München – Bayerns Gesundheitsminister: Stichproben deuten auf große Verbreitungsrisiken hin.Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek geht verstärkt gegen eine weitere Verbreitung von Coronavirus-Mutationen vor. Holetschek betonte am Freitag in München: „Die Zahl der Corona-Infektionszahlen geht zwar in Bayern derzeit zurück. Wir dürfen aber die Risiken durch noch ansteckendere Virus-Mutationen nicht unterschätzen! Deshalb haben wir in den grenznahen Regionen Ostbayerns Maßnahmen vereinbart, die insbesondere das Infektionsgeschehen in Betrieben und anderen Arbeitsstätten eingrenzen sollen“.
Der Minister erläuterte: „Dazu gehört unter anderem die Einführung einer Pendelquarantäne zwischen Wohnort und Arbeitsplatz für alle Grenzpendler und Grenzgänger in der Region. Auch werden den größeren Betrieben in diesen Städten und Landkreisen vom Freistaat Bayern über die Kreisverwaltungsbehörden Antigenschnelltests zur Verfügung gestellt. Ein besonderer Fokus liegt auf den Hygienemaßnahmen – deren Einhaltung und Überwachung – in Betrieben.“
Holetschek fügte hinzu: „Wir haben auch stichprobenartig die Virus-Lage in grenznahen Regionen Ostbayerns untersuchen lassen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich Virus-Mutationen auch in Bayern rasch ausbreiten könnten. Deshalb ist es besonders wichtig, die bekannten AHA-L-Regeln (Abstand halten, Handhygiene, Alltagsmasken und regelmäßiges Lüften) konsequent zu befolgen. Nur so lässt sich die Übertragung von SARS-CoV-2 verhindern und die Verbreitung der neuen Varianten eindämmen.“
Der Minister unterstrich: „In Bayern müssen ab sofort alle positiven SARS-CoV-2-Proben mit einer speziellen variantenspezifischen PCR untersucht werden. Mit dieser Methode lassen sich Merkmale im Virus finden, die auf eine der kritischen Virusvarianten hindeuten.“
Eine der Studien stammt vom Labor Eurofins LifeCodexx in Abstimmung mit dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). LGL-Vizepräsident Dr. Peter Wallner zum Studiendesign: „Untersucht wurde dabei an drei Tagen Ende Januar die Verbreitung bestimmter Virusvarianten in fünf ausgewählten bayerischen Landkreisen. Insgesamt wurden 380 positive SARS-CoV-2-Proben per PCR auf bestimmte Mutationen gescreent. In 103 Proben ergab sich der Verdacht auf die britische Variante (27%), in 3 Proben (0,78%) besteht der Verdacht auf die südafrikanische bzw. brasilianische Variante“. Aufgrund der hohen Ähnlichkeit dieser beiden zuletzt genannten Varianten erfolgt die Betätigung bzw. Differenzierung mittels der Gesamtgenomsequenzierung.
Die höchsten Anteile an UK-Verdachtsfällen wurden in den grenznahen Landkreisen Bayreuth (15 Fälle von 31 positiven Ergebnissen) und Wunsiedel (62 von 102 positiven Fällen) nachgewiesen. Im an Österreich angrenzenden Landkreis Traunstein besteht bei 4 von 72 positiven Fällen der Verdacht auf die britische Variante, im Landkreis Berchtesgadener Land ergab die Untersuchung in 14 von 74 positiven Proben den Verdacht auf die UK-Variante. Im Landkreis Würzburg, der zu Vergleichszwecken ausgewählt wurde, besteht in 8 von 101 positiven Fällen der Verdacht auf die UK-Variante. Die 3 Proben mit Verdacht auf die südafrikanische bzw. brasilianische Variante waren in Traunstein.
Zusätzlich fand noch eine eine weitere Stichprobe Anfang Februar in Form eines Screenings im Landkreis Tirschenreuth statt: Hier wurden 177 positive PCR-Tests auf die britische und auf die südafrikanische Variante hin untersucht, bei 123 Proben ergab sich der Verdacht auf die UK-Variante.
Dr. Wallner zu den Resultaten der beiden Untersuchungen: „Die Ergebnisse der Stichproben sind zwar nicht repräsentativ für Bayern, sie zeigen jedoch, dass nach wie vor große Vorsicht im Umgang mit dem Virus geboten ist und Infektionschutzmaßnahmen weiterhin wichtig sind“.
Dr. Wallner betonte: „Grundsätzlich sind Mutationen bei Viren nichts Ungewöhnliches. Diese ersten Ergebnisse lassen vermuten, dass bestimmte Varianten des SARS-CoV2-Virus in manchen Regionen Bayerns bereits stärker verbreitet sein könnten als bisher bekannt. Es ist daher gut, dass wir am LGL derzeit ein zentrales Meldesystem für die Erfassung von ,Variants of Concern´ (VOCs) aufbauen, um einen systematischen Überblick über das Vorkommen der Mutationen in Bayern zu erhalten.“ Eine Mutation bedeutet die Veränderung des Genoms an einer Nukleotid/Basenpaar-Stelle. Eine Variante bedeutet eine Linie von SARS-CoV-2, die sich von anderen Linien durch ihr Mutationsprofil unterscheidet. In der Regel unterscheiden sich Varianten durch mehrere Mutationen an verschiedenen Stellen des Virusgenoms.
Ersten Untersuchungen zufolge ist die britische Variante leichter von Mensch zu Mensch übertragbar als bisher zirkulierende Varianten. Hinweise auf eine verringerte Wirksamkeit der Impfstoffe gibt es bislang nicht. – Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege