Do. Mrz 28th, 2024

Bürgermeister Günter Gamisch

Seit unserem letzten Interview vor einem Jahr hat sich wahrscheinlich einiges getan.

Fangen wir mit den schlechten Nachrichten an.
Es gibt natürlich auch Dinge und Entwicklungen, die nicht erfreulich sind, vorwiegend ausgelöst durch gesetzliche Vorgaben und Neuerungen. Den Gemeinden werden immer mehr Rechtsnormen und Bestimmungen auferlegt, die den Verwaltungsaufwand gewaltig erhöhen und auch richtig viel Geld kosten wie z.B. der Brandschutz oder das Wasserrecht, aber auch in vielen anderen Bereichen ist das so. Was uns im letzten Jahr zu schaffen gemacht hat, ist die grundlegende Sanierung der Abwasseranlage in Ehekirchen. Auch in Seiboldsdorf haben wir Probleme mit den Ablaufwerten. Wir wissen, dass uns dies sehr viel Geld kosten wird und natürlich auch den Bürgern, weil die Abwasserbeseitigung eine kostendeckende Einrichtung ist, die entsprechend umgelegt werden muss. Das ist eine Aufgabe, die uns heuer und nächstes Jahr sehr beschäftigen wird. Nach vorangegangenen, entsprechenden Studien werden wir jetzt abschätzen, was in etwa auf unsere Bürger zukommen wird und eine Informationsveranstaltung zu diesem Thema abhalten. Wir wollen eine kostengünstige Lösung, die aber auch den gesetzlichen Vorgaben entsprechen muss.

Den Kommunen geht es momentan finanziell ziemlich schlecht. Wie schaut es in Ehekirchen aus?
Wir haben heuer rund 162.000 Euro weniger Einnahmen. Hauptgrund ist der bundesweite Einbruch bei der Einkommensteuerbeteiligung. Das war bisher immer eine verlässliche Größe. Aber schon 2009 hatten wir Einschnitte zu beklagen aufgrund des Rückgangs bei der Gewerbesteuer und den Schlüsselzuweisungen, sowie wegen der Erhöhung der Kreisumlage Heuer trifft es uns wieder. Das ist schon eine Größenordnung, die wir erst einmal verdauen müssen. Unsere Pro-Kopf-Verschuldung betrug zum Jahresbeginn 298,59 Euro.

Was liegt Ihnen derzeit besonders am Herzen?
Neben vielen anderen Dingen: die Schaffung eines Sportgeländes für den FC Ehekirchen. Nach diversen Grundstücksverhandlungen sind wir wieder einen Schritt weiter gekommen. Wir lassen die Angelegenheit jetzt baurechtlich prüfen. Sobald die Grundstücke der Gemeinde gehören, werden wir den Standort präsentieren – voraussichtlich in den nächsten Monaten.

Welche Projekte konnten Sie im letzten Jahr realisieren?
Wir haben in Seiboldsdorf die Ortsdurchfahrt samt Gehweg neu gebaut und neue Straßenlampen installiert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Straße selbst wurde vom Landkreis finanziert. Eine tolle Sache war die Erstellung des Gebäudes für den Ehekirchener Jugendtreff, gleich hinter dem Rathaus. Darauf bin ich schon etwas stolz, wenn man sieht wie sich Eltern und Jugendliche mit handwerklichem Geschick in unzähligen Arbeitsstunden ehrenamtlich mit einbrachten. Es wurde ein ehemaliges Bundewehrfeldhaus abgebaut und in Ehekirchen wieder aufgestellt. Mittlerweile kennt man das ursprüngliche Gebäude nicht mehr. Es hat inzwischen einen Vollwärmeschutz bekommen, ist schön, groß, geräumig und hell. Das Projekt wurde mit Firmen- und Privatspenden, Eigenleistungen und 500 Euro vom Kreisjungendring unterstützt. Die Gemeinde hat es mit 8.000 Euro bezuschusst.

Inzwischen wurde auch der neue Kindergarten bezogen?
Ja, Mitte Januar. Die Einweihung findet am 27. Juni 2010 statt. Diese Baumaßnahme kostete etwa 1,1 Mio Euro. Wir bekamen staatliche Zuschüsse in Höhe von 578.000 Euro, von der Diözese Augsburg 200.000 Euro und der Pfarrgemeinde Ehekirchen 50.000 Euro, so dass uns nach dem jetzigen Stand ein Eigenanteil von 285.000 Euro bleibt. Dazu kommen noch ca. 25.000 Euro für die Zufahrtsstraße und die Parkplätze. Zusammen mit Schule, Rathaus, Kirche, neuer Jugendtreff und neuer Kindergarten ist hier ein wunderschönes Ortszentrum entstanden.

