Fr. Apr 19th, 2024

Rektorin Ostendschule Neuburg

Frau Beck, seit wann sind Sie Rektorin der Ostendschule?

Seit 1. August dieses Jahres. Vorher war ich drei Jahre lang Rektorin an der Grundschule in Oberhausen.

Was hat Sie von Oberhausen nach Neuburg geführt?

Ich war schon früher an der Ostendschule tätig; ab1981 als Lehrerin, ab 2001 als Konrektorin. Im Jahre 2007 wurde ich Rektorin in Oberhausen. Nachdem der bisherige Rektor, Herr Basel, im Juli in Pension ging, habe ich mich um diese Stelle beworben und wurde für diesen Posten ausgewählt.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

Die Ostendschule wurde sehr gut durch meinen Vorgänger geführt. Sie ist eine sog. „Brennpunkt-Schule“, d.h. in einem Gebiet, in dem etliche Kinder nicht so gut deutsch sprechen, andere dagegen schon. Wichtig ist daher, jeden Schüler seinen Begabungen entsprechend, optimal zu fördern. Das heißt: Kinder, die nicht so gut deutsch sprechen, erhalten seit einigen Jahren Förderunterricht. Es gibt eine Sprachlernklasse, die von Schülern besucht wird, welche die deutsche Sprache noch nicht so gut beherrschen, damit auch sie gute Voraussetzungen zum Lernen haben. Es gibt viele Dinge, die Herr Basel schon verfolgt hat. Die will ich weiter machen.

Im September startet nun das neue Schuljahr. Vor allem für die ABC-Schützen und deren Familien ist das ein großes Ereignis. Wie erleben Sie selbst den Schulbeginn?

Ich freue mich darauf, die neuen Erstklässler begrüßen zu dürfen. Einige Klassen haben ein Lied und ein Gedicht für die Schulanfänger vorbereitet, damit dieses Ereignis bei ihnen im Gedächtnis haften bleibt. Mittlerweile ist die Einschulung zu einem Familienfest geworden ist, zu dem die Eltern sich frei nehmen oder auch Oma und Opa mitkommen.

Wie läuft das Ganze ab?

Wir begrüßen unsere Erstklässer. Dann gehen wir ohne Eltern in die Klassen. Nach 1 bis 2 Stunden holen sie ihre Kinder wieder ab. Am nächsten Tag geht es gleich richtig los: In der 1. Woche mit 4 Stunden Unterricht jeden Tag und dann 3 mal 5 Stunden und 2 mal 4 Stunden Unterricht.

Aber es gibt noch keine Noten oder?

Ja! In der 1. Klasse gibt es nur Bemerkungen. Diese Verbalbeurteilung durch die Lehrkräfte bezieht sich auf das Sozialverhalten, Lernverhalten und wie die Leistungen und Fortschritte in den Fächern Deutsch, Mathematik, Heimat- und Sachunterricht, Kunsterziehung, Sport und Ethik sind und worauf die Eltern achten sollten. Da steht z.B. „Kai sollte zuhause viel lesen, damit er die deutsche Sprache besser beherrscht. In der 2. Klasse gibt es dann zum Schuljahresschluss ein Zeugnis mit Noten.

Manche Kinder tun sich in der Schule recht schwer. Was passiert mit ihnen?

Für Kinder, die leicht mitkommen, werden Zusatzarbeitsmaterialen angeboten. Wenn z.B. jemand sehr schnell rechnen kann, dann sind im Klassenzimmer Ordner oder Arbeitsblätter mit schwierigeren Aufgaben, mit denen sich das Kind dann beschäftigen kann, denn es soll sich ja nicht langweilen. Die schwächeren Kinder werden durch Einzelbetreuung gefördert. Wenn ein Lehrer merkt, dass ein Kind sich in Deutsch schwer tut, dann kommt ein Zusatzlehrer und holt es in die Sprachlernklasse. Da wird gezielt und individuell geübt.

Haben solche Kinder auch die Möglichkeit, länger in der Schule bleiben zu können, z.B. am Nachmittag?

