1. Bürgermeister Hubert Landsberger
Die 2.250 Einwohner zählende Gemeinde im östlichen Landkreis ND-SOB ist bekannt durch das in seinem Gemeindegebiet liegende „Naherholungsgebiet Ingolstadt“ mit den zwei schönen und großen Badeseen. Die Gemeinde besteht aus den beiden Ortsteilen Weichering und Lichtenau, sowie einzelnen Gehöften.
Der berühmte Hygieniker Geheimrat Professor Max von Pettenkofer wurde am 3.12.1818 im sog. Mauthaus – ehemals Gemeinde Karlskron, seit 1933 zu Lichtenau gehörig – geboren. Sein Onkel, ein Hof- und Leibapotheker, ließ ihn in München studieren. Pettenkofer entwickelte sich zu einem Genie, wurde 1883 in den Adelsstand erhoben und starb 1901. Unter den Büsten berühmter Männer in der Wallhalla bei Regensburg befindet sich auch die von Pettenkofer. Ihn konnten wir nicht mehr interviewen, dafür musste ein anderer „berühmter Mann“ aus Weichering uns Rede und Antwort stehen: 1. Bgm. Hubert Landsberger.
Herr Bürgermeister Landsberger, was hat sich in den letzten Jahren hier getan?
Wir haben Baugebiete ausgewiesen und erschlossen, eines in Lichtenau und zwei in Weichering. Straßen wurden gebaut; im Zuge der Dorferneuerung wurden einige Maßnahmen durchgeführt, im vorigen Jahr der Kirchweg und Kirchplatz mit Neuburger/ Ingolstädter Straße (Teilausbau)…… Die größte Maßnahme der letzten Jahre war jedoch die neue Kläranlage in Weichering für 3 Mio Euro!
Wie wurde alles finanziert?
Die Kläranlage wurde über Verbesserungsbeiträge und die Baugebiete über eine Satzung abgerechnet.
Gibt es Probleme hinsichtlich Kindergarten oder Schule?
Wir haben zwei Kindergärten: der Weicheringer (2 Gruppen) ist unter kirchlicher, der in Lichtenau (1 überlange Gruppe) unter gemeindlicher Trägerschaft. Beide Gebäude gehören der Gemeinde. Wir haben genügend Kindergartenplätze. Mit rund 75 Kindern in den Klassen 1-4 sind wir die kleinste Grundschule im Landkreis. Die Teilhauptschule wurde vor drei Jahren aufgelöst, weil wir nicht genügend Kinder hatten. Ab Klasse 5 gehen die Schüler deshalb nach Karlskron.
Das Gewerbegebiet wächst und wächst…
Wir haben noch ca. 1100 qm an gemeindlichen Gewerbeflächen frei; ein Privater hat noch eine größere Fläche. Alles andere ist verkauft. Preis: ca. 60 Euro/qm mit möglicher Wohnbebauung, ohne Erschließung. Wohnbaugebiete verkaufen wir an Einheimische für 110 Euro + Erschließung in Weichering und in Lichtenau für 102 Euro. Auswärtige müssen noch einen bestimmten Betrag mehr bezahlen.
Wie viele Betriebe haben Sie?
Wenn ich alle zusammenzähle, die ein Gewerbe angemeldet haben, dann sind es über 100. Aber wirkliche Betriebe sind es eigentlich so 20 – 30.
Haben auch überregionale Firmen Interesse an Ihrem Gewerbe-/Industriegebiet?
Einige Ingolstädter sind dabei, aber meist sind es einheimische Betriebe. Die jetzige Fläche wäre auch zu klein, ist nur für den kleinen Mittelstand geeignet. Was mich immer gewundert hat, wenn überregionale Firmen Interesse zeigten: Die 120 DM pro qm bei uns waren ihnen damals zu teuer, an der Autobahn Richtung München haben sie dann 350 Mark/qm dafür hingelegt.
Was bietet Weichering freizeitmäßig?
Viele Vereine mit regem Vereinsleben und natürlich das Naherholungsgebiet. Es liegt auf Gemeindegebiet, ist aber im Besitz des Naherholungsvereins Region Ingolstadt e.V. Wir haben damit eigentlich nichts zu tun, außer dass sie an unseren Kanal angeschlossen sind.
Welche größeren Investitionen hat die Gemeinde in Zukunft vor?
Wir werden neue Baugebiete ausweisen; an Gewerbeflächen ist derzeit keine Nachfrage, außerdem sind noch Flächen vorhanden. Straßenbaumaßnahmen sind heuer noch wahrscheinlich, eine Gemeindeverbindungsstraßen müsste man noch bauen von Weichering nach Hagau. Dann brauchen wir ein Feuerwehrauto in Weichering (rund 300.000 Euro) und einige Jahre später eines in Lichtenau. Das sind die Dinge, die in nächster Zukunft finanziell zu Buche schlagen werden. Ja, und der Bauhof wird noch kommen. Da sind wir jetzt in Miete in Lichtenau.
Welche Ziele möchten Sie noch erreichen, welche Wünsche erfüllen?
Ich kann nicht mehr alle Wünsche erfüllen, denn 2008 ist Schluss für mich.
Wollen Sie nicht mehr kandidieren?
Nein, denn ich hab dann mein Pensionsalter erreicht.
Seit wie vielen Jahren sind Sie im Amt?
Von 1972 bis 1978 war ich 1. Bgm. in Lichtenau, dann 18 Jahre 2. Bürgermeister in Weichering und seit 10 Jahren bin ich 1.Bürgermeister.
Wie sehen Sie die Zukunft Ihrer Gemeinde?
Positiv, aber allgemein müsste die finanzielle Ausstattung vom Staat besser werden. Es ist schwierig einen ausgeglichenen Haushalt herzustellen. Wir hatten im vorigen Jahr keinen, bringen heuer keinen zusammen und müssen deshalb vom Vermögenshaushalt zum Verwaltungshaushalt eine Zuwendung machen. Wir haben heuer 100.000 Euro Schlüsselzuweisungen weniger, 80.000 Euro Kreisumlage mehr…..
Wie schaffen Sie es trotzdem?
Heuer geht es ohne Schuldenaufnahme. Das Feuerwehrauto wird auf das nächste Jahr verschoben.
Hat die Gemeinde eigene Grundstücke?
Ja schon, aber nicht an hervorragender Stelle. In Weichering ist es sehr schwierig, etwas zu kaufen. Die Preise bei uns sind ganz anders als z.B. in Karlshuld.
Weichering gehört zum Landkreis ND-SOB, tendiert aber eher Richtung Ingolstadt?
Die Arbeitsplätze unserer Gemeindebewohner sind überwiegend in Ingolstadt, auch zum Einkaufen fahren sie eher dort hin. Das ist immer schon so gewesen.
Sind Sie sportlich engagiert?
Nein, gar nicht. Ich hab so viel Arbeit zuhause, z.B. mit meinen Bienenvölkern, dann Holz spalten, weil wir teilweise mit Holz heizen usw.
Was wünschen Sie sich und unseren Lesern?
Mir vor allem Gesundheit und den Lesern, dass sie mit ihrem Leben zufrieden sind, dass man nicht auf hohem Niveau jammern sollte, wie das ja bei uns allgemein so der Fall ist. Dabei geht es allen doch relativ gut im Gegensatz zu anderen Menschen auf der Welt. Das Wichtigste ist Gesundheit und Zufriedenheit. Denn wenn man zufrieden ist, ist man auch glücklich