So. Dez 8th, 2024

1. Bürgermeister Ernst Gebert im Interview

Herr Bürgermeister Gebert, was haben Sie seit unserem letzten Besuch vor zwei Jahren auf den Weg gebracht?
Viele Aufgaben wurden in Angriff genommen und abgearbeitet. Wir haben viel investiert. Die örtliche Infrastruktur wurde vielfältig weiter ausgebaut und damit die Lebensqualität unserer Bürger optimiert.

Was passiert derzeit in der Gemeinde?
Aktuell planen wir die Ertüchtigung des Brandschutzes im Schulgebäude unserer Grund- und Mittelschule. Bis Juli 2011 sollen die Umbau- und Erweiterungsarbeiten für das „neue Feuerwehrhaus“ an der Monheimer Straße abgeschlossen sein. Dann hat die Stützpunktfeuerwehr Rennertshofen ein zukunftorientiertes Feuerwehrhaus, das seinesgleichen suchen wird. Heuer wurden auch Hochwasserschutz maßnahmen (voraussichtlich 625.000 Euro) im OT Hütting umgesetzt. Außerdem haben wir bereits mit den Erschließungsarbeiten (rd. 500.000 Euro) für unsere 29 neuen gemeindlichen Bauplätze im OT Stepperg begonnen und wollen sie bis Ende Mai beenden. Der attraktive Grundstückspreis liegt bei 40 Euro/qm, einschließlich Erschließungskosten bei ca. 66 Euro/qm. Die ersten Bauplätze haben wir schon verkauft.

Stimmt es, dass sich die Ausrichtung der Häuser dort an der Sonne orientiert?
Ja. Wir sind die erste Gemeinde im Landkreis, die solaroptimierte Bauplätze ausgewiesen hat und anbietet. Bauherren können somit die Sonnenenergie voll ausnutzen.

Sie haben also eine zukunftsorientierte Energiegewinnung gleich mit eingeplant?
Ja. Und nicht nur hier. Wir haben auch ein Bürger-Solarkraftwerk geschaffen. Auf drei gemeindlichen Gebäuden wurden Photovoltaik-Anlagen installiert. Bürger konnten Anteile zeichnen aus einem Kontingent in Höhe von 165.000 Euro. Die Nachfrage war so groß, dass wir sogar das Losverfahren anwenden mussten, um eine gerechte Verteilung vornehmen zu können. Weitere gemeindliche Gebäude haben wir ins Gespräch gebracht, u.a. den Gemeindestadel im OT Emskeim, wo das Dach erneuert wird. Ins Auge gefasst wurde auch das „neue Feuerwehrhaus“ in Rennertshofen. Das Hauptgebäude hat zwar eine Nord-Südausrichtung, dennoch wird geprüft, ob es aufgrund neuerer Technik nicht doch geeignet ist.

In Rennertshofen tut sich was. Auch ein Hotel ist geplant?
Das Ehepaar Bircks wird in der Marktstraße ein unter Denkmalschutz stehendes Gebäude zu einem Cafe mit Übernachtungsmöglichkeiten umbauen. Zudem wird auch ein zweiter Bautrakt errichtet, um weitere Übernachtungsmöglichkeiten zu schaffen. Der Markt Rennertshofen fördert dies im Rahmen der Städtebauförderung mit 40.000 Euro Zuschuss, der Freistaat Bayern mit 60.000 Euro. Es wird eine Aufwertung des Ortsbildes, wenn dieses alte, unter Denkmalschutz stehende ehemalige „Meierhofer-Anwesen“ eine Renovierung und Sanierung erfährt.

Wie sieht es momentan mit der gemeindlichen Pro-Kopf-Verschuldung aus?
Die liegt nominal bei 62 Euro, die tatsächliche Zins- und Tilgungsleistung, die wir aufbringen müssen, liegt bei nur 17 Euro.

Was haben Sie in der nächsten Zeit noch vor?
Die Neugestaltung der Marktstraße im Rahmen von Städtebau-Fördermaßnahmen steht auf der Agenda, für die es bis zu 60 % Zuschuss vom Freistaat Bayern gibt. Wir bereiten eine Bürgerver¬sammlung vor, um Bedenken sowie Anregungen gemeinsam zu diskutieren, wie die künftige Gestaltung aussehen soll: ob Pflasterung der Parkplätze und Gehwege, welche Beleuchtung, ob Begrünung oder nicht, usw. Bevor wir jedoch mit Maßnahmen beginnen, muss zuerst der Kanal innerhalb der beiden Markttore erneuert werden. Kostenvolumen rund 460.000 Euro.

