1. Bürgermeister Günter GamischDas „Ehekirchen Hochzeitsfest“, vor allem der beliebte Brauchtumsumzug, der das frühere Leben auf dem Lande originalgetreu darstellt, hat die Gemeinde Ehekirchen weit über die Region hinaus bekannt gemacht.
Aber auch Flohmarkt, Kunstausstellung, Weihnachtsmarkt, Kabarett, Bauerntheater und Starkbierfest bringen immer wieder auswärtige Besucher in die aufstrebende Gemeinde. Auch wenn die Ortsbezeichnung „Ehekirchen“ anderes vermuten lässt, führt der Name nicht daher, dass hier früher besonders häufig geheiratet wurde, sondern leitet sich von dem mittelhochdeutschen e, ewe = Rechtsgebiet ab. Zur Gemeinde gehören 16 Ortsteile mit insgesamt 3751 Einwohnern. Die Sitze im Gemeinderat sind wie folgt verteilt: CSU 6, SPD/UB 1, Freie Wähler 9 (+ 1. Bürgermeister).
Nach 12 Jahren gab es heuer einen Amtswechsel in Ehekirchen. Seit dem 1. Mai sind Sie der neue Gemeindechef. Wie war Ihr erster Tag?
Den habe ich noch in sehr guter Erinnerung. Als erstes musste ich mich gleich mit einem Wasserrohrbruch im Kindergarten Walda beschäftigen. Ansonsten habe ich mich bei den Mitarbeitern offiziell als neuer Chef vorgestellt, mit ihnen gesprochen und einen Kuchen verteilt, den meine Frau zum Einstand gebacken hat. Dann habe ich auf dem Bürgermeister-Sessel Platz genommen und geschaut, ob er auch passt.
Was hat Sie dazu bewogen, für das Bürgermeisteramt zu kandidieren?
Seit 12 Jahren bin ich Gemeinderat in Ehekirchen und habe von 1991 bis April 2008 in der Kommunalverwaltung in Pöttmes gearbeitet. Das machte mir Spaß! Ich bin auch bereit, Verantwortung zu übernehmen. Außerdem will natürlich jeder irgendwie in seinem Beruf weiterkommen und das höchste Amt in der Kommunalverwaltung ist halt das Bürgermeisteramt.
Was haben Sie früher gemacht?
Ich habe 1978 bei der Deutschen Bundespost als Postjungbote angefangen, war von1980 bis 1984 Briefträger in München, kam dann zurück in den Landkreis. Nach einer Fortbildung wechselte ich in den mittleren Dienst und war dann am Schalter tätig. 1991 wechselte ich in die Kommunalverwaltung zum Markt Pöttmes. 2000 schloss ich meine Ausbildung zum Verwaltungsfachwirt erfolgreich ab. Ich war also schon vor meiner Amtsübernahme als Bürgermeister 17 Jahre in der öffentlichen Verwaltung tätig und habe dementsprechend Berufserfahrung sammeln können.
Im Grunde gibt es dann für Sie keine Überraschungen, wenn ein Problem auf Sie zu kommt?
Ich kenne die rechtlichen Grundlagen, bin ja tagtäglich damit umgegangen. Viele Dinge, die in jedem Rathaus gleich sind, sind für mich Routine. Aufgrund meiner Arbeit habe ich sehr viel mitbekommen, was ein Bürgermeister so zu tun hat. Ich war auch im Sitzungsdienst tätig, wodurch ich die ganze Bandbreite des kommunalen Aufgabengebietes noch näher kennen gelernt habe.
Welche Ziele haben Sie sich als Bürgermeister gesetzt?
Dass es grundsätzlich allen Bürgern gut geht und dass wir eine gesunde Gemeinde haben. Oberstes Ziel ist die Sicherung der Hauptschule. Auch die Ansiedlung von Gewerbe ist wichtig. Eine weiteres Ziel ist, ein Betreuungsangebot für Kinder unter 3 Jahren zu schaffen, sowie für Schulkinder einen Kinderhort mit Hausaufgaben- und weiterer pädagogischer Betreuung am Nachmittag sowie in den Schulferien. Wir haben auch schon was auf den Weg gebracht: Hinter dem Rathaus wird ein neuer Kindergarten gebaut und auch die Einrichtung eines Kinderhortes in Walda wurde aufgrund entsprechender Nachfrage beschlossen.
Wie steht es mit der Ansiedlung von Gewerbe?
Momentan haben wir zwei Anfragen von Gewerbebetrieben, die sich hier niederlassen möchten. Mit Neuansiedlungen ist es ja generell schwierig. Von der Verkehrsanbindung her haben wir nicht ganz optimale Strukturen, dafür sind wir wahrscheinlich beim Preis etwas günstiger.
