Preise für 5 „Ausgezeichnete Bäche“ verliehenMünchen – Erstmals hat Bayern in diesem Jahr den Wettbewerb „Ausgezeichnete Bäche“ ausgelobt. Ziel ist es, Kommunen und Zweckverbände bei der Renaturierung kleiner Gewässer zu unterstützen. Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber hat heute in Weißenohe (Landkreis Forchheim) die fünf prämierten Projekte vorgestellt. Glauber betonte: „Bäche sind mehr als fließendes Wasser.
Unsere kleinen Gewässer sind ein großer Naturschatz. Wir wollen diese blauen Lebensadern weiterentwickeln und die Artenvielfalt im und am Wasser erhalten. Naturnahe Bäche sind ein Gewinn für die Natur und attraktive Erholungsräume für die Menschen vor der Haustür – gerade in Zeiten des Klimawandels. Bäche, die ausufern dürfen, leisten zudem einen wertvollen Beitrag zum natürlichen Wasserrückhalt in der Fläche. Mit dem Wettbewerb ‚Ausgezeichnete Bäche‘ wollen wir noch mehr Kommunen motivieren, ihre Bäche ökologisch umzugestalten, auch über Gemeindegrenzen hinweg. Alle Teilnehmer haben vorbildliches Engagement gezeigt. Mein Glückwunsch gilt insbesondere den 5 Gewinnern, deren herausragende Projekte zur Nachahmung einladen.“ Der Wettbewerb setzt mit Vorzeigebeispielen Anreize für Kommunen und Zweckverbände, den guten ökologischen Zustand ihrer Gewässer zu bewahren oder herzustellen.
Der Wettbewerb, der alle zwei Jahre stattfindet, wurde von der Koordinierungsstelle der Gewässer-Nachbarschaften im Bayerischen Landesamt für Umwelt mit dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz ausgelobt. Der Bayerische Gemeindetag und der Bayerische Städtetag unterstützen die Aktion. Eine Fachjury hat die eingereichten Beiträge bewertet und die Preisträger ausgewählt.
In Bayern fließen rund 100.000 Kilometer Gewässer von kleinen Quellbächen bis zu den großen Flüssen Donau und Main. Etwa 90.000 Kilometer davon sind Gewässer dritter Ordnung (kleine Gewässer) und somit in der Obhut der Kommunen. Der Freistaat fördert Ausbauvorhaben zur naturnahen Entwicklung und Gestaltung von Gewässern und ihrer Auen, insbesondere Projekte, die im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit umgesetzt werden, sowie Vorhaben zur Schaffung, Verbesserung beziehungsweise Reaktivierung von Rückhalteräumen an Gewässern. Maßnahmen nach den Richtlinien für Zuwendungen zu wasserwirtschaftlichen Vorhaben (RZWas 2021) können mit bis zu 90 Prozent gefördert werden.
Die Preisträger (der dritte Preis wurde dreimal vergeben):
Erster Preis (5.000 Euro): Markt Gaimersheim (Landkreis Eichstätt)
Die Renaturierung des Retzbachs, der auf mehr als vier Kilometern Länge durch Gaimersheim fließt, wurde in drei Abschnitten verwirklicht. Das Gewässer wurde naturnah gestaltet, ist Teil eines Biotopverbunds und bietet Lebensraumvielfalt. Hochwasser wird auf natürliche Art zurückgehalten. Muldenversickerung und Flutmulden sind Beispiele für eine moderne Siedlungsentwässerung. Die Gestaltung der Freiräume bietet Naherholung mit hoher Aufenthaltsqualität. Beim jüngsten Bauabschnitt stand die Wiederherstellung auentypischer Lebensräume im Fokus. Der Freistaat hat das Projekt mit insgesamt 400.000 Euro gefördert.
Zweiter Preis (3.000 Euro): Landschaftspflegeverband Mittelfranken mit den Gemeinden Markt Bibart und Bad Windsheim (Landkreis Neustadt a.d.Aisch)
Ziel des Projekts am Rehberggraben und an der Bibart ist der Erhalt der seltenen Bachmuschel, die europäisch streng geschützt ist und zur bayerischen Initiative „Bayerns Ur-Einwohner“ gehört. Um der Bachmuschel mit ihrem hohen Anspruch an Lebensraum und Wasserqualität hier eine Heimat zu geben, wurden Wanderhindernisse im Bach abgebaut, Uferstreifen auf angekauften Flächen geschaffen, Ufergehölze gepflanzt und Ackerland in Grünland umgewandelt. Rund 440.000 Euro wurden dafür investiert. Naturschutz, Wasserwirtschaft und die EU haben das Projekt gefördert.
Dritter Preis (1.000 Euro): Stadt Straubing
Unter dem Motto „Bach, Natur und Mensch kommen in der Stadt wieder zusammen“ wird mitten im Stadtgebiet der Allachbach gestalterisch und ökologisch aufgewertet. Ein neu angelegter Fuß- und Radweg sorgt für bessere Zugänglichkeit. Ergänzt wurde das Projekt um eine neue Grünanlage, Sitz- und Spielgelegenheiten, abgeflachte Uferbereiche und Geländemodellierungen mit Anpflanzungen am und im Gewässer. Die Maßnahme ist ein Baustein in einem Gesamtkonzept, mit dem der Bachlauf im gesamten Stadtgebiet naturnah umgebaut werden soll. Die Gesamtkosten von 1,3 Millionen Euro werden aus Mitteln des Städtebaus und der Wasserwirtschaft gefördert.
Dritter Preis (1.000 Euro): Gemeinde Weißenohe (Landkreis Forchheim)
Durch die Gemeinde Weißenohe fließt die Lillach, einer der Sinterbäche der Fränkischen Schweiz. Unterhalb der Karstquelle haben sich auf mehreren hundert Metern treppenartige Sinterterrassen gebildet, die als Geotop ausgewiesen, seit 1976 als flächenhaftes Naturdenkmal geschützt und ein wahrer Besuchermagnet sind. Unter anderem informieren nun Hinweistafeln über die Terrassen, Tiere und Pflanzen. Mit diesem Lenkungskonzept werden die Terrassen geschützt und gleichzeitig zugänglich gemacht. 120.000 Euro hat die Gemeinde dafür investiert, die Hälfte hat das Umweltministerium beigesteuert.
Dritter Preis (1.000 Euro): Landschaftspflegeverband Neumarkt i.d.OPf. mit der Stadt Freystadt und den Gemeinden Berngau, Mühlhausen und Sengenthal (alle Landkreis Neumarkt i.d.OPf.)
„Die Sulz lebt“ lautet das Motto des gemeinsamen Langzeitprojekts, den begradigten „Flurbereinigungsbach“ Sulz in einen lebendigen, vielgestaltigen Bach zu verwandeln. Insgesamt zwölf Kilometer der Sulz und ihrer Seitengewässer wurden dafür renaturiert. Mehr als 30 Hektar Fläche wurden aus der intensiven Nutzung genommen und ökologisch umgestaltet. Hochwasserschutz bietet der Rückhalt in Mulden, die jetzt in der Aue angelegt sind. Von den Gesamtkosten in Höhe von 540.000 Euro haben Naturschutz und Wasserwirtschaft rund 70 Prozent übernommen.
Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz