesern?
Dass sie ein auskömmliches Umfeld antreffen, dass jeder seinen Job hat und eine gewisse Gelassenheit bei Problemen.

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