Ehekirchen liegt an der Hauptverbindung zwischen Neuburg und Augsburg. Da kann es doch gar nicht so problematisch sein?
Sicher haben wir die Staatsstraße 2035, aber es ist keine gute Straße und wir haben auch keine Autobahnanbindung. Wir liegen aber sehr zentral zwischen den Oberzentren Augsburg-Nürnberg-München-Ingolstadt. Außerdem ist es bei uns übersichtlicher und man kann vielleicht etwas individueller entscheiden.
Was bieten Sie den Interessenten?
Wir verkaufen den qm zum Selbstkostenpreis, d.h. so wie wir ihn einkaufen, geben wir ihn weiter. Wir bieten auch eine persönliche Beratung, d.h. ich als Bürgermeister kümmere mich selbst um die Firmen. Vom Grundstückskauf über Bauantrag bis zur Genehmigung wird das Ganze individuell begleitet. Auch die Verwaltung ist entsprechend eingebunden.
Welche Projekte oder Probleme müssen in Ehekirchen noch angegangen werden?
Wir wissen schon länger, dass unser Kanalsystem teilweise sehr sanierungsbedürftig ist. Die Gemeinde wird deshalb sehr viel Geld in die Kanalisation investieren müssen. Außerdem haben wir einige asphaltierte Feldwege, die saniert werden müssen. Dies ist vorrangig, dann kommt erst der Neubau. Wir wollen derzeit Zuschüsse vom Freistaat erschließen, um unser Wegenetz zu verbessern. Innerorts wurden heuer schon einige Straßen-/Gehwegbereiche instand gesetzt. Man kann nicht alles auf einmal machen, sondern nur Schritt für Schritt.
Wie hoch ist eigentlich die Pro-Kopf-Verschuldung?
Sie liegt bei 292,37 €.
Ehekirchen „Skyline“ hat sich verändert. Am Ortsrand wachsen neue Häuser….
Ja, wir haben dort an einer sehr schönen Südhanglage das Baugebiet „Hopfengarten“ mit 36 Grundstücken ausgewiesen. Der Verkauf läuft sehr gut.
Sie wollen, dass die Gemeinde wächst?
Ja, sicher. Ein gesundes Wachstum ist für den Erhalt der Schule wichtig. Der Problematik „Geburtenrückgang“ kann man mit Zuzügen entgegenwirken.
Wie sieht es mit eigenen Kindern aus?
Wir haben 3 Kinder, 2 Katzen und 1 Hund!
Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Meine Freizeit ist inzwischen zum großen Teil mit gemeindlichen Terminen ausgefüllt.
Schimpft da Ihre Frau nicht?
Nein, denn ich binde sie mit ein! Das ist wichtig, denn mittlerweile richtet sich das Familienleben nach meinem Terminplan. Meine Frau ist gerne mit dabei und es macht ja auch Spaß. Man muss halt den Kontakt zu den Bürgern wollen. Und den will ich auch. Ich bin sehr gern mit meinen Bürgern zusammen und habe auch noch nie ein böses Wort gehört. Ich muss sagen: Mein neuer Job macht mir richtig Spaß!
Treiben Sie Sport?
Das kommt natürlich etwas zu kurz. Wir gehen abends mal spazieren, fahren ab und zu mit dem Rad und gehen gelegentlich Bergwandern. Außerdem bin ich Sportkegler im Schönesberger Kegelverein. Was ich noch sehr gerne mache: Falls es zeitlich möglich ist, begleite ich meine Tochter zu Schachturnieren bis hin zu den Deutschen Meisterschaften und spiele natürlich auch selber sehr gerne Schach.
Was ist Ihr Traum für Ehekirchen?
Nachdem mir auch die Jugend sehr am Herzen liegt, wäre für mich der größte Traum, dass wir für unseren Fußball-Club ein Sportzentrum bekommen. Der FCE macht sehr gute Jugendarbeit, ist aber mit seinen 18 Mannschaften in seiner Sportstätte sehr beengt. Momentan stehe ich in entsprechenden Grundstücksverhandlungen, um meinen Teil mit beizutragen, dass das Ganze verwirklicht wird. Es ist mir auch klar, dass man nicht von heute auf morgen ein Sportzentrum schaffen kann, aber vielleicht kurzfristig mindestens einen Trainings-/Ausweichplatz und als nächsten Schritt Platz 2 und 3. Ziel ist eine Sportanlage mit Vereinsheim, wo sich möglicherweise auch die Stockschützen mit ansiedeln. Vordringlichste Aufgabe ist jedoch die Beschaffung bzw. Bereitstellung von Grundstücksflächen.