Fr. Okt 4th, 2024

Heike Schleer wurde am 18.Mai 1968 in Neuburg/Donau als Tochter des Juristen, Wilfried Schleer, und seiner Frau, der Galeristin und Künstlerin, Irene Schleer, geboren. Sie besuchte die Paul-Winter-Knabenrealschule (als erstes Mädchen!), studierte in Regensburg und München Architektur und Kunst, brachte 2005 ihren Sohn Simon zur Welt, engagierte sich für die Grünen und unterrichtete als Studienrätin Kunst am Descartes Gymnasium in Neuburg. Am 12.Dezember 2023 erlag sie einer schweren Krankheit.

So könnte man die Eckdaten dieses Lebens fassen. Doch damit würde man der Person von Heike Schleer nicht gerecht. Absolut gar nicht. Es steckte so unendlich viel mehr Leben in dieser kurzen Biographie, vor allem in ihr selbst.

Als Heike Schleer am 22.Dezember vergangenen Jahres in Neuburg Ried unter Anwesenheit zahlreicher Trauergäste beerdigt wurde, ließ es der Himmel ordentlich stürmen. Das passte. Zu der Situation, vor allem aber zu ihrem Naturell, das immer mitreißend war. Wer sie kannte weiß, dass es einem nie, wirklich niemals langweilig wurde an ihrer Seite. Wie auch? Sie konnte sich für fast alles begeistern. Für die Schönheit von Natur, Kunst und Architektur, Bücher, Theater, Kammeroper, Antiquitäten, Mode, überhaupt für Gottes ganzen großen Zoo. In allem sah sie das Besondere, und sei es in einer zerbeulten Teekanne. Sehr oft schätzte sie die Kuriositäten und Absurditäten des Lebens ganz besonders, da sie ihren wachen Geist und scharfen Humor reizten. Dabei war bei ihr aber immer ein Ernst im Unernst und eine echte Liebe zu den Dingen, Menschen und Tieren. Nicht nur, dass sie selbst ein Pferd, Katzen und Hasen besaß, in regelmäßigen Abständen belagerten auch heimatlose, gerettete Fundtiere ihr Badezimmer, um von dort aus in treue Hände vermittelt zu werden. „Der Mensch ist ein Teil der Natur. Naturschutz ist Menschenschutz. Weltweit!“, hatte sie einmal geschrieben. Die Missachtung einer solchen Erkenntnis schmerzte sie. Wenn es um unnötig gefällte Bäume, den Abriss alter, denkmalwürdiger Häuser ging, konnte sie auch streitbar werden. Zu groß war ihre Liebe zur Heimat, um still zuzuschauen, wenn man ihr Schaden zufügte. Doch ihr Interesse galt nicht nur Neuburgs Gegenwart, sondern auch seiner Geschichte.

2005 veröffentlichte Heike Schleer das Buch „Pro Veritate“, eine Chronik des Pfalzgrafen Ottheinrich. Es ist mit einem Augenzwinkern geschrieben, überaus amüsant zu lesen und zudem mit zahlreichen colorierten Zeichnungen aus eigener Hand versehen. Die Idee zu diesem fundierten Stück Heimatgeschichte war ihr übrigens bereits in den 1980er Jahren gekommen, als sie am Neuburger Schlossfest die Pfalzgräfliche Schneckenrennbahn betrieb. Da haben wir es wieder – was sie zu einem so besonderen und liebenswerten Menschen machte! Wer, bitteschön, betreibt sonst eine Pfalzgräfliche Schneckenrennbahn?

Ihr eigenes, leider viel zu kurzes Leben war nicht im Schneckentempo vergangen, sondern im Flug. Es hatte noch so viele andere Stationen. Neben ihrem Muttersein, das natürlich einen Dreh- und Angelpunkt bildete und sie mit allem Glück erfüllte, gab es noch eine andere große Liebe: Die Szenographie, sprich die Filmarchitektur, die in ihrem Kunststudium einen Schwerpunkt gebildet hatte. Daher stammte ihr feines Gespür für alles Atmosphärische, für Häuser, Plätze und Gärten. Die allerletzte Station, die sie gefunden hat, bei dem Kirchlein in Ried, nahe eines großen Baumes, liegt auch an einem besonders schönen Ort. Das versöhnt ein klein wenig mit ihrem Tod. Dennoch wird sie fehlen – mir ganz besonders. Denn neben den vielen Dingen, die ich beschrieben habe, war und bleibt sie für mich vor allem eines: Eine unersetzliche Freundin.
Christiane Maria Borrmann

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