Eichstätt (upd) – Gemeinsam mit privaten, kirchlichen und öffentlichen Partnerinstitutionen aus der Region hat die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) eine neue Stiftungsprofessur für Künstliche Intelligenz in der Pflege auf den Weg gebracht. Verteilt auf fünf Jahre beteiligt sich der Landkreis Eichstätt mit 250.000 Euro an der Finanzierung der Stiftungsprofessur, die Stadt Eichstätt mit bis zu 150.000 Euro. Insgesamt 350.000 Euro an Förderung übernehmen zusätzlich die Eichstätter Caritas-Stiftung sowie die Ingolstädter Ingenium-Stiftung – unter anderem mit Mitteln ihrer Gründerin und langjährigen Vorstandsvorsitzenden Mathilde Greil. Angesiedelt sein wird die Stiftungsprofessur an der Fakultät für Soziale Arbeit der KU, die bereits seit mehreren Jahren den Studiengang Pflegewissenschaften anbietet.
Künstliche Intelligenz wird im Hinblick auf Pflege häufig mit Robotern in Verbindung gebracht. Deren Entwicklung befindet sich aber noch in den Anfängen. Relevanter und schneller verfügbar sind hingegen IT-gestützte Systeme für die Dokumentation, Anwendungen in der Diagnostik und weitere vernetzte Hilfs- und Monitoringsysteme – etwa für die Telemedizin. Diese werden die pflegerische Versorgung sowohl für die Pflegenden als auch die zu Versorgenden, besonders bei Demenz, ändern. So kann KI etwa die Fachkräfte in Krankenhäusern und Seniorenheimen bei der zeitaufwändigen Dokumentation von Pflege unterstützen, indem diese per Spracherkennung bereits während des Austausches mit den Patienten erfolgt.
Welche Perspektiven und Hürden sich generell durch den Einsatz von KI speziell in der Pflege ergeben, ist bislang jedoch wenig erforscht – sowohl für den Alltag von professionellen Akteuren und Betroffenen als auch im Hinblick auf die Qualifikation von Fachkräften. Hier wird die neue Stiftungsprofessur ansetzen, um Expertise für die Region und darüber hinaus zu bieten. Zudem wird sie verknüpft sein mit dem Ingolstädter Forschungszentrum „AININ – Artificial Intelligence Network Ingolstadt“, dessen Gründungsmitglied die KU ist. Als Teil eines bayerischen Netzwerks hat das Zentrum zum Ziel, Forschungsergebnisse in konkrete Anwendungen umzusetzen, die für die Gesellschaft relevant sind – verbunden mit Perspektiven für Unternehmensgründungen in der Region.
„An der Professur sollen anwendungsbezogen Lösungen zur Verbesserung der Situation von Menschen mit Pflegebedarf entwickelt, marktreif gemacht und vermarktet werden. Zentraler Antrieb dabei ist es, die Situation von Menschen mit Pflegebedarf zu verbessern und das Fachpersonal zu entlasten“, schildert der Dekan der Fakultät für Soziale Arbeit, Prof. Dr. Frank Wießner. KU-Vizepräsident Prof. Dr. Klaus Stüwe betont, dass sich die KU als Universität in der Region verstehe, die bewusst im engen Austausch mit der Bevölkerung und Partnern vor Ort gesellschaftlich relevanten Themen der Zeit aufgreife: „Gerade im Bereich der Pflege gilt es, dass Technik nicht dem Selbstzweck, sondern den Menschen dienen muss. Dass die neue Stiftungsprofessur für Künstliche Intelligenz in der Pflege von so vielen Institutionen nicht nur ideel gefördert, sondern auch finanziell getragen wird, macht uns sehr stolz. Dies unterstreicht den Rückhalt unserer Universität in der Region, für den ich allen Förderern herzlich danke.“
Ausgangspunkt für die Gespräche mit potenziellen Stiftern, die Prof. Dr. Stefan Schieren (Professor für Politikwissenschaft an der Fakultät für Soziale Arbeit) initiiert hatte, war eine Zusage von Mathilde Greil, Gründerin der Ingenium-Stiftung, für eine erhebliche Teilfinanzierung des Vorhabens. „Dies war die entscheidende Basis, um weitere Stifter für die Professur gewinnen zu können“, so Schieren. Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Oskar Platzer, zeigt sich überzeugt von den guten Erfolgsaussichten der Stiftungsprofessur: „Die Ingenium-Stiftung engagiert sich seit beinahe zwei Jahrzehnten in der Unterstützung von Menschen mit Demenz. Die Entwicklung digitaler Lösungen wird bei der Verbesserung der Pflegesituation eine entscheidende Rolle spielen.“
Zu den Förderern der neuen Stiftungsprofessur gehört auch der Landkreis Eichstätt. Landrat Alexander Anetsberger betont: „Ich freue mich sehr, dass die KU damit einen wichtigen Beitrag für ein gesellschaftliches Megathema – den Demografischen Wandel – leistet und dieses mit einem zukunftsweisenden technologischen Ansatz verbindet. Damit wirkt die Universität in unserer Region und das begrüße ich ausdrücklich. Deshalb bin ich auch glücklich darüber, dass der Kreistag beschlossen hat, diese Professur maßgeblich mitzufinanzieren. Wir bringen damit zum Ausdruck, dass wir gesellschaftspolitische Herausforderungen erkennen und annehmen – mit einem starken Partner wie der KU fällt das sicher leichter. Im Idealfall gelingt es uns gemeinsam, im Umfeld der Stiftungsprofessur ein Gründungsgeschehen in Gang zu setzen, welches zur Ansiedlung von Start-Ups und damit zur Schaffung neuer zukunftsgerichteter Arbeitsplätze führt.“
Für Eichstätts Oberbürgermeister Josef Grienberger ist „eines der wichtigsten Zukunftsthemen und der wichtigsten Zukunftsberufe“. Die Stadt Eichstätt als Förderer dieser Stiftungsprofessur glaube fest daran, mit ihrem Beitrag helfen zu können, durch Künstliche Intelligenz Pflege zu verbessern – sowohl für jene, die pflegen, als auch für alle, die auf Pflege angewiesen sind. „Denn gerade das vergangene Jahr hat gezeigt: Die Pflege ist eine unglaublich wichtige Säule der Gesellschaft, auf die man bauen kann, wenn es ernst wird. Ich würde mich freuen, wenn diese Förderung der Anstoß einer Zusammenarbeit der Stiftungsprofessur mit den medizinischen Einrichtungen vor Ort – zum Beispiel unserem Eichstätter Krankenhaus oder dem Heilig-Geist-Spital – wird.“
„Die Caritasstiftung Eichstätt hofft, durch die Mitfinanzierung der Stiftungsprofessur in Höhe von insgesamt 50.000 Euro einen Beitrag zur Verbesserung der Pflege leisten zu können und damit sowohl die Situation
Pflegebedürftiger, als auch im Pflegebereich Tätiger wegweisend zu verbessern. Zudem ist es der Caritasstiftung Eichstätt ein Anliegen, damit gleichzeitig zur Profilschärfung der KU in einem für die Gesellschaft hochrelevanten Bereich beizutragen, diesen vorantreiben zu können und als Partner in der Region deren Wirtschaftsstruktur zu stärken“, so Alfred Frank, Caritas-Vorstand und Geschäftsführer der Caritas-Stiftung.
Die neue Stiftungsprofessur ist bereits ausgeschrieben worden, so dass noch im Lauf dieses Jahres das weitere Verfahren zur Findung geeigneter Bewerberinnen und Bewerber beginnen kann. Die Besetzung der Stelle soll voraussichtlich zum Wintersemester 2022/23 erfolgen. – Constantin Schulte Strathaus
Bildinformation: Auftakt der neuen Stiftungsprofessur mit (v.l.) Andreas Steppberger (Caritas-Stiftung), Prof. Dr. Frank Wießner (Dekan Fakultät Soziale Arbeit), Alfred Frank (Caritas-Stiftung), Prof. Dr. Helmut Kreidenweis (Fakultät Soziale Arbeit), Mathilde Greil (Gründerin Ingenium Stiftung), Prof. Dr. Inge Eberl (Fakultät Soziale Arbeit), Oberbürgermeister Josef Grienberger, Oskar Platzer (Ingenium-Stiftung), Landrat Alexander Anetsberger, KU-Vizepräsident Prof. Dr. Klaus Stüwe sowie Prof. Dr. Stefan Schieren (Fakultät Soziale Arbeit). (Foto: Schulte Strathaus/upd)