Do. Apr 25th, 2024

Zwei Tage nach der Schließung einer illegalen Schule im unterfränkischen Röllbach hat das Landratsamt Miltenberg dem BR nun Details genannt. Eine kleine Zahl schulpflichtiger Kinder sei dort in einer stillgelegten Gaststätte unterrichtet worden.

Nach der Schließung einer illegalen Schule am Mittwoch in Röllbach im Landkreis Miltenberg hat das Landratsamt dem BR nun Details genannt. Demnach soll der Unterricht in einer stillgelegten Häckerwirtschaft, einer saisonal geöffneten Gaststätte, stattgefunden haben. Eine Handvoll schulpflichtige Kinder sei dort unterrichtet worden, alle aus dem Landkreis Miltenberg.

Rechtliche Gründe führten zur Schließung
Aktiv sei man geworden, weil der Unterricht in dem Gebäude einen baurechtlichen Verstoß darstelle. Die Betreiber hätten die Räume als Unterrichtsräume anmelden müssen, da es sich um eine ehemalige Häckerwirtschaft handle und nicht um eine Schule. Eine sogenannte Nutzungsänderung wurde jedoch nie beantragt. Außerdem hätte es nicht genügend Fluchtwege gegeben.

Schulkinder waren nicht an Regelschulen abgemeldet
Auch zum Thema Schulpflicht hat sich das Landratsamt Miltenberg geäußert: Die Kinder beziehungsweise Jugendlichen waren an ihren eigentlichen Schulen angemeldet und nicht abgemeldet. Deswegen müsse der Unterricht an einer dieser staatlich genehmigten Schulen erfolgen. Unbekannt ist aktuell noch, wie lange die Kinder bereits in der illegalen Schule unterrichtet wurden.

Landrat Scherf: Corona-Leugner-Milieu naheliegend
Ein erster Verdacht war wohl schon Anfang Dezember aufgekommen. Bei einer Durchsuchung wurden laut Landratsamt Miltenberg Schulutensilien gefunden. Außerdem ähnelten die Räumlichkeiten denen eines Klassenzimmers. Es sei naheliegend, dass der Personenkreis, der die illegale Schule betrieben hat, in Zusammenhang mit Corona-Leugnern und Gegnern der Corona-Maßnahmen steht, sagte Landrat Jens Marco Scherf (Grüne) dem Bayerischen Rundfunk.

Bürger wussten von illegaler Schule
Eine Anwohnerin berichtete zudem, dass die mutmaßliche „Querdenker-Schule“ in Röllbach bekannt gewesen sei und das Polizeiaufgebot in der 1.700 Einwohner-Gemeinde deswegen auch nicht überrascht hätte. Laut Polizeipräsidium Unterfranken waren die Polizeibeamten unterstützend vor Ort, um mögliche Auseinandersetzungen bei der Schließung regeln zu können. Man habe mit Widerstand gerechnet, hieß es. Über die nächsten Schritte und möglichen Konsequenzen für die Eltern und Betreiber entscheidet nun laut Polizei das Landratsamt Miltenberg.

Ähnliche Fälle in Rosenheim und Erlangen
Zuletzt waren vereinzelt mutmaßliche „Querdenker-Schulen“ entdeckt worden. Dort hatten Gegner der Corona-Maßnahmen und Corona-Leugner ihre Kinder selbst unterrichtet. Ende September wurde etwa ein solcher Fall im Landkreis Rosenheim bekannt und die „Schule“ durch die Behörden geschlossen. Auch in Erlangen laufen Ermittlungen rund um eine illegale Schule. – BR

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