Do. Apr 25th, 2024

Er kann und will es nicht verbergen
1. Bürgermeister Karl Seitle ist schon sehr stolz auf seine Gemeinde und er hat auch allen Grund dazu:
In Karlshuld gibt es die günstigsten Kanalgebühren im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen, die günstigsten Kindergartenbeiträge, die Bürger müssen keine Konzessionsabgabe zahlen, die Geh- und Radwege werden kostenlos gestreut und geräumt usw. und das Wichtigste: Die Pro-Kopf-Verschuldung beträgt nur 60 Euro, obwohl die Gemeinde ständig investiert und baut. Da reibt sich so mancher politisch-interessierte Landkreisbürger verwundert die Augen und fragt sich: „Wie machen die das nur?!“ Das wollte brennessel-Magazin auch wissen und hat deshalb bei Bürgermeister Seitle nachgefragt:

In vielen Kommunen ist aufgrund der finanziellen Situation heftiges Sparen angesagt. Wie schaut es in Karlshuld aus?
Wir sind noch genau so gut wie vor vier Jahren; es wird uns nur immer noch mehr Geld abgenommen. Wir haben jetzt eine geringe Verschuldung von 60 Euro pro Einwohner. Das ist nicht viel, ein paar 100.000 Euro Schulden, die wir zwar zurückzahlen hätten können, aber es ist günstig geborgtes Geld….

In Karlshuld ist es doch schon Tradition, dass keine Schulden gemacht werden oder?
Ja, in den 22 Jahren, in denen ich Bürgermeister bin, habe ich bisher bei jeder Einweihung immer einen tollen Schlusssatz sagen können: „Und bezahlt ist es auch schon!!“ Ob es die Schule war mit 14 Mio DM, oder die Kindergärten, das Feuerwehrauto, das Rathaus etc. Immer wenn ein Objekt abgeschlossen war, war es auch schon bezahlt! Meistens waren die Zuschüsse noch gar nicht da. Die sind erst 1-2 Jahre später gekommen und mit diesem Geld haben wir dann das nächste Projekt anschieben können.

Da kann so manch anderer Bürgermeister oder Gemeinderat nur davon träumen. Wie haben Sie es geschafft, immer finanziell alles in den Griff zu kriegen?

Wir haben nie übertrieben, nie mehrere Baumaßnahmen gleichzeitig durchgeführt, sondern eine nach der anderen. Den Bau der Schule z.B. haben wir auf vier Jahre verteilt. Wenn wir die Maßnahme auf einmal durchgezogen hätten, hätten wir auch einen Kredit aufnehmen müssen. Aber so ist immer etwas übrig geblieben. Wir haben auch keinen übertriebenen Verwaltungsapparat: Sieben Leute und eine Halbtagskraft, das ist nicht viel. Bei uns muss der Bürgermeister auch was arbeiten, nicht nur durch die Gegend fahren (lacht)! Und außerdem: Wenn andere jetzt überlegen, wo sie sparen können – das haben wir schon immer gemacht!

In den letzten Jahren hat sich viel getan. Karlshuld hat ein richtiges Kleinstadtgesicht bekommen.
Wir haben alles, was man braucht: Geschäfte, Gewerbe, Gästehaus, Lokale, Ärzte, Apotheke, Museum, Kindergarten, Schule etc. Wir haben übrigens festgestellt, dass wir die einzige Schule im Landkreis sind, in welcher der Rektor die Klassen 1 – 10 hat. In Neuburg z.B. hat die Grundschule einen eigenen Rektor und die Hauptschule auch einen eigenen. Seit dem Schuljahr 2000/2001 gibt es bei uns nämlich den Mittlere-Reife-Zug, in dem besonders begabte Schüler aus dem gesamten Donaumoos unterrichtet werden. 2004 konnten die ersten Schüler hier die Mittlere Reife ablegen.

Wenn es so weitergeht, dann wird Karlshuld auch bald eine Akademie bekommen? (lacht)
Ausgestattet ist unsere Schule sowieso wie eine Uni, sag ich immer. 2004 haben wir den Um- und Erweiterungsbau der Schule (1,2 Mio Euro) mit integrierter Jugendeinrichtung (0,5 Mio Euro) abgeschlossen. Grund für die Maßnahme war die gestiegene Schülerzahl samt Fortführung des M-Zuges, die Mittagsbetreuung und die vorgesehene Nachmittagsbetreuung. Wir sind übrigens die einzige Schule im Landkreis, die eine Ganztagsbetreuung anbietet. Wir haben dafür eine eigene Küche und Cafeteria. 17 Kinder werden dort bis 16 Uhr betreut. Außerdem haben wir eine Ganztags-Intensivklasse mit 10 Schülern. Es sind also insgesamt 27 Schüler täglich bis 16 Uhr anwesend.

Welche Investitionen hat die Gemeinde in den letzten Jahren getätigt?
2002 haben wir ein Feuerwehrauto LF1612 mit Löschtank für 260.000 Euro angeschafft, die Erweiterung des Rathauses in 2003 hat insgesamt 1,2 Mio Euro gekostet. Wir haben das alte Rathaus saniert (Dach, Fenster, Fassade) und einen Neubau errichtet. Zum einen stand die Sanierung sowieso an, zum anderen ist der Sitzungssaal viel zu klein, den ab 5000 Einwohner (Karlshuld liegt im Moment noch knapp unter der 5000-Einwohnergrenze) sind nämlich vier Gemeinderäte mehr erforderlich, statt 16, also 20 plus Bürgermeister und dann wäre es viel zu eng gewesen. Da haben wir uns gedacht: Wir machen gleich diesen Schritt und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Und wie schon vorher erwähnt, 2004 den Um- und Erweiterungsbau der Schule mit integrierter Jugendeinrichtung für insgesamt 1,7 Mio Euro. Es war schon immer mein Wunsch, dass wir für unsere Jugend etwas schaffen. Jetzt haben sie zwei schöne Jugendräume.

