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Eröffnung der Ausstellung „Bayerische Fotopioniere – Auguste Städele und die Heimhuber-Brüder aus dem Allgäu“

Regensburg, 18.11.2021. Die Zeit um 1900: Gesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft, Technik und Kunst stürmen ungeahnten Neuerungen entgegen. Das Alte lebt noch, gerade in Dorf und Kleinstadt. Aber Strom, Motoren und Mode verbreiten sich rasch bis in die Alpentäler. Im Allgäu halten Fotopioniere das noch Gewohnte, lieber aber schon das Neue fest; in Missen die Bäuerin Auguste Städele, im Marktflecken Sonthofen die Fotografen-Brüder Fritz und Eugen Heimhuber. Aufbruch im Allgäu wie auch anderswo in Bayern. Das aufstrebende Medium Fotografie wird zum Zeitzeugen.

Das Haus der Bayerischen Geschichte hat am Donnerstag im Foyer des Museums im Rahmen eines Presserundgangs mit Dr. Andreas Kuhn, verantwortlicher Referent für das Projekt und Dr. Albrecht A. Gribl, der das Haus der Bayerischen Geschichte bei der Konzeption der „Fotopioniere im Allgäu“ maßgeblich unterstützt hat, eine Sonderausstellung eröffnet (bis 20. März 2022), die sich dem ungleichen Paar widmet: der vermutlich ersten fotografierenden Bäuerin und den beiden Sprösslingen eines „Königlich Bayerischen Hofphotographen“. Obwohl sie nur 15 Kilometer Luftlinie getrennt voneinander tätig sind, könnten die Unterschiede kaum größer sein.

Die „Bayerischen Fotopioniere“ verstehen sich als Ergänzung zur Bayerischen Landesausstellung „Götterdämmerung II – Die letzten Monarchen“, die noch bis 16. Januar 2022 im Museum am Donaumarkt
zu sehen ist. Im Gegensatz zur großen politischen Bühne bilden die beiden Fotobestände eine vermeintlich beschauliche Welt ab, in die das Neue hineinplatzt.

Direktor Dr. Richard Loibl freut es, dass mit der Fotoausstellung quasi eine Tradition begründet wird. Nach der Ausstellung „Zeitlang – Erkundungen im unbekannten Bayern“ der beiden SZ-Redakteure Sebastian Beck und Hans Kratzer ist sie schon die zweite, die im Foyer des Museums kostenlos zugänglich ist. –

Die Ausstellung kann mit unserem Mediaguide erkundet werden!
Leihgeräte sind an der Museumskasse für 3,00 € erhältlich oder als App kostenlos im App Store (IOS) und Play Store (Android).

Postauto-Fahrt, 1926
Der „Postmotorwagen“ aus Sonthofen ist mit einer vornehmen Gesellschaft unterwegs. Wohl eine Spritztour mit Gästen in die Umgebung, hier der Stopp für das obligatorische Foto. Der Luftkurort am Eingang zu den Bergen war äußerst beliebt. – Fotostudio Heimhuber, Sonthofen

 

 

 

 

Mutter mit Radfahrer, 1927
Was für ein Schabernack der Auguste. 1. Akt: Arrangement vor einer Holzwand, gedeckter Tisch, Blumenstrauß, Boxele, Mama Josefa. 2. Akt: genau über Josefas Kopf erscheint ein Radler, gestoppt vom langen Pfahl, der aus Josefas Kopf wächst. Perfekte Inszenierung. Die meist ernsthafte Fotografin kann auch anders. – privat | Foto: Auguste Städele

 

 

 

 

Grammophon, um 1910
Es ist eine Sensation im Dorf Missen. Der Postbote und Kleinbauer Bechteler hat ein riesiges Grammophon. Samt Platte präsentiert er es hier, vor seinem Haus. Wenig ist bekannt. Klar erscheint jedoch: Zusammen mit der Neuerung Fahrrad ein paar Jahre davor der Beginn eines neuen Zeitalters im beschaulichen Kirchdorf. – privat | Foto: Auguste Städele

 

 

 

 

 

 

Eugen Heimhuber auf dem Nebelhorn, 1927
Das ist die „Welt“ des Hochtouren-Fotografen Eugen Heimhuber. Skitour auf das gut 2.200 m hohe Nebelhorn, den Oberstdorfer Hausberg. Natürlich mit Balgenkamera und Stativ, mit Glasplatten im Rucksack. Mehr als 18.000 Aufnahmen hat er so gemacht. Bruder Fritz war mit Begleiter 1901 die Wintererstbesteigung gelungen. – Fotostudio Heimhuber, Sonthofen

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