1. Bürgermeister Albin KaufmannHerr Bürgermeister Kaufmann, wie läuft es derzeit in Burgheim?
Wir können uns glücklich schätzen! Das muss ich ganz deutlich sagen. Wir sind eine aufstrebende Gemeinde, haben heuer viele Baumaßnahmen in der Gemeinde laufen. Vor allem in die Infrastruktur haben und werden wir investieren. Die 14 Bauplätze im Baugebiet „Am Rainer Weg “ waren innerhalb kurzer Zeit verkauft. Ein kleines Baugebiet mit vier Bauplätzen südlich von Burgheim wird heuer noch baureif. Derzeit erschließen wir ein Baugebiet (Joseph-Haydn-Straße) mit rund 40 Bauplätzen westlich von Burgheim.
Dort werden gerade Grabungen durchgeführt?
Ja! Burgheim hat ja eine weitreichende Geschichte. Römer, Kelten und die Bajuwaren haben hier schon gesiedelt. Deshalb müssen wir jedes Mal, wenn wir etwas bauen wollen, archäologische Untersuchungen durchführen lassen. Der Gesetzgeber verlangt – wenn historische Funde vermutet werden – dass danach gesucht wird. Es gibt dafür spezielle Grabungsfirmen. Die müssen alles dokumentieren, vermessen, fotografieren, zeichnen usw. Das ist natürlich sehr teuer, kostet zig Tausende Euro.
Wer zahlt das Ganze?
Der Grundstücksbesitzer, also der Markt Burgheim.
Und wurde etwas Interessantes entdeckt?
Bei der letzten Untersuchung in Burgheim vor zwei Jahren haben sie 27 Urnen gefunden, teilweise mit Ketten, diesmal jedoch nur Grubenpfosten. Die Funde gehen dann nach München oder Augsburg. Ich bemühe mich im Augenblick darum, dass wir eine der gefundenen Urnen für unser kleines Heimatmuseum bekommen. Aber das ist äußerst schwierig.
Was kostet eigentlich der qm im Bau- und im Gewerbegebiet?
Im Augenblick verkaufen wir die Bauplätze für 69,50 Euro/qm erschlossen, Wasser- und Kanalanschluss kommen noch hinzu. Bei den Gewerbegrundstücken kostet der Quadratmeter 12,78 € zuzüglich Erschließung. Das ist günstig, weil wir Gewerbe nach Burgheim holen wollen. Heuer haben wir schon drei Grundstücke im Gewerbegebiet verkauft. Das ist viel für uns. Im Augenblick haben wir noch ca. 6.000 qm frei. Aber die Erweiterung des Gewerbegebiets nördlich der B16, Richtung Bertoldsheim ist schon geplant und zwar auf der anderen Straßenseite.
Sie haben einen Standortvorteil: die Lage direkt an der B16!
Ja, da können wir uns glücklich schätzen. Wir haben in Burgheim gut situierte und funktionierende Gewerbebetriebe, eine gute Mischung aus Bautätigkeit, Herstellung, Handel und Gewerbe. Was immer problematischer wird, ist der Einzelhandel. Die Geschäfte im Marktplatzbereich haben zum Kämpfen. Es wird in den nächsten Jahren schwierig werden.
Wie sieht die finanzielle Situation der Gemeinde aus?
Mit dem Steueraufkommen sind wir im Augenblick zufrieden.
Wir hoch ist die Pro-Kopf-Verschuldung in Burgheim?
Zur Pro-Kopf-Verschuldung gehört auch immer die Investition. Wenn man nichts investiert, hat man auch keine Schulden. Wir haben im Augenblick 700.000 Euro Schulden. Somit liegt die Pro-Kopf-Verschuldung bei 150 Euro.
Im Bereich „erneuerbare Energie“ ist Burgheim ein paar Schritte weiter als andere Gemeinden. Sie können z.B. schon drei Windräder vorweisen.
Wir hatten frühzeitig Investoren, die aufgrund des Windatlasses ein Windrad bei uns bauen wollten. Es war nicht einfach damals. Aber in der Zwischenzeit hat die Gesellschaft und auch die Bürgerschaft erkannt, dass es die richtige Entscheidung war. Wir können stolz darauf sein, dass wir schon 55 % unserer in Burgheim benötigten Energie selbst erzeugen. Das ist sehr viel und klappte nur aufgrund der Mischung aus Windenergie, Photovoltaik, Biomasse, Wasser- und Blockheizkraftwerk. Vor zwei Jahren haben wir z.B. ein Bürgersolarkraftwerk auf dem Bauhof installiert, damit die Bürger die Möglichkeit hatten, in Photovoltaik zu investieren, auch wenn sie selbst keine geeigneten Flächen oder nicht ausreichend Mittel hatten, um allein eine Anlage zu finanzieren.
Gab es keinen Protest gegen den Bau der Windräder?
