Heranwachsende unterschätzen Gefahren der Partydroge massiv – Minderjährige psychisch stärkenHannover – Kinder und Jugendliche, die Lachgas aus Luftballons inhalieren – auf Partymeilen und Social Media mittlerweile ein gängiges Bild. Der Konsum dieser Droge wird unter Heranwachsenden immer mehr zum Trend. Sollte die Bundesregierung nun doch den Riegel vorschieben? Die Mehrheit der Deutschen meint „Ja“:
Laut einer aktuellen forsa-Umfrage der KKH Kaufmännische Krankenkasse sprechen sich drei Viertel der 18- bis 70-Jährigen (76 Prozent) für ein bundesweites Verbot von Lachgas für Kinder und Jugendliche aus. Nur zehn Prozent der rund 1.000 Befragten sind indes dagegen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte im vergangenen Jahr bereits einen entsprechenden Gesetzesentwurf vorgelegt, um den Verkauf von Lachgas als Partydroge an Minderjährige zu verbieten. Doch seit dem Ampel-Aus liegt das Thema in Berlin auf Eis. Einige Bundesländer, Städte und Gemeinden arbeiten deshalb mittlerweile an eigenen Regelungen.
Neben einer frühen Prävention und Aufklärung hält die KKH ein bundesweit einheitliches Verbot für sinnvoll, denn: Anders als bei Alkohol und Tabak gibt es für den Verkauf von Lachgas-Behältern bisher keine Altersbeschränkung. Selbst Kinder können sich das Gas von ihrem Taschengeld kaufen. KKH-Präventionsexperte Justin Onyechi warnt: „Die Partydroge ist ein gefährlicher Spaß, der zulasten der Gesundheit geht. Wir müssen Minderjährige unbedingt davor schützen.“ Ähnlich schätzen auch die Befragten die Wirkung von Lachgas ein: Die große Mehrheit (83 Prozent) ist der Ansicht, dass der Konsum für Minderjährige gesundheitsschädlich ist: 59 Prozent stufen es als sehr schädlich und weitere 24 Prozent als eher schädlich ein.
Lachgas wird in der Regel mithilfe von kleinen Kartuschen in Luftballons gefüllt und anschließend eingeatmet. Auf TikTok kursieren zahllose Videos, in denen Jugendliche das Distickstoffmonoxid (N2O) inhalieren und anschließend einen Lachanfall bekommen. Innerhalb von Sekunden entsteht ein Rausch mit leichten Halluzinationen, Wärme- und Glücksgefühlen. „Ein solcher Kick dauert nur wenige Minuten. Deshalb halten viele Jugendliche Lachgas für harmlos, doch das ist ein absoluter Trugschluss“, betont Justin Onyechi. Kurzfristig kann es zu Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit bis hin zu Blutdruckabfall und Ohnmacht kommen. Besonders gefährlich ist die Inhalation von unverdünntem Lachgas. Es verdrängt den Sauerstoff in der Lunge und kann zum Atemstillstand führen. Verletzungsgefahr besteht außerdem, wenn das Gas direkt aus der Kartusche gesaugt wird: Beim Entweichen dehnt es sich aus und kühlt kurzzeitig auf bis zu mehr als minus 50 Grad Celsius ab, sodass es zu Erfrierungen an Lippen, Kehlkopf und Bronchien kommen kann.
„Die wenigsten Menschen wissen außerdem, dass sie durch einen regelmäßigen Lachgas-Konsum schwere, möglicherweise auch lebenslange Folgen davontragen können“, betont Onyechi. Dazu zählen schwere neurologische Beeinträchtigungen wie Lähmungserscheinungen und Hirnschäden. Der Experte für Suchtfragen bei Minderjährigen gibt darüber hinaus zu bedenken, dass sich das Risiko einer späteren Abhängigkeit sowie des exzessiven Gebrauchs weiterer Drogen drastisch erhöht, wenn Rauschmittel wie Lachgas bereits im Kindes- und Jugendalter konsumiert werden. Die KKH sieht es deshalb als eine wichtige Aufgabe, Heranwachsende in ihrer psychischen Entwicklung und Widerstandskraft zu stärken, sodass sie sich erst gar nicht zum Konsum von legalen und illegalen Drogen verleiten lassen. Die KKH bietet zahlreiche Präventionsprogramme an, die die psychosoziale Gesundheit und Lebenskompetenzen von Kindern und Jugendlichen fördern und dazu beitragen, ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen. Eltern können sich zudem unter Drogen | KKH über die Risiken von Rauschmitteln informieren. – KKH