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Eichstätt, 14. Juli 2023 (upd) – Ob in öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten oder bei Privatsendern, in Zeitungs- und Onlineredaktionen oder in Pressestellen: Absolventinnen und Absolventen der Eichstätter Journalistik arbeiten im ganzen Land in Medienhäusern und Unternehmen – und manche auch als Korrespondenten im Ausland. Der Studiengang an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) blickt in diesem Semester auf sein 40-jähriges Bestehen zurück. Seit Beginn des Lehrbetriebs 1983 wurden insgesamt 1058 Nachwuchsjournalisten ausgebildet. Bei einer Jubiläumsveranstaltung am 21. Juli wird die Vergangenheit und die Zukunft der Journalistenausbildung in den Blick genommen.

Es war gewissermaßen ein Leitprogramm für die Journalistenausbildung in Eichstätt, was der damalige ZDF-Intendant Dieter Stolte den Studierenden und Lehrenden im Februar 1988 mit auf den Weg gab: Journalisten benötigten „neben der fachlichen Ausbildung eine besondere Schulung des Verantwortungsgefühls“, sagte Stolte bei der Einweihung des neu errichteten Medienhauses des Studiengangs. Der Journalist übe „ein Wächteramt aus für die Wahrhaftigkeit der Informationen und für die Einhaltung und Erhaltung der freiheitlichen und demokratischen Grundwerte“, so Stolte weiter. „Dieses Wächteramt darf ihn jedoch nicht dazu verleiten, sich das Richteramt anzumaßen und höchstinstanzliche Urteile im Streit der Meinungen zu fällen. Zwar erfordert Verantwortung auch immer Parteinahme, aber eine solche, die sich objektiven Werten verpflichtet weiß.“

Im Untergeschoss des für 4,5 Millionen Mark errichteten Medienhauses hatten sich zahlreiche Ehrengäste eingefunden, um den Festvortrag Stoltes zu hören. Gekommen waren sie aber auch wegen der preisgekrönten Architektur Karl Josef Schattners – das Gebäude erhielt mit dem Mies van der Rohe Award den renommiertesten europäischen Architekturpreis – und um die moderne Technik zu bestaunen. Ein „mit allen erdenklichen technischen Raffinessen und dem Know-how des Bayerischen Rundfunks ausgestattetes Fernsehstudio“, schrieb der „Donaukurier“, und Studiotechniker Robert Thaller berichtete stolz der Zeitung: „Wir haben 58 Kilowatt Licht hier.“

Mit der Eröffnung des modernen Medienhauses richtete sich das Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit, der Medienwelt und der Kommunikationswissenschaft auf den Studiengang, der seinen Lehrbetrieb bereits fünf Jahre zuvor begonnen hatte. Seit der Gründung der Katholischen Universität 1980 war die Hochschulleitung bemüht, das noch stark vom Lehramtsstudium und der Theologie dominierte Angebot um weitere Fächer zu ergänzen und so das Profil der KU zu erweitern. Die Journalistik sollte ein Studiengang werden, der Studierende aus dem ganzen Bundesgebiet nach Eichstätt lockte – ein Plan, der aufging. Doch die Anfänge mit 15 Studierenden im Sommersemester 1983 waren teilweise improvisiert. Untergebracht war die Journalistik zunächst im ehemaligen Krankenhaus von Eichstätt, ehe das sanierte ehemalige Waisenhaus und kurz darauf das Medienhaus mit Studios und Lehrredaktion bezogen werden konnten.

Auch personell war der Studiengang anfangs knapp ausgestattet. Es gab zunächst nur einen Lehrstuhl, den Jürgen Wilke besetzte. Sein Bewerbungsvortrag mit dem Titel „Paradoxien der Journalistenausbildung“ warf einen Blick auf die Situation der noch jungen universitären Disziplin. Nach den Journalistik-Studiengängen in München und Dortmund, die in den 1970er Jahren eingerichtet wurden, war Eichstätt erst der dritte Hochschulstandort mit einem solchen Diplomstudiengang in Westdeutschland – die KU gehörte also zu den Pionieren. Der Journalistenausbildung an einer Universität wurde damals jedoch nicht nur in Eichstätt mit einer gewissen Skepsis begegnet. Es gab Vorbehalte der akademischen Welt, eine praktische Ausbildung Medienschaffender an der Uni sei nicht wissenschaftlich genug. Und in den Redaktionen wiederum begegnete man den ersten Absolventen zuweilen mit Reserviertheit, wurde den Hochschulen doch Praxisferne und zu große Theorielastigkeit unterstellt. Manche waren gar überzeugt, journalistische Qualität sei eine Frage der Begabung, zum Journalist müssen man „geboren“ sein. Heute sind unter den Chefredakteuren und Ressortleiterinnen selbst viele Journalistik-Absolventen, die um die Qualität dieses Ausbildungsweges wissen.