Den Radtouristen, die auf dem Donauradweg und dem Urdonautal-Radweg durch Rennertshofen kommen, bietet sich eine besonders schöne Atmosphäre.
Wir haben ein vielfältiges, abwechslungsreiches und schönes Gemeindegebiet mit landschaftlichen Besonderheiten, Sehenswürdigkeiten und vielen Baudenkmälern. Wir wollen diese auch im Rahmen der touristischen Produktentwicklung noch mehr zur Geltung bringen. Es ist geplant, bei den Mauerner Höhlen ein Informationszentrum zu errichten, das auf die Historie hinweist wie z.B. die Besiedelungsgeschichte sowie auf die Neandertaler vor 70.000 Jahren oder auf die Besonderheiten im Urdonautal („Steinerner Mann“ bei Ellenbrunn, Burgruine in Hütting, usw.)

Rennertshofen ist die einzige Gemeinde im Landkreis, die ein Kino besitzt.
Leider ist der Kinobesitzer Fritz Appel (77 Jahre) heuer im Januar verstorben. Damit ist auch das Kino verloren gegangen. Es hatte einen besonderen Charme und ist ein kultureller Verlust. Ich war ein Fan und bin gerne dort hingegangen, soweit die angebotenen Filme meinen Interessen entsprachen. Fritz Appel war ein Idealist. Obwohl die Konkurrenz (Multiplexkinos, 3D-Filme) immer stärker wurde, hatte er sich nie entmutigen lassen und bis kurz vor seinem Tod immer noch Filme vorgeführt.

Was haben Sie auf längere Sicht in Planung?
Einer der Schwerpunkte wird die Sanierung der Abwasseranlagen in den OT Riedensheim, Ammerfeld, Emskeim und Altstetten sein. In Riedensheim (Bauvolumen ca. 520.000 Euro) sollen bis zum Jahresende die wichtigsten Maßnahmen (Ergänzung des Trennsystems) umgesetzt sein; die Abwasseranlagen in den anderen drei Ortsteilen (geschätztes Gesamt-Bauvolumen ca. 2,7 Mio. Euro) bis 2013/2014. Zur Zeit sind wir auch in der Planungsphase für ein neues Feuerwehrhauses im OT Riedensheim.

Wie sieht es im Bereich Kindergarten und Schule aus?
Wir haben zwei Kindergärten: Den Stammkindergarten an der Ussel und den „Post“-Kindergarten. Insgesamt werden 129 Kinder in 6 Gruppen pädagogisch gut betreut. Seit 1.8.2010 haben wir den Status einer Grund- und Mittelschule. Wir waren die erste Kommune, die mit der Hauptschule in Neuburg einen Kooperationsvertrag geschlossen hat. Die Schulentwicklung verfolge ich sehr kritisch und habe die Befürchtung: Die Entwicklung ist nur ein verlangsamtes Sterben der Hauptschulen. Ich hoffe nicht, dass dies eintritt. In den nächsten Jahren werden auch bei uns die Schülerzahlen weiter zurückgehen. Im laufenden Schuljahr haben wir rd. 300 Schüler in 13 Klassen. Im kommenden Schuljahr werden wir nur noch 11 Klassen haben. Neben der demographischen Entwicklung spielen natürlich auch die Übertrittquoten an weiterführende Schulen eine entscheidende Rolle. All das führt dazu, dass die örtlichen Haupt-/Mittelschulen ausgedünnt werden.

Wie sieht die Situation beim Gewerbe aus?
Unsere geographische Lage ist nicht ganz so attraktiv, denn bei uns führt unmittelbar keine Bundesstraße oder Autobahn vorbei. Wir haben eine stattliche Anzahl an mittelständischen Betrieben, zahlreiche Handwerksbetriebe und Geschäfte. Die Grundversorgung der Bevölkerung ist in Rennertshofen vorhanden. Heuer soll ein Verbrauchermarkt (Vollsortimenter) an der Neuburger Straße errichtet werden. Mit Freude beobachten wir, dass örtliche Firmen expandieren. Für ansiedlungswillige Betriebe haben wir aber noch freie Gewerbeflächen.

Was fehlt Ihnen noch im Bereich Handwerk?
Ich würde mir u.a. noch einen Fliesenleger und einen Raumausstatter wünschen.

Was wünschen Sie unseren Lesern?
Dass die brennessel weiterhin ihre Berichterstattung in dieser pointierten Vielfältigkeit fortsetzt. Denn sie macht Freude, wird gern gelesen und angenommen.

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