Di. Mrz 19th, 2024

KKH: Weniger FSME-Impfungen trotz höherem Risiko – Wissen ist die beste Waffe

Ingolstadt – Zecken sind kleiner als ein Stecknadelkopf, und doch kann ihr Stich große Folgen für unsere Gesundheit haben – und das nicht mehr nur im Süden Deutschlands oder im Frühsommer. Durch den Klimawandel siedeln sich in Deutschland neue Arten an, und alteingesessene Varianten werden in neuen Regionen und das gesamte Jahr über aktiv. Dabei können diese Parasiten Krankheitserreger übertragen wie zum Beispiel die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), Borreliose oder neuerdings auch Fleckfieber.

Etwa einer von hundert Zeckenstichen führt in Deutschland zu einer Borreliose. Neben grippeähnlichen Beschwerden wie Fieber und Gliederschmerzen ist ein typisches Zeichen für diese bakterielle Erkrankung eine ringförmige Hautrötung, die in der Mitte blasser ist als am Rand. „In dem Fall gleich zum Arzt gehen – egal, ob man sich an einen Zeckenstich erinnert oder nicht“, appelliert Dr. Sonja Hermeneit, Ärztin bei der KKH Kaufmännische Krankenkasse. „Denn im Frühstadium kann die Borreliose mit Antibiotika behandelt werden.“ Anders sieht es bei FSME aus, die von Viren verursacht wird. „Ist diese Erkrankung einmal ausgebrochen, können nur noch die Beschwerden gelindert werden“, erklärt Hermeneit.

In 70 bis 95 Prozent der Fälle bleibt es zwar bei grippeähnlichen Symptomen, Fieber oder Kopfschmerzen, aber die Erkrankung kann auch schwer oder sogar tödlich verlaufen. „Spätfolgen können chronische Kopfschmerzen, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen oder Lähmungen sein“, warnt Hermeneit. Die gute Nachricht: Gegen FSME gibt es eine Impfung. Doch immer weniger Menschen entscheiden sich trotz steigendem Risiko für FSME dafür, wie Daten der KKH zeigen. Demnach ging die Quote der FSME-Impfungen von 2019, dem Vor-Corona-Jahr, auf 2021 bundesweit um 26 Prozent zurück, bei Frauen mehr als bei Männern (minus 27 zu minus 24 Prozent). Zu den möglichen Gründen für den deutlichen Rückgang zählen die Konzentration auf die Corona-Impfungen und die damit verbundene Sorge, den Körper mit anderen Impfungen unnötig zu belasten, sowie weniger Arztbesuche aufgrund des pandemiebedingten höheren Ansteckungsrisikos.

Klimawandel erhöht Infektionsrisiko
Wie Borreliose kann auch FSME theoretisch durch Zecken in ganz Deutschland übertragen werden. Praktisch treten die meisten Fälle jedoch in FSME-Risikogebieten auf. Dazu zählen laut Robert Koch-Institut vor allem Baden-Württemberg und Bayern. Das spiegeln auch die Daten der KKH wider. Von den insgesamt 174 FSME-Fällen in 2021 entfallen allein 63 auf Bayern und 40 auf Baden-Württemberg. Zu den weiteren Risikoregionen zählen Teile unter anderem von Brandenburg, Hessen, Sachsen und Thüringen. Immer neue Regionen kommen hinzu. „Das geht auch auf das Konto des Klimawandels“, sagt Ärztin Hermeneit. „Wir haben mehr milde Winter, im Frühjahr oft schon hochsommerliche Temperaturen und insgesamt eine steigende Durchschnittstemperatur. Daher überleben Zecken die kalte Jahreszeit, verbreiten sich stärker und sind in einigen Regionen sogar das ganze Jahr über aktiv.“ Aber nicht nur die Verbreitungsgebiete, sondern auch die Zahl der Arten, die Krankheiten übertragen, nimmt zu. So werden eigentlich in Afrika oder Asien heimische Hyalomma-Zecken immer öfter auch in Deutschland entdeckt und können beispielsweise Fleckfieber-Bakterien übertragen.

Informieren, vorbeugen und aufmerksam bleiben
Die FSME-Impfung wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen. Die Kosten für Grundimmunisierung und Auffrischungsimpfungen übernimmt die KKH für Erwachsene und Kinder, die in FSME-Risikogebieten innerhalb oder außerhalb Deutschlands leben, arbeiten oder Urlaub machen. Wichtig zu wissen: Diese Impfung schützt nicht vor Borreliose oder Fleckfieber. Deshalb rät Sonja Hermeneit für das gesamte Bundesgebiet:

– Lange Kleidung in freier Natur tragen.
– Anti-Insektenmittel verwenden.
– Den Körper zu Hause nach Zecken absuchen, insbesondere Kopf, Hals, Achseln, Armbeugen, Leisten und Kniekehlen.
– Zecken mit Hilfe einer Zeckenzange, -karte oder spitzen Pinzette dicht über der Haut greifen und langsam vollständig herausziehen, möglichst ohne sie zu quetschen, danach die Einstichstelle desinfizieren.
– Bei unvollständig entfernter Zecke zum Arzt gehen.
– Bei grippeähnlichen Beschwerden, Kopf- und Gliederschmerzen, ringförmiger Hautrötung oder auch unspezifischen Beschwerden wie Müdigkeit oder Konzentrationsstörungen beim Arzt auch das Thema Zecken ansprechen.
Die KKH Kaufmännische Krankenkasse ist eine der größten bundesweiten gesetzlichen Krankenkassen mit rund 1,6 Millionen Versicherten. Nähere Informationen erhalten Sie unter kkh.de/unternehmen/kurzportraet. – Simone Riß, KKH Ingolstadt

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