Do. Apr 25th, 2024

Die Marktgemeinde Mering gibt zum 1001. „Geburtstag“ ihre Tausend-Jahres-Chronik heraus

AUGSBURG/MERING | pm./klu. – Am 14. November 2021 war es exakt 1000 Jahre her, dass mit den Worten „apud villam Moringa“ in einer Urkunde des ottonischen Kaisers Heinrichs II. erstmals der Name der bayerisch-schwäbischen Marktgemeinde Mering schriftlich genannt wurde. Nicht zuletzt wegen der Corona-Pandemie, dennoch mit Blick auf das historische Datum, erschien ein Jahr später zum 1001. „Geburtstag“ der Marktgemeinde die Ortschronik „1000 Jahre Mering. 1021 – 2021“. 37 Autorinnen und Autoren waren an diesem Werk mit 732 Seiten Umfang, elf Kapiteln mit insgesamt 124 Einzelbeiträgen und 745 Abbildungen beteiligt. Erschienen ist die Chronik im context verlag Augsburg | Nürnberg, Herausgeberin ist die Marktgemeinde Mering.

Einst Grenzlanddorf, heute boomende Gemeinde
Die Lage Merings an der Grenze zwischen dem Territorium der Herzöge und späteren Kurfürsten des Hauses Wittelsbach – nur gut 15 Kilometer südöstlich der einstigen Bischofs- und Reichsstadt Augsburg gelegen – war lange eher Fluch als Segen. Denn das Dorf lag nicht nur an der Landes- und Sprachgrenze zwischen Schwaben und Altbayern, sondern auch an einer hart umkämpften Konfessionsgrenze zwischen dem katholischen Altbayern und dem zeitweise protestantisch dominierten Schwaben. Der Glaubensstreit war übrigens der Grund dafür, warum im barocken „Meringer Himmel“, dem Deckenfresko in der Pfarrkirche St. Michael, die Lepanto-Schlacht – und mit ihr Martin Luther und Philipp Melanchthon in wenig schmeichelhafter Form – dargestellt sind. Ein Allianzwappen am Altar dieser Kirche belegt den Erbanspruch eines Wittelsbachers auf ganz Österreich. Solch regelmäßig ausbrechenden bayerischen Großmachtwahn hatten die Meringer des Öfteren auszubaden: Ein Gemälde in der Wallfahrtskapelle St. Franziskus zeigt das im Spanischen Erbfolgekrieg brennende Dorf. Für die Königskrone der Wittelsbacher von Napoleons Gnaden starben etliche Meringer später selbst in den eisigen Weiten Russlands. Die Nähe zu München war nicht immer schon ein Vorteil: Als sich die Meringer vom „roten Terror“ der Münchner Räterepublik bedroht fühlten, bildeten biedere Bahnangestellte, Beamte, Besitzbürger und Bauern 1919 eine mit Schießprügeln bewaffnete Bürgerwehr. Noch in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs wurde Mering zum Ziel eines todbringenden Bombenangriffs, der eher der nahen Flugzeug- und U-Boot- Motoren-bauenden Industriestadt Augsburg galt als dem wenig bedeutenden Dorf am Rand des Lechtals. Heute bringt die Lage an der Bahnlinie zwischen München und Augsburg der Marktgemeinde einen steten Zuzug von Neubürgern ein. Die für Berufspendler so attraktive Verkehrsanbindung macht den Ort im Landkreis Aichach-Friedberg zur rasant wachsenden „Boom- Gemeinde“ mit stadtähnlicher Infrastruktur.

Die voluminöse Ortschronik beschreibt tausend Jahre der Meringer Historie zwar vor dem Hintergrund der „großen Geschichte“, aber letztlich aus der Perspektive der „kleinen Leute“. Freilich brachte es die Lage Merings mit sich, dass man in seinen Annalen immer wieder auf die „Großen“ in der Region stößt – auf Welfen und Staufer, auf Wittelsbacher und Fugger. Neben der Pfarrkirche St. Michael – ihr Bauherr war der Kurfürst von Bayern – ist bis heute das Schloss an der Paar der bauliche Mittelpunkt des Ortes. Hier saßen die Hofmarksrichter der Wittelsbacher, hier ließen sie „weißes Bier“ brauen, und hier saßen später die Schlossherren, die im Ort das Sagen und am Brauhaus den Gewinn hatten. Doch vor allem beleuchtet die Meringer Chronik das Leben von Bauern und Handwerkern, Künstlern, Kaufleuten und Fabrikanten, Geistlichen und Franziskanerinnen, Vereinsgründern und Politikern, Ehrenbürgern und Originalen. Auch die „armen Teufel“ kommen in dieser Chronik vor – eine Kindsmörderin ebenso wie ein in Mering geräderter und gevierteilter Raubmörder, der legendäre Räuber Kneißl ebenso wie ein Meringerzeller Kumpan des „Bayerischen Hiasl“, eines gefürchteten Räuberhauptmanns. Arm dran waren anfangs auch die rund 2000 Heimatvertriebenen, die ab 1945 mit den eigenen Händen St. Afra, den jüngsten unter den Meringer Ortsteilen, „aus dem Boden stampften“. Die Chronik „1000 Jahre Mering. 1021 – 2021“ dokumentiert zwar „nur“ die Geschichte eines einzigen bayerischen Ortes – aber zugleich exemplarisch und sehr konkret auch Fakten, Hintergründe und Entwicklungen in und aus der Geschichte ganz Bayerns. – Candida Sisto, context Augsburg

Mehr zu „1000 Jahre Mering. 1021–2021“ unter www.context-mv.de. Dort findet man neben weiteren Informationen zum Buch auch das sechsseitige Inhaltsverzeichnis sowie die Kurzporträts aller an der Ortschronik beteiligten Autorinnen und Autoren.

Kommentar verfassen