Mi. Apr 24th, 2024

Am Ende des vergangenen Ausbildungsjahres stand fest: nicht allen Bewerbern konnte ein Ausbildungsplatz angeboten werden. Diese Entwicklung hat sich weiter verschärft.
In der offiziellen Statistik für Bayern bestand Ende Juli eine Lehrstellenlücke von rund 18.000. Höchste Zeit also zum Handeln, trotz enorm schwieriger Rahmenbedingungen. Der Bund der Selbständigen/DGV hat wie im Vorjahr seine Mitgliedsunternehmen befragt, unter anderem mit dem Ziel, noch nicht besetzte Lehrstellen zu ermitteln. Ca. 560 Unternehmen haben sich an der Umfrage beteiligt mit folgendem Ergebnis:

Motive für die Einstellung eines Lehrlings
Die Ausbildung eigener Mitarbeiter (90 %), sowie die gesellschaftliche Verantwortung (66 %) stehen an der Spitze. Weit abgeschlagen folgt dann erst der konkrete, betriebswirtschaftliche Nutzen (25 %). Dieses Ergebnis zeigt, dass viele Unternehmen ihre Auszubildenden nach der Lehre auch übernehmen wollen. Ein sehr positiver Aspekt!

Ausbildungshindernisse
Als Ausbildungshindernisse wurden an erster Stelle die hohen Kosten (60 %) genannt. So muss lt. Bundesinstitut für Berufsausbildung ein Ausbildungsbetrieb im Durchschnitt 8.700 Euro jährlich zuschießen, um einen Ausbildungsplatz anbieten zu können. Als weitere Gründe wurden die geringe Präsenz am Arbeitsplatz (53 %) wegen des Berufsschulbesuches und der bürokratische bzw. administrative Aufwand (36 %) genannt. Das sind deutliche Signale in Richtung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

Schwierige Suche nach Lehrlingen
Trotz des großen Angebots an Schulabgängern sind die Probleme nicht vom Tisch. Es ist nach wie vor für fast jeden zweiten Betrieb (45 %) schwierig, geeignete Lehrlinge zu finden. 84 % der Firmenchefs monierten, dass die Bewerber nicht ausreichend qualifiziert seien. So kann sich ein Bewerber mit guten Noten und gewisser Flexibilität bei der Auswahl der anvisierten Berufe mindestens unter vier Ausbildungsplatz-Angeboten entscheiden. Mit sehr guten Noten ist die Auswahl noch größer, während sich Bewerber mit schlechten Noten überaus schwer tun. Zum Glück gibt es auch Firmen-Chefs, die mehr Wert auf die Persönlichkeit und das Engagement eines Bewerbers legen. D.h. die Jugendlichen sollten beim Berufspraktikum, sowie beim Vorstellungsgespräch einen guten Eindruck hinterlassen. Doch auch hier hapert es: 40 % der Unternehmen bemängelten das schlechte Auftreten und Erscheinungsbild. Mit anderen Worten: Die Lehrstellenproblematik beginnt nicht erst am Ausbildungsmarkt, sondern schon viel früher in der Schule und im Elternhaus, wo den Kindern und Jugendlichen Tugenden wie Ordnung, Pünktlichkeit, Höflichkeit und Fleiß nahe gebracht werden sollten.

Gemeinschaftsaufgabe Ausbildung
Die Verantwortung für Ausbildung endet nicht am Firmentor. Elternhaus, Schulen, Staat, Gewerkschaften und an vorderster Stelle die Bewerber selbst müssen „mit-rudern“, damit der Ausbildungsmarkt sich zum Positiven wendet. Daher hat die Bayerische Staatsregierung und die Wirtschaft die Kampagne „fit for work – unsere Zukunft: 1 +“ ins Leben gerufen, um zusätzliche Ausbildungsplätze zu schaffen. Im Internet unter www.fit-for-work.info wird über Projekte und Veranstaltungen berichtet und Informationen transparent gemacht. Daneben ist eine Koordinierungsstelle eingerichtet, wohin sich Ausbildungsplatzsuchende und Betriebe wenden können: Koordinierungsstelle „Fit for work – unsere Zukunft 1*+“, Max-Joseph-Str. 5, 80333 München, Tel. 089/55178-393, Fax 089/55178-366, E-Mail: fitforwork@mbw-bayern.de

Jetzt aber ran!
Wer nächstes Jahr die Schule verlässt, sollte sich mit seiner Bewerbung beeilen, denn viele Betriebe treffen jetzt schon eine Vorauswahl hinsichtlich der Einstellung ihrer Azubis für 2005! Und wie erfährt man von offenen Ausbildungsplätzen? Man sollte sich nicht unbedingt nur auf die Bundesagentur für Arbeit verlassen. Lieber selbst bei einigen Firmen anrufen und sich erkundigen, sowie alle Verwandten, Bekannten, Freunde und Vereinskameraden bei deren Arbeitgeber nachfragen lassen, ob dort Lehrlinge eingestellt werden, und ob sie „ein gutes Wort“ für dich einlegen würden. Denn: „Vitamin B“ (= Beziehungen) schadet bei Bewerbungen nie…. Viel Erfolg!

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