Ja, wir haben drei Nachmittagsgruppen, in denen die Kinder nach der Schule betreut werden. Sie können im Ostendtreff auch ein Mittagessen einnehmen. Es gibt auch einmal pro Woche Zusatzförderunterricht Mathe-Deutsch, in dem die Kinder in einer 5. oder 6. Unterrichtsstunde zusätzlich von einer Volksschullehrerin Unterricht erhalten. Der Klassleiter meldet der Lehrkraft, die diesen Unterricht erteilt, wo es bei diesem Kind mangelt. Dann kann es gezielt in dieser kleinen Gruppe mit 6 bis 8 Kindern gefördert werden.

Ist das allgemein an allen Schulen im Landkreis so?

Differenzierung ist im Bereich der inneren Schulentwicklung das große Ziel des Unterrichts. Jeder Schüler soll individuell gefördert werden. Man zieht den Lehrstoff nicht mehr durch – der eine kann’s dann, der andere nicht. Mit Zusatzmaterialien wird gezielt gefördert. Wenn ich z.B. merke, dass es bei drei Kindern in der Klasse nicht so klappt, dann beschäftige ich die anderen und setzte mich zu den Dreien. Das erfordert von den Lehrern natürlich mehr Vorbereitung und Planung, damit man dem unterschiedlichem Leistungsniveau in der Klasse möglichst gerecht wird. Die schwachen Kinder wurden bisher auch gefördert, aber nicht so gezielt und intensiv. Es ist eine sehr erfreuliche Entwicklung, dass dies jetzt möglich ist und es auch in den Köpfen der Lehrkräfte Einzug gefunden hat.

Das ist wohl auf die Pisa-Studie zurückzuführen?

Ja. Man hat gemerkt, dass man die Kinder dort abholen muss, wo sie sind und sie dann gezielt fördern muss.

Gibt es auch noch Sitzenbleiber?

Ja, es kann passieren, dass einer sitzen bleibt. Aber es gibt auch die Möglichkeit, ein Schuljahr freiwillig zu wiederholen. Wenn ein Kind lange krank war oder erhebliche Defizite aufweist, entscheiden sich Eltern manchmal freiwillig dafür, dass ihr Kind die Klasse wiederholt.

Wie ist die Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern?

Gut! Es gibt ja Elternsprechtage, Elterninfoabende und auch in Bezug auf das Wechseln an eine weiter führende Schule erfahren die Eltern gezielte Beratung. In letzter Zeit waren es mehrere Infoveranstaltungen vor dem Übertritt, damit die Eltern wirklich Bescheid wissen, welche Möglichkeiten ihr Kind hat. Auch nach der Hauptschule gibt es noch Möglichkeiten.

Nun zu Ihnen privat. Haben Sie Familie?

Ja. Ich bin verheiratet. Mein Mann ist Lehrer am Gymnasium. Wir haben zwei erwachsene Kinder. Unsere Tochter ist auch schon Lehrerin an einer Münchener Grundschule.

Dann ist der Lehrberuf bei Ihnen schon Familientradition?

Nicht ganz. Unser Sohn studiert Medizin und steht vor der Prüfung.

Sind sie gebürtige Neuburgerin?

Nein, ich wohne in Eichstätt und pendle seit meiner Zeit als Lehramtsanwärtin jeden Tag nach Neuburg bzw. in den Neuburger Landkreis: 1 Jahr war ich in Rennertshofen, dann in Burgheim, an der Teilhauptschule 1 in Neuburg, an der Schwalbangerschule und ab 1981 an der Ostendschule.

Was möchten Sie den ABC-Schützen und ihren Eltern zum Schulstart wünschen?

Dass die Eltern die Lehrer in ihrer Erziehungsarbeit unterstützen. Dass Sie eng mit den Lehrern zusammen arbeiten, denn ohne Eltern geht es nicht. Wenn die Eltern nicht an der Schule interessiert sind und auch nicht in die Sprechstunde kommen, dann sind die Lehrer fast machtlos hinsichtlich Lernverhalten, Sozialverhalten und Leistung der Schüler. Die Eltern sollen Vertrauen zu den Lehrern haben und sie nicht als Feinde sehen. Ich wünsche mir einen gegenseitig respektvollen Umgang miteinander zum Wohl der Kinder.

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