Wir hatten von vorneherein die Bevölkerung mit eingebunden, haben Versammlungen abgehalten usw. Es war nicht leicht, vor allem im Gemeinderat. Das muss man deutlich sagen. Wir waren die ersten im Landkreis mit einem Windrad, hatten aber auch nicht die Höhe. Wegen der Einflugschneise zum Flugplatz Zell durften unsere Windräder nur 99 m hoch sein. Der Geräuschpegel ist dann nicht so hoch, als wenn sie in die Oberschicht hineingehen. Bei 180 m Höhe macht das Windrad natürlich ein bisschen mehr Geräusche; dafür ist auch der Ertrag höher. Wir waren im Landkreis eine der ersten Gemeinden, die ein sogenanntes „Vorranggebiet“ im Flächennutzungsplan verankert haben, d.h. wir wollen nicht in jeder Ecke ein Windrad haben, sondern konzentriert auf einer Fläche. Eine Ingenieurin wird uns beraten, wo wir noch weitere, geeignete Flächen erschließen können.
Dann wird Burgheim zum Stromlieferanten?
Wir streben an, 100 % der von uns in Burgheim benötigten Energie selbst erzeugen zu können. Wenn das jede Gemeinde macht, dann klappt es mit der Energiewende. Natürlich muss auch die Forschung weiter machen, damit man die Energie speichern kann, wenn sie erzeugt wird.
Bis jetzt haben wir fast nur Positives gehört. Wo aber drückt der Schuh?
Was mir ein bisschen Sorgen macht, ist die Entwicklung der Geburten. Wir hatten in den letzten 6 bis 8 Jahren 1/3 weniger Geburten. Wir haben dadurch im Kindergarten eine Gruppe auflösen müssen und merken es jetzt auch in der Schule. Die Zuzüge können nicht das Minus bei den Geburten ausgleichen. Obwohl wir Baugebiete erschließen und Wohnungen haben – mehr ist in Burgheim nicht drin. Früher hatten wir jedes Jahr zwischen 50 und 60 Geburten. Wenn es jetzt fast 40 pro Jahr sind, dann sind wir schon glücklich.
Die Folge: Die Einwohnerzahl geht zurück (derzeitiger Stand: ca. 4600 Einwohner).
Vielleicht müssen Sie mehr Feste organisieren? Wenn die Menschen in guter Stimmung sind, dann passiert schon das Richtige zur Steigerung der Geburtenzahl!
An dem kann es nicht liegen, denn wir haben fast jedes Wochenende ein Fest. Anscheinend funktioniert das bei uns nicht.
Wie ist der aktuelle Stand bei der Schule?
Wir werden die Hauptschule verlieren, da wir die Klassenstärke nicht mehr erreichen. Die 8. Klasse kommt heuer nach Neuburg, weshalb wir den Schulverband mit Neuburg geschaffen haben. Aber auch andere Gemeinden haben dieses Problem.
Östlich von der Schule wird auch gerade gebaut?
Dort entsteht eine seniorengerechte Wohnanlage mit 27 Wohneinheiten vom selben Träger wie von der Senioren-Wohnanlage in Karlshuld. In den nächsten Monaten wird sie fertig werden. Dann kann die ältere Generation in diesem Haus barrierefrei wohnen: mit Aufzug und mit einem so großen Bad, dass man sich dort auch mit Hilfsmitteln bewegen kann. Außerdem kann die Schulturnhalle mitbenutzt werden, denn Bewegung ist auch für die älteren Leute wichtig.
Und in Straß gibt es noch ein Pflegeheim?
Ja! Das wird im Augenblick wieder saniert. Vor Jahren ist angebaut worden und es gibt überwiegend nur Einzelzimmer im Neubau. Ich finde die Infrastruktur Burgheims ist schon gut. Da muss ich uns jetzt selbst ein bisschen loben!
Welche Projekte werden als nächstes in Angriff genommen?
Wir wollen das Feuerwehrhaus umbauen, evtl. heuer – spätestens nächstes Jahr. Wir planen eine Kinderkrippe mit 24 Plätzen. Der Zuschussantrag wurde bereits genehmigt. Wir hoffen, im zeitigen Frühjahr damit beginnen zu können, sodass sie zum Sept. 2012 bezugsfertig ist. Wir haben eine 40 Jahre alte Schulturnhalle, die saniert werden müsste, wollen im Bereich Städtebauförderung weiter arbeiten, kleinere Baumaßnahmen in den Ortsteilen angehen. Das sind Aufgaben, die sich schon noch ein bisschen hinziehen werden und die noch Zeit und Überzeugungsarbeit kosten.
Was wünschen Sie sich für Ihre Gemeinde?
Dass sich das Geschäftsgeschehen am Marktplatz intensiviert. Dass sich Burgheim weiter nach vorne entwickelt und der Gemeinderat alles unternimmt, damit wir den Zukunftsaufgaben gewachsen sind. Dass die Bürgerschaft auch zukünftig so gut zusammen arbeitet. Außerdem wünsche ich mir, dass der Ausbau der B16 nicht in Neuburg aufhört, sondern bis Rain weiter geht. Bei dem Schwerlastverkehr auf der B16 tuckert man ständig hinter einem Lkw drein. Hat man einen überholt, fährt man hinter dem nächsten her. Eine Überholspur wäre da wünschenswert.