Do. Apr 25th, 2024

1. Bürgermeister Albin Kaufmann

Seit unserem letzten Interview hat sich in Burgheim einiges verändert. Besonders ins Auge fällt die „Parkanlage“ in der Nähe des Rathauses und der Bereich um die Schule. Eine gelungene Sanierung! Was konnten Sie in den letzten Jahren realisieren?

Wir haben sehr viel geleistet. Die Schulgasse, das ganze Schulumfeld und der Bereich beim Rathaus sind saniert worden, wie Sie bereits bemerkt haben. Unsere größte Sanierungsmaßnahme ist jedoch der Angerbereich in Burgheim-West. Hier werden gerade die letzten Feinheiten erledigt. Selbstverständlich wollen wir mit der Städtebauförderung weitermachen und hier auch die Privatleute mit ein beziehen.

Gemeinsam mit den Haus- und Grundstücksbesitzern soll ein Konzept erarbeitet werden, damit auch sie in den Genuss von Zuschüssen, Steuerabschreibungen und dergleichen Vergünstigungen kommen. Uns liegt sehr viel daran, dass diese Aktivitäten fortgeführt werden. Burgheim ist ein schöner Marktflecken und den wollen wir natürlich weiter ausbauen.

Burgheim ist fast schon eine kleine Stadt, wirtschaftlich sehr stark, mit vielen Firmen, Dienstleistern und Gewerbe. Finanziell müsste es der Marktgemeinde eigentlich sehr gut gehen oder?
Wir können nicht jammern. Wir haben gesunde Betriebe und ein hohes Gewerbesteueraufkommen., Dadurch haben wir in den letzten Jahren vieles finanzieren können. Wir hoffen, dass dies weiter so bleibt. Die Wirtschaftslage sagt zwar etwas anderes voraus und wir müssen deshalb mit Bangen in die Zukunft blicken. Aber ich hoffe trotzdem, dass wir alles gut überstehen.

Wie sieht es mit der Arbeitslosigkeit in Burgheim aus?
Sicherlich haben wir ein paar Arbeitslose. Trotz allem ist Burgheim gesund, auch die Betriebe! Ein paar Firmen, die mit der Autoindustrie zu tun haben sind momentan nicht so glücklich, aber die Baubranche läuft recht gut an und auch die anderen Unternehmen (Anm. d. Red.: wie z.B. Milkivit-Werke/Spezialfuttermittel) sind bisher zufrieden.

Geographisch ist Burgheim an der B16 zwischen Donauwörth und Ingolstadt hervorragend positioniert.
Ja, wir profitieren von der B16, denn eine gute Anbindung eines Gewerbegebiets ist äußerst wichtig. Für eine vernünftige Infrastruktur ist eine Bundesstraße und ein Bahnanschluss sehr vorteilhaft.

Wie hoch ist eigentlich die Pro-Kopf-Verschuldung?
Sie ist im vergangenen Jahr ein bisschen gestiegen, denn aufgrund hoher Investitionen haben wir ein Darlehen mit rund 700.000 Euro aufnehmen müssen. Wir haben in 2008 ca. 1,5 Mio Euro längerfristig investiert: Grundstücke gekauft, das Gewerbegebiet über der B16 fertig gestellt – das allein hat schon 750.000 Euro gekostet! Wir haben 200.000 Euro in die Städtebauförderung investiert, wo heuer erst die Zuschüsse fließen.

Ein Gewerbegebiet ist ja eine Investition in die Zukunft.
Ja, denn diese Investition fließt wieder zurück in Form von Gewerbesteuer. Vor allem bringt es jedoch Arbeitsplätze für Burgheim. Wir haben bereits ein großes Gewerbegebiet und jetzt noch ein ganz neues, in dem sich auch schon ein Unternehmen angesiedelt hat und der nächste Betrieb derzeit im Bau ist. Wir hoffen, dass heuer noch die eine oder andere Firma hinzukommt.

Nun zum Bereich Kindergarten und Schule. Ist alles voll besetzt?
Da steuern Sie ein weniger angenehmes Thema an… Wie die anderen Gemeinden im Landkreis hat es auch uns erwischt. Wir haben rund 1/3 weniger Geburten. Wir werden deshalb im Kindergartenjahr 2009/2010 eine Gruppe schließen müssen, d.h. wir haben bisher 150 Kindergartenplätze zur Verfügung gehabt und brauchen dann nur noch 125. Bei der Schule ist es ebenso. Wir arbeiten hier mit dem Markt Rennertshofen zusammen. Unsere Kinder aus der 7. Klasse gehen in Rennertshofen zur Schule, weil wir in Burgheim die Mindestzahl von 15 Schülern in der 7. Klasse nicht mehr erreicht haben. Denn 40 % unserer Schüler sind nach der 6. Klasse auf weiterführende Schulen weggegangen.

