Bayerns Gesundheitsminister: Wir brauchen kraftvollen Umbau und weitsichtige Reformen – Freistaat ist besser für künftige Pandemien vorbereitetMünchen – Drei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland am 27. Januar 2020 hat Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek ein großes Reformprogramm für das Gesundheitswesen gefordert. Holetschek sagte am Donnerstag in München: „Die Corona-Pandemie war die schwerste Gesundheitskrise seit dem Zweiten Weltkrieg, sie war überhaupt eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen seit Jahrzehnten. Sie hat schonungslos Schwachstellen und Defizite des Gesundheitswesens aufgezeigt und auch finanziell Löcher gerissen. Was wir jetzt brauchen, ist ein Marshallplan für das Gesundheitssystem. Wir brauchen einen kraftvollen Umbau mit weitsichtigen Reformen.“
Der Minister erläuterte: „Corona hat uns gezeigt, dass wir beim Personal aktiv werden müssen – vor allem bei den Pflegekräften. Mehr Menschen für Pflege- und Gesundheitsberufe zu begeistern, ist eine Schlüsselaufgabe für die kommenden Jahre. Aber dabei bleibt es nicht. Die Krankenhausreform wird gerade angestoßen, die Gesetzliche Krankenversicherung braucht ein stärkeres finanzielles Fundament. Die Digitalisierung muss dringend Fahrt aufnehmen. Wir müssen die Rahmenbedingungen schaffen, damit die Versorgung mit Medikamenten gesichert ist – bestenfalls gelingt es sogar, die Produktion wieder zurück zu uns zu holen. Und es gilt, den Gesundheitssektor im Kampf gegen den Klimawandel stärker zu positionieren.“
Holetschek forderte mit Blick auf Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach: „Jetzt ist nicht die Zeit für Kleinklein. Hier ein Reförmchen, da ein Gesetzentwurf – das wird nicht reichen. Die Ampel-Koalition in Berlin muss Gesundheit ganzheitlich und ressortübergreifend denken: Health in all politics ist die Devise. Deswegen fordere ich einen Marshallplan für das Gesundheitssystem.“
Der bayerische Gesundheitsminister erklärte: „Ich denke dabei an eine große Reformstrategie, die das Gesundheitswesen fit und stabil macht. Wichtig dabei ist, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und ressortübergreifend einen Blick für das große Ganze zu entwickeln. Das bedeutet zum Beispiel auch, dass andere Aufgaben der Sozialversicherungen mitgedacht werden in einem Gesamtpaket.“
Holetschek fügte hinzu: „Natürlich wird so etwas viel Geld kosten. Wie viel, vermag ohne eine eingehende Analyse wohl niemand zu sagen. Manche werden vielleicht kritisch fragen: Geht es auch eine Spur kleiner? Ich sage: Nein, wir müssen jetzt groß denken, denn die Herausforderungen sind gewaltig. Wir sind aufgrund vieler Faktoren nun an einem Punkt, an dem wir langfristig nicht mehr weitermachen können wie bisher. Ich habe leider den Eindruck, dass das in der Berliner Ampel-Koalition noch nicht alle verstanden haben.“
Am 27. Januar 2020 war zum ersten Mal in Bayern eine Infektion mit dem damals neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 festgestellt worden. Es handelte sich zugleich um den ersten bekannten Fall in Deutschland.
Mit Blick auf den jüngsten Bayerntrend im Auftrag des Bayerischen Rundfunks vom 11. Januar 2023 sagte Holetschek: „Corona hat uns in den vergangenen drei Jahren viel abverlangt. Wir hatten am Anfang keinen Impfstoff, keine Medikamente und keine Blaupausen für Schutzkonzepte. Aber 70 Prozent der Wählerinnen und Wähler sind der Meinung, dass Bayern sehr gut oder gut durch die Corona-Jahre gekommen ist. Das heißt, dass wir im Corona-Management sehr viel richtig gemacht haben.“
Der Minister bekräftigte: „Ich danke allen Menschen, die als Ärzte, Pflegekräfte oder Helfer den Kampf gegen die Pandemie mit viel Einsatz unterstützt haben. Ein besonderer Dank gilt vor allem auch allen Bürgerinnen und Bürgern für ihr Verständnis und ihre Bereitschaft, Einschränkungen hinzunehmen und Schutzmaßnahmen mitzutragen. Wir konnten dadurch viel Leid verhindern.“
Holetschek betonte: „Die Corona-Jahre waren Lehrjahre. Ich bin überzeugt, dass Bayern dadurch jetzt besser aufgestellt ist für mögliche künftige Pandemien. Bayern hat etwa ein umfassendes Monitoring des Infektionsgeschehens und eine starke virologische Überwachung etabliert – einschließlich eines Abwassermonitorings – die uns auch im Umgang mit anderen Viren helfen wird. Wir haben Hygiene- und Schutzkonzepte für verschiedene Situationen und vulnerable Gruppen etwa im Bereich der Pflege erprobt und verbessert, auf die wir zurückgreifen können.“
Der Minister ergänzte: „Wir haben auch eine gute Strategie für Massenimpfungen in staatlichen Impfzentren entwickelt und viel über den Stellenwert der Kommunikation in diesem Bereich gelernt, den man nicht hoch genug einschätzen kann. Wir haben zudem den ÖGD in Bayern mit fast 800 neuen Stellen für die Zukunft gestärkt – und wir werden weiter alles dafür tun, die Arbeit an den Gesundheitsämtern attraktiv zu machen. Zudem hat Bayern vorgesorgt und beispielsweise ein Pandemiezentrallager insbesondere für die Notversorgung mit Schutzausrüstung aufgebaut, um darin die zu Beginn der Pandemie so dringend benötigten Schutzmasken vorzuhalten.“ -Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege