Oberbürgermeister Dr. Bernhard GmehlingHerr Dr. Gmehling, wenn Sie zum Jahresende Bilanz ziehen. Wie sehen Sie das Jahr 2009 für die Stadt Neuburg?
Unterm Strich war es ein sehr gutes Jahr! Wir haben natürlich – wie der Rest der Welt auch – unter der Finanz- und Wirtschaftskrise ein bisschen zu leiden gehabt und weniger Gewerbesteuer eingenommen. Insgesamt ist die wirtschaftliche Situation nicht gerade rosig gewesen. Andererseits liegen wir mit einer Arbeitslosenquote von aktuell nur 2,5 % mit an der Spitze in der Bundesrepublik. Wir haben auf dem Arbeitsmarkt damit eine hervorragende Situation und ansonsten ist auch sehr viel passiert in der Stadt. Wir haben kräftig investiert, Straßen neu gebaut…..
Auf was sind Sie am meisten stolz?
Worüber ich mich wahnsinnig freue, ist die Tatsache, dass wir nun der nationale Bewerber für den Ryder Cup 2018 sind und uns auch gegen die Bundeshauptstadt Berlin durchgesetzt haben, was nur möglich war, weil alle an einem Strang gezogen haben. Ich muss hier ein ganz großes Dankeschön sagen an unseren Stadtrat, vor allem an unsere Verwaltung, die den Bebauungsplan – der ja eine Grundvoraussetzung für diese Bewerbung war – in einer Rekordzeit durchgearbeitet hat. Wir haben da wirklich Hand in Hand gearbeitet: die Regierung beim Raumordnungsverfahren, das Landratsamt bei den Stellungnahmen, die Stadt Neuburg beim Bebauungsplan und nicht zuletzt natürlich die verantwortlichen Herren vom Wittelsbacher Ausgleichsfond, Generaldirektor Peter Scherkamp und der Geschäftsführer des Wittelsbacher Golfclubs, Frank Thonig. Alle haben hervorragend gearbeitet. Darum können wir auch alle auf den gemeinsamen Erfolg ein bisschen stolz sein.
Der Ryder Cup ist weltweit bekannt. Die neue Golfanlage wäre nicht nur eine Attraktion, sondern auch eine große wirtschaftliche Förderung für unsere gesamte Region.
Ja, das sehe ich auch so. Wenn jetzt auch noch die internationale Bewerbung klappt und das Projekt verwirklicht werden kann, dann wird dies ein Jobmotor und ein unheimlicher Anschub für unsere Wirtschaft. Man darf sich den Ryder Cup nicht als Veranstaltung für ein paar versprengte Intellektuelle mit Golfschläger in der Hand vorstellen, sondern da hängt unheimlich viel dran wie Infrastruktur, Wirtschaftskraft, Tourismus und alles was damit einhergeht.
Dann wird in den nächsten Jahren rund um den Golfplatz viel passieren?
Ja. Und wir haben auch noch unsere Industriegebiete in Heinrichsheim. Auch da sind wir daran, damit sich dort was tut. Ich denke, wir sind auf dem richtigen Weg. Wir haben fleißig und zielführend gearbeitet und werden dies auch in Zukunft tun, damit Neuburg wirtschaftlich gut dasteht; damit man in unserer Stadt gut leben kann. Damit wir ein herausragendes kulturelles Angebot offerieren können und wir alle Sportmöglichkeiten haben, die man sich nur vorstellen kann. Dass es bei der Umsetzung immer wieder Probleme und Rückschläge geben wird, ist mir auch klar. Das gehört dazu und ist normal.
Was erwarten Sie für das Jahr 2010?
Arbeit – das steht jetzt schon fest – ist genügend da. Wir haben eine Fülle an Baumaßnahmen, vor allem im Hochbau, die uns in Anspruch nehmen werden, vor allem die Mehrfachturnhalle an der Berliner Straße. Das Bauvorhaben ist ja schon im vollem Gange. Bis November 2010 soll sie fertig sein. Die alte Halle wird bis auf die Grundmauern zurück gebaut und dann wird praktisch eine neue Halle entstehen, Kostenpunkt 4,5 Mio Euro. Das ist ein Riesenprojekt, für das es 1,5 Mio Euro Zuschuss gibt. Es ist eine Fülle von Gewerken und wir haben den Ehrgeiz, dass wir diese Baumaßnahme zügig abarbeiten, damit möglichst bald dort wieder Schul- und Vereinssport betrieben werden kann. Ansonsten haben wir noch andere große Dinge vor wie z.B. die Planungen für Rathaus und Schwalbanger Schule. Da werden wir nächstes Jahr zwar noch nicht mit dem Bau beginnen, aber ganz intensiv planen. Dann wollen wir die Luitpoldstraße sanieren, wofür wir im Rahmen des Konjunkturpakets eine Förderung bekommen. Die größte Baumaßnahme, welche die Bürger spüren werden, ist die Bürgermeister-Sing-Straße. Auch da bekommen wir einen sehr hohen Zuschuss für Flüsterasphalt. Und wenn man schon diese Straße neu macht, dann muss gleichzeitig der Kanal und die Wasserleitung saniert werden. Das bedeutet, dass wir dort längere Zeit eine Baustelle haben werden. Das sind die Themen, die uns schon jetzt beschäftigen.