Und dann waren da noch die Vorbehalte gegen den Standort Eichstätt. „In München standen die Kübel voll Hohn schon bereit angesichts der Idee, in der ‚Medienstadt‘ Eichstätt einen solchen Studiengang zu gründen“, erinnert sich Walter Hömberg, der in der Geburtsphase des Eichstätter Studiengangs Assistent an der LMU war und 1988 Nachfolger von Jürgen Wilke in Eichstätt auf dem Lehrstuhl für Journalistik I wurde. Jedoch habe der Studiengang in der Medienwelt und innerhalb der wissenschaftlichen Community rasch an Ansehen gewonnen, sagt Hömberg. Er verweist auf die Kontakte zu erfahrenen Praktikern, die Jahr für Jahr als Lehrbeauftragte nach Eichstätt kommen. „Wir haben die Medienwelt aus ganz Deutschland nach Eichstätt geholt“, sagt Hömberg.

Und dann ist da noch die wissenschaftliche Expertise, die sich der Studiengang erworben hat. Mehr als ein Dutzend Nachwuchswissenschaftler, die in der Eichstätter Journalistik promovierten, haben heute Professuren inne. Auch standen Eichstätter Journalistik-Professoren mehrmals an der Spitze der über tausend Mitglieder zählenden Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, so auch der aktuell amtierende Vorsitzende Klaus Meier. Er trat im Jahr 2011 die Nachfolge von Hömberg in Eichstätt an. Mit insgesamt fünf Lehrstühlen und Professuren, darunter eine neu geschaffene Junior-Professur für Digitalen Journalismus und eine Stiftungsprofessur, die sich insbesondere mit der Darstellung des Themas Migration in Medien und Öffentlichkeit befasst, ist der Studiengang im Jubiläumsjahr personell so stark aufgestellt wie nie zuvor.

Im Grundsatz ist das Konzept des Studiengangs seit der Einrichtung unverändert geblieben. Das Curriculum verbindet die Vermittlung wissenschaftlicher Fachkompetenz über Kommunikation und die Medienwelt mit dem Erlernen des journalistischen Handwerkszeugs für verschiedene Medienarten, ergänzt um den Erwerb von Sachkompetenz in den Feldern Politikwissenschaft, Soziologie sowie weiteren frei wählbaren Nebenfächern. Der Studiengang habe dabei die Kommunikationswissenschaft immer mit Bezug zur Praxis verstanden, betont Klaus Meier. „Es ging nie um eine Vermittlung von Theorie ohne Anwendungsbezug, sondern darum, mit Hilfe der Theorie Probleme zu beschreiben und zu analysieren.“

Trotz dieser Konstanten hat sich der Studiengang in 40 Jahren stark gewandelt – wie der Journalismus auch. Die ersten Studierenden verfassten ihre Berichte noch auf der Schreibmaschine, produzierten Radiobeiträge mit der Bandmaschine und wuchteten sich Koffer-große Kameras auf die Schulter. Heute lässt sich technisch vieles allein mit einem Smartphone produzieren. „Unsere Studierenden müssen sich darauf einstellen: Was sie heute über Medien und das journalistische Handwerkszeug lernen, das ist endliches Wissen – der Beruf wird sich ständig weiterentwickeln“, sagt Klaus Meier. Für die Studierenden und den Studiengang sei Innovationsfähigkeit die wichtigste Anforderung. Auch die thematischen Angebote zur Spezialisierung haben sich im Laufe der Zeit verändert: Anfangs konnten die Studierenden zwischen Schwerpunkten wie Lokaljournalismus und Public Relations wählen, erst vor kurzem starteten die beiden neuen Vertiefungsfelder „Nachhaltigkeit und Umwelt“ sowie „Data Science“. Unverändert blieb die Ausrichtung der praktischen Ausbildung auf alle Medienzweige, die zur crossmedialen Denk- und Arbeitsweise weiterentwickelt wurde. Auch der internationalen Perspektive wurde von Beginn an ein besonderes Augenmerk geschenkt. So konnten die ersten Jahrgänge einen thematischen Schwerpunkt im Bereich Lateinamerika belegen. Später war die Journalistik der erste Studiengang der KU, der ein verpflichtendes Auslandssemester ins Lehrprogramm aufnahm. Der Studiengang pflegt eigene Kooperationen, darüber hinaus können die Studierenden auf das Netzwerk der KU mit mehr als 300 Partnerhochschulen weltweit zurückgreifen.

