Mi. Dez 4th, 2024

1. Bürgermeister Günter GamischHerr Bürgermeister Gamisch, was gibt es Neues seit wir Sie im letzten Jahr besucht haben?

Ein sehr umfangreiches Projekt war die Breitband-Versorgung, die bei uns die Firma DSL-Mobil aus Oberndorf durchgeführt hat. Wir haben praktisch in den Ortsteilen, die bisher nicht oder nicht so gut mit Internet versorgt waren, die Glasfaserkabel bis in den Ort bzw. zum nächsten Verteilerkasten der Telekom verlegt. Von dort wird das Breitbandsignal auf die bestehenden Kupferleitungen der Telekom umgesetzt. Parallel dazu werden bei allen derzeitigen und zukünftigen Baumaßnahmen gleich die Glasfaserleitungen mit verlegt, um später auf die moderne Glasfaserversorgung umstellen zu können.

Für eine Flächengemeinde wie Ehekirchen ist das sicherlich eine teure Angelegenheit?
Finanzielle Mittel in Höhe von 250.000 Euro stehen dafür bereit, wobei wir vom Freistaat Bayern eine Förderung von 100.000 Euro erwarten. Eine Breitbandversorgung gehört für eine attraktive Gemeinde einfach dazu. Mittlerweile sind die wichtigsten Faktoren für Gewerbetreibende: ein Internetanschluss mit entsprechender Datengeschwindigkeit und die Zufahrt zum Grundstück.

Wie ist der aktuelle Stand beim Gewerbegebiet Wallertshofen? Haben Sie noch freie Flächen verfügbar?
Derzeit wird das Gewerbegebiet für 400.000 Euro erschlossen. Momentan haben wir noch knapp 6.000 qm zur Verfügung, können aber bei entsprechender Nachfrage weitere Flächen aktivieren. Der Preis ist sehr günstig. Im Gemeindebereich gibt es auch sehr schöne Bauplätze im Baugebiet Hopfengarten sowie in Ambach-Gassenäcker. Wir haben auch einige Straßensanierungen im Gemeindegebiet vorgenommen. Eine größere Maßnahme ist in Schainbach. Dort wurde eine Fernwärmeleitung verlegt und gleichzeitig eine größere Straßensanierung durchgeführt, sowie die Breitbandversorgung vorbereitet.

Sie erwähnten gerade „Fernwärme“. Wo kommt sie her?
Die Abwärme einer Biogasanlage in Schainbach soll künftig genutzt werden, um die Effektivität der Anlage wesentlich zu steigern. Die Kapazität würde für alle Wohngebäude in Schainbach reichen. Denkbar wäre auch ein Anschluss einiger Anwesen in Walda.

Das Thema „Windenergie“ hat Ehekirchen sehr beschäftigt. Nach dem Brand im japanischen Atomkraftwerk Fukushima erfolgte in Deutschland und auch in der Politik ein Umdenken. Wie sieht es nun bei Ihnen aus? Drei Windräder gibt es ja schon in Ihrer Gemeinde.
Nicht in unserer Gemeinde, sondern direkt am Rand zu unserer Gemeinde, im Bereich Bonsal und Holzkirchen. Der Freistaat setzt nun auch verstärkt auf die Nutzung von Windenergie. Die gesetzlichen Vorgaben des Baugesetzbuches sehen bestimmte Möglichkeiten vor. Wir haben auch einige Anfragen erhalten. Für die Gemeinde stellte sich die Frage: Wollen wir die Anträge auf uns zukommen lassen oder wollen wir bei der Windenergie mitsteuern? Wir wollen mitentscheiden und haben deshalb jetzt ein Entwicklungskonzept für Windenergie in Auftrag gegeben. Parallel dazu erarbeitet der Landkreis einen Energieatlas. Wir werden sehen, was dabei herauskommt.

Wegen Mobilfunkmasten und dem Digitalen Sicherheitsfunk gab es ja auch heftige Diskussionen.
Da zusätzlich zwei Mobilfunksendeanlagen bei der Schule gekündigt wurden, stand eine Neuordnung an. Wir haben deshalb ein Gutachten für Mobilfunk und Digitalen Sicherheitsfunk beim Umweltinstitut in München in Auftrag gegeben, um das Gebiet um Ehekirchen, Schönesberg, Ambach und Seiboldsdorf zu untersuchen. Laut diesem Gutachten können die Sendeanlagen praktisch außerorts installiert werden, um eine möglichst gleiche Lastenverteilung auf alle Bürger zu erreichen. Auch hinsichtlich einer bestehenden Sendeanlage in einem Ehekirchener Wohngebiet bestehen nun gute Chancen, dass auch dieser Betreiber aus dem Wohnbereich herausgeht. Ich werte das als Erfolg.

Welche Projekte konnten Sie noch angehen?
Wir haben mit der Rekultivierung der Bauschuttgrube Hollenbach nach den gesetzlichen Vorgaben begonnen und rechnen mit etwa 320.000 Euro Kosten. Ein Geräteträger mit rund 44.000 Euro wurde für den Bauhof angeschafft und das neue Hilfeleistungslösch-Gruppenfahrzeug KMF 2016 für die Ehekirchener Stützpunktfeuerwehr für ca. 380.000 Euro in Auftrag gegeben.

Was? So viel kostet ein Löschfahrzeug? Da gab es doch die Preisabsprachen unter den Feuerwehrfirmen…..
Ja, das Fahrzeug ist sehr teuer, insbesondere die technische Ausrüstung. Es hat auch bei uns eine Diskussion wegen des Feuerwehr-Kartells gegeben. Wir haben das Ganze mit sehr großem Aufwand bei verschiedenen Stellen in Bayern überprüft und die Ausschreibung nach Rücksprache und rechtlichen Auskünften dann starten können. Die Freiwillige Feuerwehr Ehekirchen deckt als Stützpunktfeuerwehr den Gemeindebereich Ehekirchen ab und wird dabei – je nach Art der Situation – von den Ortsfeuerwehren unterstützt. Es kann aber auch aufgrund der Vernetzung durch die integrierte Leitstelle in Ingolstadt sein, dass sie zu auswärtigen Einsätzen gerufen wird z.B. nach Königsmoos, Pöttmes oder Rohrenfels.

Die FFW Ehekirchen hat jetzt auch einige Sanitäter in Ihren Reihen?
Sechs Frauen und Männer mit entsprechender Sanitäterausbildung wurden als „Ersthelfer vor Ort“ eingewiesen. Das halte ich für sehr wichtig. Wir sind zwar nicht unterversorgt, aber wenn Engpässe auftreten oder reguläre Kräfte nicht gleich verfügbar sind, dann springen unsere Sanitäter ein. Seit Okt. 2010 bis heute hatten sie schon sieben Einsätze.

Ehekirchen hat ab dem kommenden Schuljahr eine Mittelschule. Ist damit der Fortbestand gesichert?
Wir sind dann zusammen mit Neuburg, Burgheim und Rennertshofen im Schulverbund Neuburg. Unsere Hauptschüler – dann Mittelschüler – können weiterhin in Ehekirchen zur Schule gehen. Nur bestimmte Bereiche z.B. der M-Zweig muss in ND beschult werden, aber das war ja bisher auch schon der Fall. Durch die Mittelschule ist der Standort für die nächsten vier Jahre sicher. Was dann kommt? Man weiß nicht, wie sich das Übertrittsverhalten entwickelt. Die Kindergärten sind aber gut belegt. Im vergangenen Jahr hat es sogar einen Engpass gegeben, weshalb der Kinderhort für die Schulkinder im Kindergarten Walda aufgegeben wird und stattdessen die verlängerte Mittagsbetreuung mit Hausaufgabenbetreuung an der Schule Ehekirchen unter der Trägerschaft des Familienhilfevereins eingeführt werden soll. In Walda sind somit wieder Kindergartenplätze frei; der Kiga in Ehekirchen ist voll belegt.

Es gibt also wieder mehr Kinder?
Im vergangenen Jahr hatten wir einen deutlichen Anstieg bei den Geburten: 45 im Vergleich zu 2008 und 2009 mit jeweils 35. Das ist sehr erfreulich, denn wir brauchen mehr Kinder, um nicht zu überaltern und um Kindergarten und Schule zu erhalten.

Am alten Kindergarten wird gerade gearbeitet. Was wird da gemacht?
Im Rahmen des Konjunkturprogramms II wird er energetisch saniert; bis Ende des Jahres soll das abgeschlossen sein. Dann wird dort die Bücherei einziehen, die Mutter-Kind-Gruppen des Familienhilfevereins erhalten einen Gruppenraum und der „Kultursaal“ kann für Seniorentreffen oder andere Veranstaltungen genutzt werden.

Was wird den Senioren in Ehekirchen geboten?
Anfang Januar haben wir die Nachbarschaftshilfe „Wir für einander“ gestartet und mit unserer Seniorenreferentin und Gemeinderätin Ursula Schimmel im Bereich Seniorenarbeit die ersten Schritte gemacht. Außerdem wurden Beschlüsse zum „Seniorengerechten Wohnen“ gefasst. Hinter dem Zettstadel sollen 14 Wohneinheiten errichtet werden. Das Ganze wird noch baurechtlich auf den Weg gebracht. Es sieht also gut aus.

Was planen Sie sonst noch?
Das Feuerwehr-Schützen-Gemeinschaftshaus in Hollenbach soll mit einem Gesamtvolumen von 676.000 Euro gebaut werden. Derzeit liegt der Bauantrag im Landratsamt zur Genehmigung. Für den Kläranlagenausbau Ehekirchen haben wir den Ingenieurvertrag abgeschlossen. Heuer soll die Planung erstellt, im Winter die Ausschreibung und im Frühsommer 2012 der Baubeginn erfolgen. Als nächstes ist der Bau des neuen Sportgeländes sowie die Sanierung der Ortsdurchfahrt Haselbach geplant.

Reicht Ihnen das Geld, um das alles zu finanzieren?
Bei einem Haushaltsvolumen von 7,38 Mio Euro haben wir eine Kreditaufnahme in Höhe von ca. 600.000 Euro vorgesehen. Das käme aber nur zum Tragen, wenn wirklich alle Maßnahmen durchgeführt und abgerechnet werden, was nicht zu erwarten ist. 2010 gingen wir von einer Kreditaufnahme von 400.000 Euro aus, haben aber davon nichts in Anspruch nehmen müssen, sondern stattdessen die Pro-Kopf-Verschuldung auf 232 Euro/Einwohner absenken können. Ich bin zuversichtlich, dass wir das im nächsten Jahr auch wieder so schaffen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Dass der Radweg zwischen Ehekirchen und Klingsmoos und das Sportgelände für den FCE endlich gebaut werden können. Dass der Klapperstorch noch öfters in unserer Gemeinde landet zwecks Erhalt von Kindergarten und Schule. Dass wir alle gesund bleiben und unsere Gemeinde lebens- und liebenswert.

Kommentar verfassen