Wie viel wird die Stadt Neuburg für all diese Baumaßnahmen ausgeben?
Wir haben ein Investitionsvolumen von über 17 Mio Euro, ob wir dann wirklich alles so bauen können in dem einen Jahr, das weiß ich jetzt noch nicht. Die Planungen sind relativ weit. Ich kann mir vorstellen, dass wir alles umsetzen können. Wir wollen auch nächstes Jahr keine neuen Schulden machen und diese Baumaßnahmen deshalb aus unseren Rücklagen stemmen, die wir in den letzten Jahren, als es uns sehr gut ging, angespart haben. Der Ausblick in die weitere Zukunft schaut dann nicht mehr so gut aus. Es hängt aber auch viel davon ab, wie sich die wirtschaftliche Lage insgesamt entwickelt. Sollte nach der Wirtschaftskrise ein neuer Aufschwung kommen, würden wir auch wieder mehr Gewerbesteuer einnehmen und könnten dann vielleicht auch in den nächsten Jahren ohne Neuverschuldung auskommen.
Neuburg ist im Vergleich zu anderen Städten ähnlicher Größe doch eigentlich gut mit Firmen bestückt oder?
Wir haben das große Glück, dass wir nicht monostrukturiert sind, sondern einen Mix verschiedener Branchen im Industriebereich, Handel und Dienstleistungsbereich haben, sowie die unterschiedlichsten Arbeitgeber von Bundeswehr bis Krankenhaus. Vor allem das Handwerk funktioniert hervorragend bei uns. Die Handwerksbetriebe haben ihre Auftragsbücher ziemlich voll. Wir haben auch ein sehr reges Einkaufsleben. In der ganzen Region 10 ist nach dem Oberzentrum Ingolstadt Neuburg die attraktivste Einkaufsstadt. Auch unser Stadtmarketing ist sehr aktiv. Da passiert sehr viel.
Was tut sich bei der Südpark-Anbindung?
Beschlossen ist sie. Es fehlen aber noch zwei Grundstücksverhandlungen. Ich gehe davon aus, dass nächstes Jahr der erste Spatenstich erfolgen wird. Man hört zwar immer wieder: Für eine Straße zum Südpark geben die so viel Geld aus und nur wegen der Anwohner im Eternitweg. Aber das stimmt nicht! Es geht hier nicht so sehr um die Eternitwegler und die Gestaltung des Südparks, sondern um ein gutes Stück Infrastruktur. Wenn man sich das Gelände um die Baywa anschaut, dann muss man ehrlicherweise eingestehen, dass es alles andere als ansehnlich ist. Wenn wir diese Anbindung entlang der Bahn bekommen mit einem Kreisel an der jetzigen Baywa-Tankstelle, dann wäre dies auch eine Verbesserung der Infrastruktur und eine gute Investition. Denn mit dieser Anbindung können wir erreichen, dass auch das Straßenbauamt Ingolstadt an der B16 eine Einfädelspur baut, so dass wir bei der Südparkausfahrt dann keine Linksabbieger mehr hätten.
Dann wird diese unfallträchtige Ausfahrt natürlich auch viel sicherer.
Das ist auch einer der Hauptgründe, warum der Stadtrat mit ganz großer Mehrheit für diese Lösung entlang der Bahn gestimmt hat.
Was haben Sie sonst noch auf dem Herzen?
Ich glaube, der Stadtrat, die Verwaltung und meine Wenigkeit haben im letzten Jahr sehr gut zusammengearbeitet. Wir haben vieles umsetzen können und darauf kommt es an. Ich wünsche mir, dass dies auch weiterhin so gut klappt. Natürlich hat man immer Visionen und Wünsche. Aber ich bin eher ein Praktiker und setze lieber einen Schritt vor den anderen und schaue, was wir als nächstes umsetzen können. Es ist ja letztlich unsere Aufgabe, dass wir im Bereich der Daseinsvorsorge möglichst gute Lösungen für unsere Bürger/innen anbieten können. Das bewegt und treibt mich am meisten an und um. Wir haben große Dinge vor und wenn sich dies verwirklichen lässt – auch das, was mir in der Ansiedlungspolitik noch vorschwebt – dann können wir ganz gut in die Zukunft schauen.