Herr Seißler, Sie sind seit 1. Mai 2008 der 1. Bürgermeister der Gemeinde Königsmoos. Was haben Sie vorher gemacht?
Ich bin gelernter Kaufmann und seit 30 Jahren als kaufmännischer Angestellter tätig.
Ich glaube, wir haben uns schon gelegentlich bei der Firma Munzinger gesehen?
Ja genau! Das war mein früherer Arbeitgeber. Ich war bei der Firma Munzinger Abteilungsleiter für den Bereich Sanitär und Heizung und hier zuständig für Einkauf, Kalkulation, Vertrieb, Personalführung, halt alles was dazu gehört hat.
Wollten Sie eigentlich schon immer Bürgermeister werden?
Nein, es war nicht direkt mein persönliches Bestreben, sondern die Idee kam aus der Fraktion der „Freier Wähler“. Man ist auf mich zugekommen und hat gesagt: „Da unsere Bürgermeisterin (Gusti Schmid, ebenfalls FW) ausscheidet, wäre es doch eine tolle Sache, wenn du kandidieren würdest.“ Ich habe mir das Ganze eine Zeit lang überlegt, anschließend mit meiner Frau besprochen und mich dann dafür entschieden, es mit dem Rückhalt der Fraktion und der Freien Wähler aus Königsmoos zu versuchen.
Mit 60 % der Stimmen waren Sie sehr erfolgreich.
Es hat mich natürlich riesig gefreut hat, dass ich in der Bevölkerung so große Akzeptanz gefunden habe. Das kommt vielleicht auch daher, weil ich hier aufgewachsen bin. Man ist in der Dorfgemeinschaft integriert und engagiert sich ehrenamtlich in den Vereinen. Ich habe dann auch noch das Glück gehabt, dass unsere ausgeschiedene Bürgermeisterin mich unterstützt hat. Das zusammen waren wohl die Gründe, dass ich ein recht ordentliches Ergebnis erzielt habe.
Die Freien Wähler haben ganz schön zugelegt in unserem Landkreis.
Ja. Bei den Freien Wählern darf man auch seine Meinung gerade heraus sagen und jeder für sich selbst entscheiden, auch wenn es nicht der Meinung der „Oberen“ entspricht. Ich finde sowieso, dass man auf Gemeindeebene keine Parteien und Gruppierungen bräuchte. Eine Zusammenarbeit müsste schon vom gesunden Menschenverstand her möglich sein. Man kennt ja die Probleme und sucht gemeinsam die bestmögliche Lösung für die Gemeinde.
Ihre Vorgängerin, Frau Schmid, war bekannt als gute Bürgermeisterin und hat viele Projekte erledigt. Aber ein paar Probleme und Aufgaben bleiben immer.
Man kann nie punktgenau sagen, dass jetzt alle Bauvorhaben wie Gehwege, Abwasserbeseitigung, Baugebiete etc. fix und fertig sind. Diese werden alle von mir ordentlich weitergeführt. Sie wurden ja vom Gemeinderat so beschlossen. Wir werden u.a. die Abwasserbeseitigung in Richtung Zell fertig machen; dann wollen wir die Planungen für ein neues Baugebiet in Klingsmoos zu Ende bringen, damit es hergerichtet werden kann. Der Gehweg in der Raiffeisenstraße liegt an, dessen Planung wir vergeben wollen und dann schauen müssen, wie es im Haushalt finanziell unterzubringen ist. Wir müssen auch unsere ständigen, moostypischen Probleme mit Gehwegen und Straßen auf die Reihe bringen. Auch die Erweiterung unseres Gewerbegebiets ist mir wichtig. Hier steht noch eine Grundstücksverhandlung an. Auch unser Kindergarten ist zu klein. Den müssen wir in nächster Zeit auch angehen und entscheiden, ob Um- oder Anbau.
Und es gab Probleme wegen der Schule?
Ja, wir verlieren unsere Teilhauptschule mit 5. + 6. Klasse zum Ende des nächsten Jahres. Dann steht in Klingsmoos ein Schulhaus, das nicht mehr gebraucht wird.
Dann könnten Sie das ja für den Kindergarten hernehmen?
