Fr. Apr 19th, 2024

Geschenkefieber Fehlanzeige: Am zweiten Adventssamstag ist der Kundenansturm in den Geschäften ausgeblieben. Corona-Maßnahmen, Verunsicherung und das Wetter waren wohl die Gründe. Und bald muss der Handel in Bayern noch dazu die 2G-Regel umsetzen.

München – Am zweiten Adventssamstag sind die Kundenströme in den bayerischen Geschäften ausgeblieben. „Von Geschenkfieber keine Spur“, sagte Bernd Ohlmann, Geschäftsführer des Handelsverbands Bayern. Alles in allem seien um die 40 Prozent weniger Kunden gekommen als an einem „normalen“ zweiten Adventssamstag wie vor der Pandemie. Daran hatte aber laut Ohlmann wohl auch das schlechte Wetter einen Anteil. „Wir hatten uns mehr ausgerechnet“, sagt der Handelsexperte.

Unwissenheit und Unsicherheit bei vielen
Gerade mit Blick auf die anstehende Einführung der 2G-Regelung (geimpft oder genesen) im Handel habe man gehofft, dass jene Kunden, die künftig nicht mehr kommen könnten, die Chance noch zum Shopping nutzten. Allerdings sei die Verunsicherung insgesamt groß. „Viele haben schon heute mit ihren Impfpässen gewunken. “

Die anstehenden Verschärfungen sind das eine – die bestehenden Regeln das andere. Schon seit mehr als einer Woche gelten in Bayern neue Regeln, was die maximale Kundenzahl pro Verkaufsfläche betrifft. In Hotspots (Inzidenz von über 1.000) etwa heißt es: höchstens ein Kunde auf 20 Quadratmeter Verkaufsfläche. Sonst sind es 10 Quadratmeter.

Weihnachtsshopping immer öfter online
Ohlmann erwartet, dass sich ein noch größerer Anteil des Weihnachtsgeschäfts ins Internet verlagern wird. Bislang hatte der Handelsverband ein Gesamtvolumen von 14,2 Milliarden Euro prognostiziert, davon 2,3 Milliarden Euro im Onlinehandel. Nun werde der Onlineanteil eher Richtung 3 Milliarden Euro gehen. „Das geht natürlich zu Lasten des stationären Handels“, warnte er. Auch wenn viele Händler ihr Onlinegeschäft ausgebaut hätten.

Etwas Hoffnung hat Ohlmann mit Blick auf die kommenden Wochenenden. Vielleicht warteten manche Geimpfte noch ab. Doch bis dahin „glühen die Tastaturen in den bayerischen Wohnzimmern“ beim Weihnachtseinkauf.

Auch in anderen Bundesländern fehlen die Kunden
Auch in den anderen Bundesländern waren viele Einzelhändler enttäuscht, weil der erhoffte Kundenansturm ausblieb. In vielen Bundesländern gelten bereits die 2G-Regeln für den Einzelhandel – seit Samstag etwa in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg ebenso wie in Rheinland-Pfalz, Hamburg und Schleswig-Holstein.

Am Sonntag beziehungsweise am Montag kommen dann weitere Länder hinzu, darunter neben Hessen zum Beispiel auch Sachsen-Anhalt als letztes Bundesland im Osten – anderswo im Osten galt eine solche Regel schon vor den Bund-Länder-Beschlüssen. In Bayern und Niedersachsen sollen entsprechende Regelungen Mitte kommender Woche in Kraft treten.

Viele Läden auch für Ungeimpfte offen
Die bayerische Staatsregierung will so den Geschäften noch Vorlauf- und Vorbereitungszeit geben, ehe die Shopping-Optionen für Ungeimpfte rarer werden. Zugleich wird es nicht leichter, den Überblick zu behalten. Denn es gibt Ausnahmen. So dürfen auch Ungeimpfte weiterhin in Läden des täglichen Bedarfs einkaufen. Zu diesen Läden gehören.

Lebensmittelhandel einschließlich Direktvermarktung
– Getränkemärkte
– Reformhäuser
– Babyfachmärkte
– Apotheken
– Sanitätshäuser
– Drogerien
– Optiker
– Hörakustiker
– Tankstellen
– Stellen des Zeitungsverkaufs
– Buchhandlungen
– Blumenfachgeschäfte
– Tierbedarfsmärkte
– Futtermittelmärkte
– Bau- und Gartenmärkte (auch der Weihnachtsbaumverkauf)
– und der Großhandel

Dass vielerorts schon jetzt Alkoholverbote gelten und in der Gastronomie die Sperrstunde bei 22 Uhr liegt, macht es den Händlern, Verkäufern und Shoppingzentren nicht leichter. Während früher viele das Einkaufen mit einem Besuch am Weihnachtsmarkt verknüpft haben, ist dies heuer nicht möglich. Weihnachtsmärkte sind bayernweit untersagt. Der finanzielle Schaden für die dortigen Aussteller ist groß, die Politik will ihnen finanziell unter die Arme greifen.

Handelsverband fordert Entschädigungen
Nicht nur bayernweit machen sich die Folgen der bestehenden Einschränkungen bemerkbar. Auch bundesweit deutet sich bei vielen Händlern ein dickes Minus an. Um die Folgen der Einführung von 2G-Regeln zu kompensieren, fordert der Handelsverband Deutschland (HDE) von der Bundesregierung zusätzliche Hilfen.

„Bereits heute muss in den Bundesländern, die bereits eine 2G-Regelung für den Handel eingeführt haben, ein Umsatzverlust in den betroffenen Unternehmen von bis zu 35 Prozent festgestellt werden. Im Innenstadthandel sind die Kundenfrequenzen um fast 40 Prozent zurückgegangen“, schrieb HDE-Präsident Josef Saint-Johanes in einem Brief an die geschäftsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den voraussichtlichen nächsten Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Ziel müsse es sein, „die zu befürchtenden Verluste möglichst schnell und fair abzufedern“. Dafür reichten die bestehenden Entschädigungsregelungen bei weitem nicht aus.

Christbäume kaum teurer als im vergangenen Jahr
Gute Nachrichten gibt es immerhin für alle, die bereits einen Christbaum gekauft haben oder das in den nächsten Tagen vorhaben. Die Preise sind hier ungeachtet der sonst hohen Inflation im Vergleich zu den Vorjahren stabil geblieben. Der Meter Nordmanntanne kostet laut bayerischem Agrarministerium zwischen 18 und 25 Euro.

Ministerin Michaela Kaniber wirbt übrigens für den Kauf heimischer Bäume: Dies stärke die regionale Wirtschaft, schaffe Arbeitsplätze und vermeide umweltbelastende Ferntransporte. Weitaus die meisten Bürgerinnen und Bürger kauften – womöglich auch deshalb – in der Vergangenheit einen bayerischen Baum. In der Regel direkt vor Ort. Und davon profitieren dann auch die Händler. – BR

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