Fr. Mrz 29th, 2024

2. Bürgermeisterin von Schrobenhausen

Frau Eberle, seit der Suspendierung des 1. Bügermeisters Josef Plöckl im Frühjahr 2005 sind Sie Chefin im Schrobenhausener Rathaus. Was haben Sie vorher gemacht?

Ich komme aus einem sozialen Beruf, hatte familienbedingt (vier Kinder) eine lange Berufsauszeit, war also zuhause, habe mich sehr stark im ehrenamtlichen und kirchlichen Bereich engagiert und dabei gespürt, dass es eine christlich-soziale Verantwortung ist, eine Gesellschaft mit zu gestalten, mit all den Problemen, die dabei auftauchen. Man kann nicht einfach sagen: Das sollen die anderen machen. Man muss bereit sein, sich selbst zu engagieren!

Was hat Sie in die Kommunalpolitik geführt?

Ich war sehr erstaunt, als ich vor neun Jahren im ersten Anlauf in den Stadtrat gewählt wurde. Dort habe ich auch das Amt der Sozial- und Gesundheitsreferentin übernommen, konnte viele im sozialen Bereich motivieren und vieles auf den Weg bringen. Nachdem ich bei der letzten Kommunalwahl nach dem Bürgermeister das zweithöchste Stimmenergebnis erzielt hatte, wurde ich als 2. Bürgermeisterin vorgeschlagen und gewählt. Seit der Suspendierung des 1. Bürgermeisters vor 1/2 Jahr bin ich hauptberuflich im Rathaus tätig.

Und wie gefällt Ihnen Ihr Job?

Es ist eine Fülle von Aufgaben, aber äußerst interessant. Meine Arbeit ist sehr abwechslungsreich und macht mir viel Freude. Ich setze auf das Miteinander im Stadtrat und in der Verwaltung. Sachthemen stehen im Vordergrund.

Haben Sie Familie?

Ich war 30 Jahre lang verheiratet, mein Mann ist vor vier Jahren plötzlich verstorben. Das war ein schwerer Schicksalsschlag, den ich verarbeiten musste. Aber aus der Kraft meines Glaubens habe ich wieder neuen Lebensmut gefunden. Ich habe vier Kinder zwischen 20 und 28 Jahren, zwei sind schon verheiratet und zwei leben noch zuhause. Die älteste Tochter ist Innenarchitektin, die zweite Erzieherin, mein Sohn studiert auf Lehramt und die jüngste Ergotherapie. Wir pflegen sehr unser Familienleben, besonders nach dem Tod meines Mannes war es wichtig, dass wir immer wieder gemeinsame Zeiten miteinander verbringen.

Was ist Ihre größte Schwäche?

Meine „Harmonie-Sucht“. Ich versuche ständig, ein bisschen mehr Harmonie herzustellen. Ich weiß sehr wohl, dass man es nicht jedem Recht machen kann und ich auch mal auf Konfrontation gehen muss, versuche aber immer, Brücken zu schlagen. Man muss nicht unbedingt Dinge laut anprangern – auch mit einer sehr bestimmten, gradlinigen Art lassen sich Wege finden.

Was sind Ihre Stärken?

Trotz Probleme und schwieriger Sachzwänge glaube ich immer an einen „guten Weg“ und lasse mich nicht so leicht beirren. Meine Lösungsstrategie ist, nach neuen Möglichkeiten zu suchen und neue Perspektiven zu eröffnen.

Welche Hobbys pflegen Sie?

Wenn ich ein bisschen Zeit habe, betätige ich mich im Garten, gehe spazieren oder lese ein Buch. In meiner Jugendzeit war ich sehr kreativ, hab alle meine Kleider selbst geschneidert, sehr viel gebastelt, getöpfert, geknüpft etc., auch später habe ich sehr viel mit meinen Kindern zusammen kreativ gestaltet.

Was planen Sie für die Zukunft?

Durch den Schicksalsschlag habe ich gelernt, die Zukunft nicht groß im Voraus zu planen, sondern einfach offen zu sein für den nächsten Tag, für neue Aufgaben.

Welche Zukunftsperspektiven hat Schrobenhausen?

Weil immer mehr Aufgaben von der Regierung an die Kommunen abgegeben werden, werden die finanziellen Belastungen immer größer. Trotzdem müssen wir unseren Pflichtaufgaben gerecht werden und Investitionen tätigen. Man muss eben Prioritäten setzen, was als nächstes dran kommt. Wir haben vor kurzem eine neue Fahrzeughalle für 1,6 Mio eingeweiht. Ein großes Thema ist auch die Hochwasserfreilegung zum Schutz der Bürger und der Stadt. Wir haben ein großes Gewerbegebiet an der Augsburger Straße geschaffen mit guter Anbindung an die B300 und an die Autobahnen und hoffen auf neue Firmen. Die Firma Sauermann hat sich vor kurzem angesiedelt, Arbeitsplätze geschaffen und expandiert weiter. Neben den Großbetrieben Bauer und Leinfelder haben wir auch die Firma Südstärke, die in ein Millionen-Projekt in Richtung Biodiesel investiert.

Im Schrobenhausener Einzelhandel sieht es wohl nicht gut aus oder?

Es ist eine besorgniserregende Erscheinung, dass einige Geschäfte in der City geschlossen sind. Wir haben aber einen aktiven Einzelhandel und –verband, die sich vermehrt zusammentun und mit Unterstützung der Stadt Aktionen planen. Gerade im Vergleich mit Ingolstadt müssen wir unsere Pluspunkte wie Parkplätze in der City, gute Qualität und Beratung, guter Service usw. besonders herausstellen.

Was tut sich im Bereich Kultur/Freizeit/Tourismus?

Für die Zukunft ist das ein wichtiges Standbein für Gastronomie und Einzelhandel. Wir müssen möglichst viele Besucher für unsere Stadt interessieren, haben sehr sehenswerte Museen und viele Radwegeverbindungen, die in SOB zusammenführen. Spargel und Lenbach sind jedoch unsere Aushängeschilder. Wir wollen in Kooperation mit den Nachbarstädten wie ND, PAF und AIC neue Ideen entwickeln.

Welchen Wunschtraum haben Sie?

Mehrere. Dass die Kommunen ihre Aufgaben zur Versorgung der Bürger mit allen sozialen Einrichtungen finanziell bewältigen und viele Menschen sich politisch und sozial interessieren, um miteinander neue Projekte auf den Weg bringen. „Die Mitverantwortung von vielen für das Gemeinwohl – das wäre mein Wunschtraum!!

Was ist das Wichtigste im Leben?

Dass man zu sich selber steht, zu den eigenen Stärken und Schwächen. Wichtig ist auch das Miteinander in der Familie, im Freundeskreis und in der Gemeinschaft. Daraus Kraft schöpfen und Verantwortung für die Welt, für die Gesellschaft, für Kirche und Staat zu übernehmen – das ist unsere Lebensaufgabe!

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