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Eichstätt, 10. Mai 2021 (upd) – Dr. Karin Boczek hat an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) die neue Juniorprofessur für Digitalen Journalismus übernommen. Sie ist zugleich die erst Nachwuchswissenschaftlerin an der KU, deren sogenannte Tenure-Track-Professur aus dem Bund-Länder-Programm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses unterstützt wird. Die KU hatte sich bei einem bundesweiten Wettbewerb im Herbst 2019 erfolgreich um die Förderung von sieben solcher Professuren beworben. Dafür wurden rund fünf Millionen Euro bewilligt. Den inhaltlichen Rahmen dieser Professuren bildet ein Konzept mit dem Oberthema „Eine am Menschen orientierte digitale Gesellschaft“.

Juniorprofessorin Dr. Karin Boczek studierte Journalistik mit Zweitfach Sozialwissenschaften (Diplom-Journalistin) sowie Wirtschaftswissenschaften (Bachelor) an der TU Dortmund und promovierte 2019 zum Thema „Vielfalt als journalistischer Wert? Eine Analyse der Nutzung von Expertenquellen in der Berichterstattung mit Text-Mining und klassischer Inhaltsanalyse“. Sie volontierte bei der „Neuen Westfälischen“ in Bielefeld und absolvierte u. a. Praktika bei „Radio Bremen“ und dem „NDR“. Vor ihrer Berufung an die KU war sie von Oktober 2019 bis April 2021 Juniorprofessorin am Journalistischen Seminar der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Zu ihren Arbeitsschwerpunkten gehören unter anderem Innovationen im Journalismus, digitaler Journalismus sowie Social Media und Messenger Apps im Journalismus.

„Der Journalismus selbst bewegt sich durch die Digitalisierung in einem Spannungsfeld: Auf der einen Seite soll er einen Beitrag zur öffentlichen Diskussion leisten, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf jeden Einzelnen hat. Auf der anderen Seite ist auch der Journalismus selbst von der Digitalisierung betroffen“, erläutert Boczek. Um sicherzustellen, dass die digitale Gesellschaft sich am Menschen orientiert, müsse wissenschaftlich untersucht werden, ob auch im Journalismus die Partizipation an neuen digitalen Technologien sichergestellt sei und welche Risiken diese haben. Das Tenure-Track-Programm biete dabei Gelegenheit zum fachübergreifenden Austausch mit den anderen Forschenden, die daran beteiligt sind.

Während Journalismus früher klar durch einzelne Produkte erkennbar gewesen sei, werde es für das Publikum durch die digitale Vielfalt schwieriger, vertrauenswürdigen Journalismus eindeutig zu identifizieren. Angesichts eines Überangebotes an Informationen gelte es, Wege zu finden, die wieder zu mehr Aufmerksamkeit für den Journalismus führen. „Das hat auch Auswirkungen auf die Ausbildung künftiger Journalistinnen und Journalisten. Es gilt, die Inhalte so zu verpacken, dass man das Publikum im Wettbewerb um Aufmerksamkeit weiterhin erreicht“, so Boczek. Vor allem im Printjournalismus orientierten sich Innovationen meist an tradierten Verlagsstrukturen, die man durch eine reine Digitalisierung zu bewahren suche. Dass das Publikum jedoch bereit sei, auch für innovative Formen des Journalismus weiterhin zu bezahlen, zeige etwa die New York Times, die auch in der Corona-Zeit viele Digital-Abonnements hinzugewonnen habe.

Eine Tenure-Track-Professur, wie die von Juniorprofessorin Boczek, bietet besonders herausragenden Nachwuchswissenschaftlerinnen und –wissenschaftlern nach einer erfolgreichen Bewährungsphase den unmittelbaren Übergang in eine Professur auf Lebenszeit. So erhalten sie bereits früh verlässliche Perspektiven für ihre wissenschaftliche Karriere. „Dieser Weg stellt einen Kulturwechsel in der Nachwuchsförderung dar und wird an der KU fest etabliert. Wir können damit jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern langfristige Perspektiven bieten und einen transparenten Karriereweg aufzeigen. Gleichzeitig steigert das Tenure-Track-Programm noch einmal unsere Attraktivität, um hervorragenden wissenschaftlichen Nachwuchs für uns zu gewinnen“, betont Prof. Dr. Jens Hogreve, Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs an der KU. Für Juniorprofessorin Dr. Karin Boczek bietet sich so nicht nur persönliche Planungssicherheit, sondern auch die Basis, um Forschungsthemen intensiver zu bearbeiten: „Mit der Perspektive des Tenure-Track-Programms kann ich Themen für meine Forschung auswählen, die einen langfristigen Charakter haben und dabei nicht nur aktuelle Diskussionen aufgreifen. Es ist für mich eine große Ehre, zu diesem interdisziplinär ausgerichteten Programm zu gehören.“

Denn neben einem detaillierten Konzept zur Personalentwicklung umfasst das Tenure-Track-Programm der KU auch ein inhaltliches Rahmenkonzept für die sieben Professuren unter dem Titel „Für eine am Menschen orientierte digitale Gesellschaft“. Die KU will dabei den technischen Fortschritt mit dem gesellschaftlichen Wandel in Bezug setzen, mögliche Spannungsfelder aufzeigen, potenzielle Risiken und Herausforderungen benennen und aus wissenschaftlicher Perspektive einen Beitrag für eine am Menschen orientierte digitale Gesellschaft leisten. Neben der Journalistik werden die anderen Tenure-Track-Professuren – die nächsten zwei starten zum Herbst dieses Jahres – in den Bereichen Soziologie, Mathematik, Psychologie, Sprachwissenschaft und Betriebswirtschaftslehre angesiedelt sein. – Constantin Schulte Strathaus, KU Eichstätt-Ingolstadt

 

 

 

(Foto Juniorprofessorin Dr. Karin Boczek: privat)

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