Nach der Einführung des Bachelorstudiengangs im Jahr 2008 wurde die Zahl der Studienplätze von 25 pro Jahrgang auf 50 verdoppelt. Hinzu kam 2010 der Masterstudiengang mit dem Schwerpunkt Innovation und Management, der sich insbesondere an junge Medienmacher richtet, die vorhaben, neue Medienformate und -strategien zu entwerfen oder durch studienbegleitende Forschung zu evaluieren. Dabei arbeitet der Studiengang in Projekten eng mit Redaktionen zusammen. „Es ist eines unserer Ziele, den Medienwandel wissenschaftlich zu begleiten – im kontinuierlichen Austausch mit der journalistischen Praxis“, sagt Friederike Herrmann, seit 2012 Journalistik-Professorin in Eichstätt und derzeit Fachsprecherin. Neben der Vermittlung berufspraktischer Kompetenzen sei es dem Studiengang nachwievor besonders wichtig, den Studierenden das Bewusstsein für die bedeutsame Rolle des Journalismus zu vermitteln, betont Herrmann: „Journalistinnen und Journalisten, die frei und unabhängig berichten, sind ein Grundpfeiler der Demokratie.“ Das hatte auch schon ZDF-Intendant Stolte den Studierenden vor 35 Jahren ins Stammbuch geschrieben, als er auf die bedeutsame Rolle der Medien in einer freiheitlichen Gesellschaft verwies und diese als Ausdruck für den Zustand und die Qualität einer Demokratie interpretierte: „Sie tragen damit auch selbst ein hohes Maß an gesellschaftlicher Verantwortung.“

Das Jubiläumsprogramm
Das Jubiläum des Studiengangs wird mit einem zweitägigen Programm an den beiden letzten Tagen des Sommersemesters begangen. Am Donnerstag, 20. Juli, präsentiert der Fachbereich ab 16 Uhr in der Aula der KU die diesjährige Ausgabe des crossmedialen Magazins „Einsteins“. Die Bachelor-Studierenden des dritten Semesters haben sich in diesem Jahr journalistisch mit dem Thema „Schönheit“ beschäftigt und Beiträge für eine Fernsehsendung, den Online-Auftritt und die Social Media-Kanäle von „Einsteins“ produziert. Um 18 Uhr werden 44 Absolventinnen und Absolventen der vergangenen beiden Semester bei einem Festakt verabschiedet.

Der Jubiläumsfestakt findet am Freitag, 21. Juli statt. Beginn ist um 14 Uhr. Zunächst werden die drei zuletzt neuberufenen Journalistik-Professorinnen Karin Boczek (Digitaler Journalismus), Liane Rothenberger (Medien und Öffentlichkeit mit dem Schwerpunkt Migration) und Annika Sehl (Journalistik mit dem Schwerpunkt Medienstrukturen und Gesellschaft) kurze Antrittsvorträge halten. Dabei geht es um „die Bedeutung von Social-Media-Plattformen für den digitalen Journalismus“, die Schnittmengen von „Medien und Migration in Forschung, Lehre und Transfer“ sowie den „Öffentlich-rechtlichen Rundfunk im Wandel“. Anschließend wird Journalistik-Professor Klaus Meier in seinem Festvortrag „Eichstätter Journalistik – Tradition und Zukunft“ einen Blick in die Vergangenheit und auf die künftigen Anforderungen einer universitären Journalistenausbildung werfen. Von 16:00 bis 17:30 Uhr gibt es mehrere Workshops und Führungen zur Auswahl, darunter eine Gesprächsrunde mit Absolventinnen und Absolventen („Was hat sich im Journalismus in 40 Jahren verändert?“), eine Ausstellung zur Medien- und Rundfunktechnik früherer Zeiten der Journalistenausbildung oder eine Krimiführung durch Eichstätt mit dem Journalistik-Absolventen und Buchautor Richard Auer. Später am Abend findet eine Geburtstagsparty für Studierende, Ehemalige und Freunde des Studiengangs statt, ausgerichtet vom Alumniverein des Studiengangs. – Constantin Schulte Strathaus, KU Eichstätt-Ingolstadt

Weitere Informationen unter www.ku.de/slf/journalistik.

 

 

Bildinformation „Journalistik 1“: Journalistik-Studierende bei der Aufnahme einer Moderation im Fernsehstudio der Universität (Foto: Christian Klenk)

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