So einfach ist das nicht. So eine Konstellation wie den Kindergarten in Ludwigsmoos auseinander zu reißen, bringt natürlich viele Probleme mit sich. Außerdem ist ein Schulhaus nicht gleichzusetzen mit einem Kindergartengebäude. Wir müssen neu diskutieren, ob es sinnvoll ist, die Schule umzubauen, wobei natürlich auch die finanziellen Kosten mit hinein spielen. Ist es auch sinnvoll, alles doppelt zu haben wie Turnräume, Außengelände etc. Außerdem ist die Schule wahrscheinlich zu groß. Oder wäre es nicht besser, in Ludwigsmoos einen Anbau in entsprechender Größe zu errichten? Dann würden wir für das Schulgebäude in Klingsmoos ab Herbst 2009 einen Interessenten (Ärzte, Seniorenpflege etc.) brauchen, der als Träger das Gebäude komplett verwenden kann, in welcher Funktion auch immer. Es wäre sogar ein Grundstück dabei, um evtl. Anbauten zu tätigen, wenn der Träger irgendwelche zusätzliche Baulichkeiten bräuchte.
Nun zu Ihnen privat. Sind Sie hier geboren?
Ja, in Untermaxfeld. Ich bin hier aufgewachsen und zur Schule gegangen und später auch in der Nachbargemeinde. Meine Kaufmannslehre absolvierte ich in Neuburg. 1980 haben meine Frau und ich geheiratet und wohnten dann 7 Jahre in Ludwigsmoos. 1987 sind wir in unser Eigenheim in Untermaxfeld eingezogen. Wir haben 3 Kinder. Unser jüngster Sohn wird 15, unsere Tochter 17 und unser „Großer“ im Juli 28 Jahre alt.
So alt wie der Vater eines 28-Jährigen schauen Sie aber noch nicht aus!
Ich bin 47 Jahre alt, bin also kein „Jungspund“ mehr! Aber es ist auch nicht so, dass man in meinem Alter kein Engagement und keine Power mehr hätte!
Und Ihre Frau?
Meine Frau ist Hausfrau oder Familienmanagerin wie man auch sagt. Sie hat sich um den Haushalt, die Kinder und unser aller Wohl gekümmert. Sie arbeitet dreimal die Woche bei einer Untermaxfelderin, die an Multiple Sklerose leidet, und pflegt sie. Das ist eigentlich keine Arbeitsstelle mehr für sie, sondern über die Jahre hinweg ist daraus eine richtige Freundschaft geworden, die ihr sehr am Herzen liegt ist.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Zur Freizeit gehören meine Ehrenämter. Ich bin beim Sportverein und Schützenverein, bin seit 10 Jahren Vorstand der FFW Untermaxfeld und auch aktiver Feuerwehrmann. Das ist bisher meine Haupt-Freizeitaktivität gewesen. Wie es zukünftig damit aussieht, wird sich erst herausstellen. Wenn meine Frau und ich wirklich Zeit für einander haben, drehen wir gern eine Runde mit dem Fahrrad oder wandern in den Bergen. Wir lesen beide sehr gern, am liebsten im Liegestuhl im Garten!
Was sind Ihre Ziele für die Zukunft?
Eine kontinuierliche, aber langsame Weiterentwicklung der Gemeinde, denn zu schnelles Wachstum bringt immer Strukturprobleme mit sich. Mir wäre ganz wichtig, dass wir uns so weiter entwickeln wie in den letzten Jahren und dass in allen Ortsteilen immer günstiges Bauland zu bekommen ist.
Wie viel kostet ein Quadratmeter?
Das kommt immer darauf an, in welchem Baugebiet. Im unteren Bereich ist Bauland etwas teuer, weil die Gründung nicht so tief ist. Im oberen Bereich ist es etwas günstiger, weil das Bauen durch die notwendige Pfahlgründung teuer wird. Die Preise liegen zwischen 35 und 50 Euro.
Sie sind jetzt Bürgermeister, können freie Entscheidungen treffen. Was wollen Sie sofort ändern?
Ein Bürgermeister ist kein kleiner König, sondern eher jemand, der Vorschläge bringt, wie Probleme gelöst werden können. Das entscheidende Gremium ist der Gemeinderat. Mir ist es wichtig, dass man bei jeder anstehenden Aufgabe einen breiten Konsens findet. Wenn eine Entscheidung auf breiter Basis steht, dann tragen die Bürger es viel leichter mit. So ist es in den letzten Jahren auch immer gemacht worden. Und so soll es weiterhin sein.
Wir von der „brennessel“ wünschen Ihnen und dem neuen Gemeinderat dabei ein gutes Gelingen und viel Erfolg in den nächsten 6 Jahren!