Was ist für die junge Generation in Karlshuld geboten?
Es gibt hier Schützenvereine und Sportvereine mit sämtlichen Sportarten wie Tennis, Badminton, Kegeln, Rock & Roll usw. und die Jugendlichen, die überhaupt an keinem Verein Interesse haben, können sich dreimal pro Woche in den Jugendräumen treffen, was sehr gut angenommen wird.

Das Staatliche Moorversuchsgut ist jetzt auch im Besitz der Gemeinde?
Nachdem sich er Freistaat dort zurückgezogen und das Staatsgut aufgelöst hat, haben wir die meisten Gebäude aufgekauft. Den Theresienbau, ein schönes Gebäude, haben wir dem Trachtenverein zur Nutzung überlassen. Der hat es jetzt saniert und Vereinsräume geschaffen, in denen sie üben können. Die „Putzerei“ haben wir ebenfalls erstanden. Dort ist jetzt das Depot des Museums untergebracht. Wir haben außerdem im letzten Jahr in Kleinhohenried den Geh- und Radweg gebaut. Jetzt kann man mit dem Fahrrad bis zum Museum fahren.

Wie sieht es mit Kanalisation und Kläranlage aus?
Da haben wir unsere Hausaufgabe schon gemacht. Wir haben eine Kläranlage zusammen mit der Nachbargemeinde Königsmoos gebaut. Im Nachhinein war es eine total richtige Entscheidung, dass sich hier zwei Gemeinden zusammengetan haben.

In Karlshuld scheint alles in bester Ordnung zu sein oder gibt es doch irgendwelche Probleme?
Ja, mit den Antennen! Da läuft es ein bisschen zäh. Wir sind uns da noch nicht einig. Außerdem ist die Sanierung der Gehwege an der Hauptstraße fällig. Das liegt uns sehr am Herzen. Wir sind fest in der Planung und werden sehr vom Straßenbauamt unterstützt.

Wie sieht die Zukunft von Karlshuld aus? Welche Projekte stehen an?
2005 hatten wir 59 Geburten bei knapp 5.000 Einwohnern. Wir sind die größte Gemeinde im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Wir achten immer darauf, dass wir für die junge Generation Baugrundstücke zu einem erschwinglichen Preis anbieten können (derzeit 60 Euro/qm). Wir erschließen heuer wieder ein Gebiet mit 14 Bauplätzen, weil der letzte Verkauf sehr gut lief. Etliche Gemeinden haben Probleme, weil sie ihre Bauplätze nicht mehr losbringen, wir nicht: Von 28 Grundstücken sind nur noch vier frei. Unser Gewerbegebiet, in dem sich überwiegend örtliche Betriebe angesiedelt haben, ist derzeit eigentlich auch verkauft. Eine Erweiterung steht an, denn ein bisserl was tut sich immer…. Außerdem steht der Geh- und Radweg mit einem Bauvolumen von 2 Mio Euro an.

Es wird auch bald ein Seniorenheim in Karlshuld geben?
Ich muss sagen, das neue Seniorenzentrum ist schon eine Bereicherung für unsere Gemeinde. Wir haben die Baugrundstücke zur Verfügung gestellt, die wir vorher erst erwerben mussten – zu einem vernünftigen Preis. Das ist immer wichtig, damit man so ein Projekt verwirklichen kann. Der ganze Gemeinderat hat sich da mächtig ins Zeug gelegt. Der Bau ist schon ziemlich weit fortgeschritten. Nach Fertigstellung stehen 64 Heimplätze zur Verfügung. Jetzt werden noch zwei Wohnhäuser mit insgesamt 16 Wohnungen dazugebaut, in denen „barrierefreies Wohnen“ möglich ist. 13 davon sind schon verkauft. Die Gemeinde macht heuer noch die Straßenerschließung.

Man merkt, dass sich die Gemeinde engagiert, um Ideen verwirklichen zu können.
Wir schauen immer, dass wir aus einem Angebot/ einer Idee etwas machen können. Das war beim Museum so – da hat die Gemeinde auch die ganzen Grundstücke vorher aufgekauft und vorfinanziert, denn der Zweckverband war ja damals noch nicht gegründet – und so machen wir das immer. Wir bringen uns ein, übernehmen die Federführung und dann kann man etwas daraus machen. Das ist uns bisher immer gelungen. Man sieht ja, die Gemeinde ist in Bewegung, ob Vereine, Bürger oder Schule.

Sie sind also mit Ihren Bürgern zufrieden?
Ja, sehr! Die Arbeitslosigkeit bei uns ist nicht hoch. Es sind ja Audi und die ganzen anderen Firmen da, die Karlshulder beschäftigen. Wenn viele Gemeindebürger beschäftigt sind, dann läuft auch die Einkommenssteuer-Beteiligung, eine Einnahmequelle der Gemeinde. Haben die Bürger also Arbeit, geht es ihnen gut. Dann geht es auch der Gemeinde gut und sie muss ihre Bürger wiederum weniger finanziell belasten.

Sie machen es also besser als die Regierung?
Ja, denen da oben würde ich gerne mal ein paar Tipps geben, wie man Geld sparen kann. Da gäbe es viele Möglichkeiten!

Was wünschen Sie sich für die nähere Zukunft?
Unsere Aufgabe ist es, für die Bürger da zu sein und deshalb wollen wir schauen, dass man auch in Zukunft in Karlshuld so gut und vernünftig leben kann, wie es nur geht!

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