Was planen Sie in nächster Zukunft?
Da haben wir natürlich auch einiges vor. Das Sportgelände für den FC Ehekirchen und die Abwasserbeseitigung habe ich schon erwähnt. Dann wollen wir in Weidorf ein Baugebiet mit 6 Bauplätzen ausweisen. Der Radweg nach Klingsmoos ist ein Dauerbrenner, der mich schon seit Amtsantritt „verfolgt“. Da muss auch bis Mitte des Jahres der Grunderwerb geklärt sein. Außerdem wollen wir für die Ehekirchener Feuerwehr ein neues Fahrzeug anschaffen, d.h. heuer das Fahrgestell und nächstes Jahr den Aufbau. Kostenpunkt: 380.000 Euro. 95.000 Euro Zuschuss gibt es vom Freistaat Bayern und 71.000 Euro vom Landkreis. Die Bauschuttdeponien in Bonsal und Hollenbach sind auch große Projekte, die zwar weniger im Fokus der Öffentlichkeit stehen, aber in denen viel Geld investiert werden muss. Aufgrund eines neuen EU-Gesetzes müssen wir Hollenbach schließen und rekultivieren. Die Bauschuttgrube in Bonsal können wir wahrscheinlich weiter betreiben nach dem Prinzip „Restverfüllung mit 1/3 Bauschuttanteil und 2/3 Aushubmaterial“. Weil die Bereitstellung von Bauschuttgruben früher eine Aufgabe des Landkreises war, die an die Gemeinden weiter gegeben wurde, wird sich der Landkreis an den Planungskosten beteiligen.

Wie ist der derzeitige Stand bezüglich einer Mittelschule?
Wir haben viele Gespräche mit Burgheim, Rennertshofen, Pöttmes und Neuburg geführt. Eine Zusammenarbeit zwischen Pöttmes, Ehekirchen und Baar war aussichtsreich; von Elternseite gibt es jedoch einen Trend nach Neuburg. Wir werden sämtliche Varianten überprüfen und nichts übereilen, denn momentan liegen auch die gesetzlichen Vorgaben für diese Art der Kooperation noch nicht vor. Es ist ein schwieriges und umfassendes Thema, wobei vor allem die Kinder im Vordergrund stehen sollen.

Für langjährige User unvorstellbar: Es soll tatsächlich noch Haushalte, sogar ganze Ortsteile, ohne Internetanschluss geben. Wie sieht es in und um Ehekirchen damit aus?
Die DSL-Breitbandversorgung ist ein ganz wichtiges Thema. Wir wollen alle Ortsteile mit einem Internetzugang (Geschwindigkeit mindestens ca. 6-10 Mbit/s) versorgen. Wir haben von der Regierung von Oberbayern 100.000 Euro Zuschuss zugesagt bekommen und legen selber 64.000 Euro drauf. Bis Herbst soll das Ganze abgeschlossen sein. Wir haben darüber hinaus für eine künftige Glasfasererschließung bereits 30.000 bis 40.000 Euro für die Verlegung von Leerrohren ausgegeben, d.h. was wir heute machen, wird nicht das Ende sein. In 5 Jahren wird die Internetversorgung möglicherweise ganz anders aussehen. Jetzt geht es vor allem darum, unseren Bürgern schnell einen Internetzugang zu ermöglichen, aber auch weiter in die Zukunft zu schauen.

Handy will jeder, Mobilfunkmasten jedoch keiner. Auch in Ehekirchen war dies ein heißes Thema.
Ja, es wurde ein Standort für einen Handymasten gesucht. Eine große Sorge des Gemeinderates war, dass diese Anlage evtl. im Innerortsbereich errichtet werden könnte. Das war für uns keine einfache Sache. Der jetzige Standort liegt außerhalb Ehekirchens, ca. 500-600 m von der nächsten Wohnbebauung entfernt. Der Vertrag für die Sendeanlagen bei der Schule läuft zum 31.12.2012 aus. Dann wird das Thema Mobilfunk wieder aktuell. Mit dem digitalen Rettungsfunk steht uns der nächste Standort ins Haus. Wie es aussieht, wird dieser Standort über 1000 m von der nächsten Bebauung entfernt sein. Konkretes kann ich dazu aber noch nicht sagen.

Nun zu etwas Erfreulicherem: Heuer soll es wieder ein Hochzeitsfest mit Umzug geben?
Ja! Und zwar vom 3.-5. September 2010 im Hochzeitsstadel, sowie den großen Brauchtumsumzug „Wias früher war auf’m Land“ am Sonntag. Dazu haben wir einen Festausschuss gegründet. Das Ganze läuft unter dem Dach des Heimatvereins. Der Burschenverein Ehekirchen wird uns sehr großzügig unterstützen. Zum Hochzeitsfest gibt es auch etwas ganz Besonderes: Wir bekommen die sogenannte „Kofferversteigerung des Flughafens München“!

„Kofferversteigerung des Flughafens München? Was kann man sich darunter vorstellen?
Da werden einige verschlossene Koffer mit hochwertigem Inhalt versteigert und auch ca. 500 andere Artikel, die im Flughafen liegen gelassen worden sind, also Fundsachen. Das Ganze soll am Sa 4. Sept. 2010 stattfinden. Von 11-13 Uhr ist Besichtigung der Gegenstände, die Versteigerung von 13.30 Uhr bis 15 Uhr. Normalerweise kommen zu diesem Event viele Interessenten aus dem ganzen bayerischen Raum angereist!

Zum Schluss unseres Interviews: Was wünschen Sie Ihren Bürgern?
Dass sie so bleiben wie sie sind. Dass wir weiterhin gut zusammen arbeiten. Verständnis dafür, dass wir nicht alles Wünschenswerte machen können und uns auf das Machbare konzentrieren müssen. Vor allem natürlich Gesundheit, denn das ist das Wichtigste im Leben!

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