Mo. Dez 9th, 2024

München – Immer sichtbarer werden die Folgen der Überflutungen im Westen Deutschlands – und immer schlimmer die Zahlen: Mittlerweile sprechen die Behörden von mehr als 80 Todesopfern. Außerdem werden noch Hunderte Menschen vermisst.

Allein im rheinland-pfälzischen Kreis Bad Neuenahr-Ahrweiler sind etwa 50 Tote zu beklagen, rund 1.300 Menschen werden noch vermisst. Das hat die Kreisverwaltung am späten Abend mitgeteilt. Eine Sprecherin verwies aber darauf, dass viele Menschen wohl deshalb nicht erreichbar sind, weil das Mobilfunknetz nicht funktioniert: „Wir hoffen, dass sich das klärt“, sagte sie mit Blick auf die hohe Zahl der Vermissten.

Etliche Häuser im Kreis Erftstadt-Blessem eingestürzt
Katastrophal stellt sich auch die Lage in einigen Regionen in Nordrhein-Westfalen dar: Im Kreis Erftstadt-Blessem südlich von Köln ist eine ganze Reihe von Häusern ganz oder teilweise eingestürzt. Wie die Kölner Bezirksregierung mitteilte, wurden sie massiv unterspült. Menschen können dort meist nur mit Booten vom Wasser aus gerettet werden. Außerdem müssen Einsatzkräfte mehrere Pflegeheime vorsorglich räumen. Die Zahl der Toten in Nordrhein-Westfalen liegt bei etwa 30. Damit sind insgesamt bisher mehr als 80 Opfer zu beklagen.

Lage an der Steinbach-Talsperre entspannt sich leicht
Mit großer Sorge schauen die Einsatzkräfte auf einige Talsperren, die überzulaufen drohen. An der Steinbachtalsperre bei Euskirchen in Nordrhein-Westfalen hat sich die Lage seit dem Abend zum Glück leicht entspannt. Der Wasserstand konnte durch Abpumpen gesenkt werden. Allerdings sind am Damm tiefe Furchen zu sehen. Am Vormittag soll ein Gutachter die Brauchwasser-Talsperre unter die Lupe nehmen.

Dafür läuft – wie befürchtet – seit der Nacht die Rurtalsperre bei Aachen über. Die Behörden warnen vor Überflutungen von Kellern und Häusern im Kreis Düren. Der Bahnverkehr ist vielerorts massiv eingeschränkt. Auch viele Straßen und Autobahnabschnitte sind weiterhin unbefahrbar.

Bundesländer kündigen rasche Hilfen für Betroffene an
Die Länder wollen den vom Hochwasser betroffenen Regionen rasch helfen. Rheinland-Pfalz hat bereits als kurzfristige Unterstützung 50 Millionen Euro bereitgestellt. Das nordrhein-westfälische Landeskabinett berät am Vormittag über die Lage. Laut dem Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Landsberg, sind zum Wiederaufbau Milliarden Euro nötig. Dem Magazin „Kommunal“ sagte er, es müsse jetzt darum gehen, den Menschen, aber auch den betroffenen Kommunen, schnell und unbürokratisch zu helfen.
Merkel dankt den Helfern

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den Helfern ihren Dank ausgesprochen. Sie sei erschüttert über die Katastrophe, die so viele Menschen in den Hochwassergebieten durchleiden müssten, so Merkel aus den USA. „Mein Mitgefühl gilt den Angehörigen der Toten und Vermissten. Den vielen unermüdlichen Helfern und Einsatzkräften danke ich von Herzen.“ Am späten Abend ergänzte sie noch, ihr gehe das Leid der Betroffenen sehr nahe. Sie habe sich den ganzen Tag lang über die Katastrophe informieren lassen. Es sei ein Tag gewesen von Angst um Leben und Besitz, ein Tag der Sorgen und Verzweiflung. Hunderttausende hätten erleben müssen, dass Wohnhäuser zu „Todesfallen“ geworden seien.

Auch US-Präsident Joe Biden kondolierte am späten Donnerstagabend. „Es ist eine Tragödie, und unsere Herzen sind bei den Familien, die geliebte Menschen verloren haben“, sagte Biden nach einem Gespräch mit Merkel im Weißen Haus in Washington.

Bayerisches Rotes Kreuz hilft mit Luft- und Wasserrettern
Zwei bayerische Luftrettungsspezialisten haben im Rahmen der Einsätze 20 Menschen in Rheinland-Pfalz vor dem Hochwasser gerettet. Die ehrenamtlichen Einsatzkräfte des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) sind nach Angaben des BRK darin geschult, sich aus Hubschraubern abzuseilen und Menschen aus Häusern zu retten. Sie waren am Donnerstagmorgen in Hubschraubern der Bayerischen Bereitschaftspolizei nach Rheinland-Pfalz geflogen. Bei den Einsätzen in der Eifel und um Trier hätten sie Menschen von ihren Dächern und aus Situationen, in denen weder Fahrzeuge noch Boote sie erreichen konnten, gerettet.

Darüber hinaus wurden am Abend zwei Katastrophenschutz-Wasserrettungszüge der Wasserwacht-Bayern alarmiert, die in Nordrhein-Westfalen helfen werden. Sie kommen aus Unterfranken und Oberbayern. Vorangegangen war ein Hilfeersuchen des Bundeslandes NRW. Weitere drei Katastrophenschutz-Wasserrettungszüge seien, so das Bayerische Rote Kreuz am Abend, in erhöhter Alarmbereitschaft und könnten bei Bedarf schnell eingesetzt werden. – BR

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