Das klingt schon ein bisschen traurig, wenn man bedenkt, dass Burgheim fast 4.700 Einwohner hat!
Das ist richtig, aber man darf den Schülern nicht die Fort-/Ausbildung verwehren. Wenn ein Kind die Möglichkeit hat, sich auf einer weiterführenden Schule zu orientieren, dann muss man es auch gehen lassen! Gerade heute ist eine gute Schulbildung besonders wichtig! Ein großer Vorteil für weiterbildungswillige Schüler in Burgheim ist, dass die Realschule in Rain gerade 8 km entfernt ist und die Züge der Bahn im Stundentakt nach Rain, Donauwörth, Neuburg oder Ingolstadt fahren. Das macht natürlich sehr viel aus.

Wohin tendiert Burgheim eigentlich? Nach Neuburg oder Rain?
Wir sind schon Neuburg-orientiert. Da macht sich der alte Landkreis Neuburg, zu dem Rain früher gehörte, noch bemerkbar. Aber die Verbundenheit zu Rain ist ebenfalls da aufgrund der geringeren Entfernung. Nach Rain sind es 8 km, nach Neuburg 15 km.

Bisher haben wir eher über die positiven Seiten von Burgheim geplaudert. Welches Thema liegt Ihnen im Magen?
Wir haben Probleme mit dem Hochwasser im Ortsteil Moos. Hier gab es Diskussionen mit der Regierung. Die Meinungen der beiden Parteien sind ein bisschen festgefahren. Wir müssen nun schauen, dass wir eine Lösung für die Zukunft bekommen. Der Hochwasserschutz ist eine Aufgabe des Freistaates und kann nur von ihm gelöst werden. Wie es im Augenblick aussieht, wird wahrscheinlich nur eine Teillösung kommen, also dass nur ein gewisser Teil der Bewohner aus Moos absiedeln kann und beim anderen Teil muss man weiterhin verhandeln und eine Lösung suchen. Das wird sehr schwierig werden.

Welche Projekte planen Sie für die Zukunft?
Wir erschließen derzeit ein großes Baugebiet westlich von Burgheim. Im Augenblick arbeiten dort die Archäologen. Burgheim hat eine lange Geschichte. Hier siedelten schon Römern, Kelten und Bajuwaren. Deshalb muss bei jeder Bautätigkeit mit Bodenfunden gerechnet werden. Außerdem soll die Städtebauförderung fortgesetzt werden. Ganz besonders freut es mich, dass es uns gelungen ist, Erdgas nach Burgheim zu bringen. Ein ganz neues Projekt ist – und ich hoffe, dass wir es auch realisieren können – das Thema „altengerechtes Wohnen“. Zusammen mit einem Bauträger wollen wir eine Wohneinheit mit 8 – 10 barrierefreie Wohnungen realisieren, wo ältere Leute sich lange selbst versorgen können. Wenn beiden Projekte „Erdgas“ und „altersgerechtes Wohnen“ verwirklicht sind, dann ist für Burgheim’s Zukunft sehr viel gemacht worden.

Welche Freizeitmöglichkeiten bieten sich der jungen Generation?
Vor 15 Jahren wurde mal eine Jugenddisco in Burgheim gebaut. Das hat aber nicht funktioniert. Unsere Jugendlichen können sich bei entsprechendem Interesse in über 50 Vereinen betätigen. Dort gibt es so viele Möglichkeiten zur Freizeitbeschäftigung, dass es sogar in Stress ausarten könnte. Wir haben auch die allbekannten Bau wägen in den Ortsteilen stehen. In Burgheim selbst haben wir erst vor einem halben Jahr einen genehmigt, damit sich dort die Jugendlichen treffen können.

Burgheim hat im Vergleich zu den anderen Landkreisgemeinden etwas Besonderes: einen eigenen „Flughafen“!
1937 wurde der Verein als Segelfliegerverein gegründet, ist inzwischen aber vollkommen motorisiert. Zurzeit gibt es hier aber keine Probleme zwischen Bevölkerung und Flugsportler. Es läuft alles ganz gut. Es ist eine schöne Anlage. Ich bin gerne draußen und schaue begeistert den Fallschirmspringern zu.

Sind Sie selbst auch schon mal gesprungen?
Nein! Ich bewundere die Leute, die sich das trauen. Es gibt ja diese Tandemsprünge, aber auch die würde ich nie mitmachen!

Wie lauten Ihre Wünsche für die Zukunft?
Für Burgheim: Dass wir auch in den nächsten Jahren finanzkräftig genug bleiben, um unsere Planungen zu realisieren und die Marktgemeinde weiter voran zu bringen. Für die Bevölkerung und mich: Vor allem Gesundheit, denn das ist das Wichtigste im Leben.

Was wünschen Sie unseren Lesern?
Dass das Brennessel-Magazin weiterhin so attraktiv bleibt, auf manche Probleme hinweist und auch in Zukunft gelesen wird.

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